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Generalprobe geglückt – Deutsche Olympiachancen in der Leichtathletik

  • Redaktion
Die Generalprobe für die olympischen Spiele ist bei der Leichtathletik-EM geglückt. Nun gilt es für die erfolgreichen DLV-Athleten, in London ihre Leistungen zu wiederholen. netzathleten.de wirft einen Blick auf die Medaillenchancen der Deutschen Starter bei den Olympischen Spielen.

Ob es sinnvoll ist, eine Europameisterschaft nur vier Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele durchzuführen, sei einmal dahin gestellt. Betrachtet man die EM als Gradmesser für die Chancen der DLV-Athleten bei Olympia, kann man voller Vorfreude nach London schauen. Bis auf eine große Ausnahme präsentierten sich die deutschen Leichtathleten in guter Form. Mit sechs Siegen, sechs zweiten und vier dritten Plätzen war der Deutsche Leichtathletik Verband sogar die erfolgreichste Nation bei der EM in Helsinki.

Deutschland - Land der Werfer und Stoßer


An diese Leistung möchten die Athleten bei den Olympischen Spielen natürlich anknüpfen. Allen voran die Werfer und Stoßer. Als großer Favorit geht Diskuswerfer Robert Harting an den Start, der nach dem EM-Titel nun auch Olympiasieger werden will. Die Goldmedaille bei Olympischen Spielen ist der einzige Titel, der dem 2,01m Hünen noch fehlt. 2008 reichte es nur zu Platz vier. Nun soll der Sieg her. Und die Chancen sind groß. Harting ist seit 28 Wettkämpfen ungeschlagen und führt mit 70,66m auch die Jahresbestenliste an.

Auch Kugelstoßer David Storl möchte nach seinem EM-Titel eine Medaille in London folgen lassen. Doch für dieses Ziel muss er noch etwas zulegen und die US-Amerikanische Dominanz durchbrechen. Momentan scheint Reese Hoffa unschlagbar zu sein. Doch mit seiner Jahresbestleistung von 21,58m, die er bei der EM aufgestellt hat, liegt Storl auf Platz fünf, nur 8cm hinter Platz drei der Jahresbestenliste und kann sich gute Chancen auf eine Medaille ausrechen. Ohne Chancen sind dagegen die Deutschen Speer- und Hammerwerfer, sofern Überraschungs-Weltmeister Matthias de Zordo nicht doch noch an alte Form anknüpfen kann.

Bei den Frauen möchte vor allem Weltrekordlerin Betty Heidler im Hammerwurf ihr Vorkampf-Aus bei den Europameisterschaften vergessen machen und den großen Wurf zum Titel schaffen, der ihr bei der EM noch verwehrt war. Auch Diskuswerferin Nadine Müller möchte in London ganz oben stehen. Zwar reichte es in Helsinki nur zum zweiten Platz, doch mit der größten Weite in diesem Jahr gilt Müller als Mitfavoritin auf den Olympiasieg. Zumindest eine Medaille möchte Christina Obergföll im Speerwurf holen. Mit Silber bei der EM und mit der drittgrößten Weite 2012 stehen ihre Chancen nicht schlecht. Für die zweitbeste Deutsche, Linda Stahl, die bei der EM noch Bronze holte, wäre eine Finalteilnahme bereits ein Erfolg. Das gilt auch für Kugelstoß-Europameisterin Nadine Kleinert, die bei ihrem EM-Titel mehr von der Schwäche der Konkurrenz profitierte als von ihrer eigenen Stärke. Aktuell liegt Kleinert auf Platz 8 der Jahresbestenliste. Und wenn nichts Außergewöhnliches passiert, wird es bei Olympia auch nicht viel mehr als dieser Platz werden.

Der große Sprung


Bei den Männern machen sich vor allem Weitspringer Sebastian Bayer und die Stabhochspringer berechtigte Hoffnungen auf eine Medaille, die auch golden glänzen kann. Europameister Sebastian Bayer hat mit 8,34m die zweitgrößte Weite des Jahres geschafft, nur einen Zentimeter kürzer als der Brite Greg Rutherford und der Russe Sergey Morgunov. Auch der zweitbeste Deutsche, Christian Reif (8,26m), kann an einem guten Tag vorne mitspringen. Im Stabhochsprung führt wohl kein Weg an den Deutschen Springern vorbei. Bei der EM landeten Björn Otto, Raphael Holzdeppe und Malte Mohr auf den Plätzen zwei bis vier. Diese Plätze nehmen Otto (5,92m), Mohr (5,91m) und Holzdeppe (5,77) auch in der Jahresbestenliste ein, sodass man durchaus mit einer deutsche Medaille im Stabhochsprung rechnen kann. Dagegen finden Drei- und Hochsprung ohne deutsche Beteiligung statt.

