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Endlich wieder schmerzfrei trainieren

  • Dr. Norbert Koenen und Manfred Semmlin
Viele Sportler wollen, können aber nicht trainieren. Wenn beim Üben die Füße schmerzen, die Hüfte sticht oder die Knie den Dienst versagen, wird das Training zur Tortur. Eine Bewegungsanalyse ermöglicht es, die Ursachen von Schmerzen zu identifizieren und die richtige Therapie einzuleiten.

Von Dr. Norbert Koenen und Manfred Semmlin

Bei Schmerzen des Geh- und Stützapparats hat sich ein differenziertes Analyse- und Therapieprogramm bewährt, das es ermöglicht, den Bewegungsablauf von Bein und Fuß in seinen Einzelheiten, vom Aufsetzen der Ferse bis zum Abstoß der Zehen sowie das Zusammenspiel dieser Einzelheiten im Ganzen und mit den statischen Gegebenheiten zu untersuchen und zu verstehen. Dies ist die Voraussetzung, um eine begründete Aussage darüber treffen zu können, in welcher Phase des Bewegungsablaufs mit welchen Mitteln wo und wie eingegriffen werden sollte, um zu erreichen, dass ein Sportler wieder uneingeschränkt trainieren kann. Zudem verhindern Analyse und Therapie Schlimmeres – nämlich Langzeitschäden!

Mithilfe einer videogestützten Bewegungsanalyse lassen sich biomechanische Bewegungsunstimmigkeiten sichtbar machen. Unter anderem werden Kopfhaltung, Schulterstand, Armpendel, Wirbelsäulenbiegung, Hüftstand, Oberschenkelrotation, Beinachsenwinkel, Unterschenkelbewegung, Rückfußwinkel, Längsgewölbe (innen und außen), Quergewölbe-Zehenabstoß und Gangpantomimik analysiert. Dabei werden individuelle Wesenszüge des Ganges (federnd, energisch oder schleichend), Gangpathologie und Gangkinematik deutlich. Zu erkennen sind zum Beispiel Beiachsfehlstellungen, die zu dynamischen Schuh-Außen- bzw. Schuh-Innenrand-Erhöhungen führen, sportartspezifische oder berufsbedingte Belastungen, angeborene oder posttraumatische Fehlstellungen, chronische Entzündungen, negative Einflüsse von schlechten Schuhen oder hohen Absätzen. Die fokussierte Perspektive der Aufzeichnungen verdeutlicht dem Sportler sehr schnell Ursache seiner Schmerzen.

Diese Eigenidentifikation fördert die Akzeptanz für den weiteren Behandlungsprozess. Dieser sieht zunächst eine zusätzliche Untersuchung bei einem Orthopäden vor, der das Ergebnis der Laufbandanalyse erhält. Der Arzt führt eine ausführliche Anamnese durch und prüft zum Beispiel: Wie ist die Gelenksituation? Ist sie hypermobil, oder eher rigid? Ist eine Deformierung festzustellen, oder besteht unter Umständen eine Hüftrotationsproblematik? Des Weiteren werden der Allgemeinzustand und die Lebensweise betrachtet. Erst wenn die Diagnostik abgeschlossen ist und die Befunde vorliegen, kann über die Behandlung entschieden werden.

Stellt der Orthopäde beim Patienten zum Beispiel muskuläre Dysbalancen festgestellt, ist zunächst der Physiotherapeut gefragt. Dieser kann dem Sportler gezielt Übungen empfehlen, die seine Schwachstellen kompensieren helfen. Weitere Hilfe bringt die Orthopädie-Schuhtechnik, das Handwerk, das sich um Erhalt und Wiederherstellung der Gehfunktionen kümmert. Die Liste der Versorgungsarten, die einem Orthopädie-Schuhtechniker zur Verfügung stehen, reicht von kleinen Fußhilfen über Einlagen, orthopädische Zurichtungen am Konfektionsschuh bis hin zur Maßanfertigung von Schuhen.

