Standortbestimmung gettyimages.de -- Eric Frenzel im finnischen Kuusamo
Eric Frenzels Kolumne

Standortbestimmung

  • Eric Frenzel
Eric Frenzel ist in den Weltcup-Winter gestartet. Wie in den vergangenen Jahren gibt er uns auch in dieser Saison in seiner Kolumne einen exklusiven Einblick hinter die Kulissen der Nordischen Kombinierer.
Nach der erwarteten Windlotterie zum Weltcup-Auftakt in Kuusaamo, der wieder viele Mitfavoriten zum Opfer gefallen sind, stehen wir mit den drei Wettkämpfen in Lillehammer vor der ersten richtigen Standortbestimmung dieser Saison, die wohl spannender nicht werden könnte. Meiner Meinung nach hat sich die Weltspitze verbreitert und ist insgesamt auch enger zusammen gerückt.

Die Norweger besitzen ein sehr starkes Team, aus dem jeder einzelne Weltcupsiege erringen kann; sie haben ein beachtliches Sprungniveau, das für andere schnell einen Rückstand von mehr als einer Minute in der Loipe entstehen lassen kann, was schwer aufzuholen ist, da sie neben exzellenten Springern auch exzellente Läufer haben. Jarl Magnus Riiber gilt dabei mein größtes Augenmerk; seit zwei Saisons im Grunde genommen das große norwegische Talent hat er in einzelnen Wettkämpfen seine Stärke bereits aufblitzen lassen, bisher aber an Konstanz vermissen lassen. Sollte sich das für diese Saison anders entwickeln, haben wir bereits den ersten Anwärter auf die große Kugel im Visier. Mario Seidel und Akito Watabe wird man im Kampf um die Weltcup-Spitze auf dem Zettel haben müssen und natürlich die eigenen Mannschaftskameraden Fabian Riessle und Johannes Rydzek.

Die ersten drei Wettkämpfe nach dem Weltcup-Opening werden Aufschluss darüber geben, auf welchem Niveau sich die Genannten bewegen. Ich freue mich auf diese Standortbestimmung, zumal sie für mich unter einem guten Omen steht. Meinen ersten Weltcup-Sieg konnte ich bei einem Massenstart erringen, nun wird nach 2009 zum ersten Mal wieder in Lillehammer ein solches Rennen durchgeführt werden: erst Laufen, dann Springen.

Ich liebe derartige Wettkämpfe, bei denen es selbstverständlich auch auf Taktik ankommt, zumindest in den ersten drei Runden. Interessant dabei ist, dass viele Starter das an diesem Wochenende zum ersten Mal machen werden, in der deutschen Mannschaft bin ich zum Beispiel der einzige, der je ein Massenstart –Rennen im Weltcup absolviert hat. Gestartet wird als Block, bei dem die Führenden im Gesamtweltcup in den ersten Startreihen zu finden sind. Die Anfangsphase wird vor allem bei den jungen Hasen von Nervosität geprägt sein, alles ist sehr eng, man will Stürze und Stockbrüche vermeiden und ist sehr auf den Loipenverkehr konzentriert. Man will so schnell wie möglich in eine gute Ausgangposition, was auch schnell Fehler hervorbringt. Achtsamkeit ist also gefragt und ein klein wenig Geduld, um so gerade in der Anfangsphase Lücken und Räume zu erkennen, die für einen günstigen Rennverlauf zu nutzen sind. Ein gutes Rennergebnis wird einem dann auch auf der Schanze im Zweifel das nötige Selbstbewusstsein geben.

Ich freue mich darauf!

Herzlichst
Eric Frenzel

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