Bei den Frauen ist vor allem Hochspringerin Ariane Friedrich die große Unbekannte. Nachdem sie fast die komplette Saison wegen Verletzung pausieren musste, wurde sie vom DLV trotzdem für Olympia nominiert. An einem guten Tag ist Friedrich in der Lage, um Gold mitzuspringen. Ob sie das nach der langen Pause auch können wird, ist eher zweifelhaft. Momentan steht für 2012 eine Bestleistung von 1,92m für Friedrich zu Buche, was wahrscheinlich nicht einmal für einen Platz im Finale reichen wird. Mehr Chancen haben die Stabhochspringerinnen Silke Spiegelburg, Martina Strutz und Lisa Ryzih. Strutz holte Silber in Helsinki und Spiegelburg liegt aktuell auf Platz drei der Jahresbestenliste. An einem guten Tag ist jeder der drei deutschen Starterinnen ein Podestplatz zuzutrauen, auch wenn es wohl nicht für den Platz ganz oben reichen wird. Dagegen wäre für Weitspringerin Sosthene Moguenara bereits ein Platz im Finale ein Erfolg. Dreispringerinnen sind nicht am Start.

Wir laufen hinterher


Die Zeiten von deutschen Weltklasse-Läufern wie Dieter Baumann, Nils Schumann und Florian Schwarthoff sind lange vorbei. Insofern kann man getrost umschalten, wenn es bei den Laufwettbewerben um die Medaillen geht. Alleine die Sprintstaffeln, könnten mit Teamwork und guten Wechseln für eine Überraschung sorgen, sofern die Konkurrenz mit verpatzten Wechseln und verlorenen Staffelstäben mitspielt, wobei die 4x100m Staffel stärker einzuschätzen ist als die 4x400m Staffel.

In den Einzeldisziplinen sieht es bei den Frauen ähnlich trist aus wie bei den Herren. Alleine die deutsche 4x100m Staffel der Frauen kann sich berechtigte Hoffnungen auf eine Medaille machen. Hinter den USA liefen die deutschen Frauen die zweitschnellste Zeit 2012. Doch noch haben nicht alle Nationen ihr wahres Gesicht gezeigt.

Die Könige der Athleten


Wenn die Zehnkämpfer die Könige der Athleten sind, ist Pascal Behrenbruch zumindest der Kronprinz. Der Europameister im Zehnkampf kann sich auch bei den Olympischen Spielen berechtigte Hoffnungen auf eine Medaille machen. Hinter Weltrekordler Ashton Eaton (9.039 Punkte) belegt Behrenbruch Platz zwei in der Jahresbestenliste. Wenn Behrenbruch es schafft, die EM-Form nach London zu übertragen, ist Platz 2 drin. Bei den Frauen sieht es im Siebenkampf leider nicht ganz so gut aus. Das Trio Lilli Schwarzkopf, Julia Mächtig und Jennifer Oeser muss schon einen extrem guten Tag erwischen, wenn eine der drei um die Bronzemedaille mitkämpfen möchte.

Im Kalender vormerken - Entscheidungen im Mannschaftssport mit deutschen Medaillenchancen:

Kugelstoßen (Männer): 3. August (20:00Uhr)
Weitsprung (Männer): 4. August (19:50Uhr)
Diskuswerfen (Frauen): 4. August (19:50Uhr)
Siebenkampf: 4. August (19:50Uhr)
Stabhochsprung (Frauen): 6. August (19:50Uhr)
Kugelstoßen (Frauen): 6. August (19:50Uhr)
Diskuswerfen (Männer): 7. August (19:50Uhr)
Speerwerfen (Frauen): 9. August (19:30Uhr)
Zehnkampf: 9. August (19:30Uhr)
Hammerwerfen (Frauen): 10. August (20:00Uhr)
Stabhochsprung (Männer): 10. August (20:00Uhr)
4x100m (Frauen): 10. August (20:00Uhr)
4x100m (Männer): 11. August (19:45Uhr)
Hochsprung (Frauen): 11. August (19:45Uhr)

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