Richtig Maß nehmen

Die „Komponente Schuh“ ist ein wesentlicher Faktor in der biomechanischen Schrittabwicklung. Deshalb werden die Messungen auch stets mit relevanten Schuhen vorgenommen und nicht auf einer neutralen Messplatte. Letzteres ist insbesondere bei Diabetikern sehr wichtig, da bei der Messplatte Absatzsprengung, Sohlengeometrie und Shorehärte des Schuhs nicht hinreichend berücksichtigt werden. Der Orthopädie-Schuhtechniker ermittelt auch, ob im konkreten Fall ein guter Schuh reicht oder ob vielleicht eine stabilisierende Einlage benötigt wird.

Nützlich sind zur Beantwortung dieser Frage digitale Innensohlen-Druckmessungen. Diese ermöglichen eine Darstellung der Aufnahmen in Form eines Druckgebirges. Die geeichten Messsohlen mit maximal 240 Druckmess-Sensoren pro Sohle machen Vergleichsmessungen mit und ohne Hilfsmittel möglich. Sie liefern weitere Daten für eine optimale Einlagen- und Schuhversorgung. Am Bildschirm zeigen unterschiedliche Farben den Kraftverlauf beim Gehen an, und es ist deutlich zu sehen, wie sich der Druck über Ferse, Fußsohle und Zehen verteilt. Die Druckmessungen und plastische Abdrücke sind für eine eventuelle Einlagenversorgung wichtig.

Die Einlagenvariationen hängen von der Problemstellung ab. Die Struktur einer Einlage hängt dabei im Wesentlichen von der Gelenksbeweglichkeit, Druckempfindlichkeit und physiologischen Problemstellung ab. Bei einer sensomotorischen Einlage etwa vermitteln punktuelle Erhöhungen Reize zum Beispiel an Sehnenansätzen oder an den Gelenkinnenflächen. Die punktuellen Druckimpulse sollen die körpereigenen Korrekturmechanismen über die Propriozeption stimulieren. Silikon-Druckschutz-Korrektur-Orthesen sorgen für eine Druckumverteilung. Der Schuhschaft spannt sich dabei über die künstliche Prominenz, wodurch die schmerzhafte Stelle entlastet wird.

Der Laufschuh-Berater, der idealerweise auch zum Behandlerteam gehört, sucht dann einen geeigneten Schuh für den Sportler aus. Die Auswahl des Schuhs durch einen Experten, der die sportartbedingten Belastungen aus dem Effeff kennt, trägt dazu bei, einerseits Schäden zu vermeiden und andererseits die Leistung des Sportlers zu optimieren.

Die Videoanalyse kann aber nicht nur die Defizite identifizieren, sondern auch Trainingserfolge verdeutlichen – das motiviert. Um den verbesserten Geh- und Laufstil nachhaltig zu verankern, kann sich ein Laufbandtraining an die vorherige Bewegungsanalyse anschließen. Nicht nur Spitzensportler nutzen diese Gelegenheit. Denn der Kamera entgeht nichts – auch kein Rückfall in die alten, gewohnten Schonhaltungen beim Gehen/Laufen. Dies kann man dem Sportler anhand der Aufnahmen sehr gut zeigen und ihm vermitteln, was er ändern soll. Anschließend geht er noch einmal aufs Laufband, so dass er die Fehler beheben kann.

Über die Autoren:

Dr. Norbert Koenen und Manfred Semmlin

Der Orthopäde Dr. med. Norbert Koenen und der Orthopädie-Schuhtechnikmeister Manfred Semmlin arbeiten im BewegungsAnalyseZentrum des Instituts für Gesundheit und Prävention in Bad Waldsee. Mit ihrem interdisziplinär zusammengesetzten Team behandeln sie alle Formen von Störungen des menschlichen Gang-, Stütz- und Bewegungssystems. Koenen und Semmlin betreuen und betreuten neben den „normalen“ Patienten auch Welt- und Europameister, die Bundesligaspieler vom VFB Stuttgart (Fussball), SSV 1846 Ulm (Basketball), TTF Ochsenhausen (Tischtennis), Frisch auf Göppingen (Handball), VFB Friedrichshafen (Volleyball) sowie die U-20 DFB-Fußball Nationalmannschaft, Damen Volleyball-Nationalmannschaft (A-Kader).

Weitere Informationen: Institut für Gesundheit und Prävention, Schloßhof 2, 88339 Bad Waldsee
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