Das Sportjahr 2011 im Rückblick (Teil 1) – Januar bis Juni picture alliance

Das Sportjahr 2011 im Rückblick (Teil 1) – Januar bis Juni

  • Marco Heibel
Normalerweise wird Sportlern davon abgeraten, zurückzuschauen. Für alte Erfolge kann man sich schließlich nichts kaufen. „I look in front, not behind“ war schon das Motto von Lothar Matthäus. Wir widersetzen uns jedoch diesem Leitsatz und lassen das Sportjahr 2011 noch einmal Revue passieren. Im ersten Teil geht es um die Monate Januar bis Juni.

Januar 2011 – Handball-Pleiten und Eis-Triumphe


Die Vierschanzentournee der Skispringer, der traditionelle Auftakt eines jeden Sportjahrs (29.12.-6.1.), wird mal wieder von den Österreichern dominiert. Thomas Morgenstern gewinnt zwei Springen und die Tournee, im Abschlussklassement sind fünf Österreicher in den Top Ten. Die deutschen Springer verpassen Top-Platzierungen.

Ähnlich chancenlos sind die deutschen Sportler bei der Tour de Ski der Langläufer (31.12.-9.1.): Bei keiner der acht Etappen schafft es ein DSV-Athlet oder eine -Athletin aufs Treppchen. Die Gesamtsieger heißen Dario Cologna (Schweiz) und Justyna Kowalczyk (Polen).

Bei der Eiskunstlauf-Europameisterschaft in Bern ist einmal mehr Verlass auf das deutsche Vorzeige-Paar Aljona Sawtschenko/Robin Szolkowy: Die beiden Chemnitzer gewinnen ihren vierten Titel und leiten ihr goldenes Jahr ein: Bei der WM in Moskau im April holen sie ebenfalls den Titel im Paarlauf.



Wenn Deutschland eine Wintersportart dominiert, dann ist es das Rennrodeln. Bei der WM in Cesana/Italien holen schwarz-rot-goldenene Athleten 4 von 9 möglichen Medaillen. Tatjana Hüfner gewinnt Gold im Damen-Einzel, Natalie Geisenberger und Felix Loch holen jeweils Silber, Andi Langenhan Bronze. Der Team-Wettbewerb, in dem Deutschland Favorit war, wurde wegen technischer Probleme gestrichen.

Hängende Köpfe in Schweden: Deutschland, der Weltmeister von 2007, verliert vier von neun Spielen bei der Handball-WM. Platz 11 bedeutet das schlechteste Abschneiden bei einem großen Turnier seit 14 Jahren. Bundestrainer Heiner Brand verkündet nach dem Turnier seinen Rückzug im Sommer. Die Franzosen verteidigen ihren Titel mit einem 37:35 n.V. im Finale gegen Dänemark.

Februar 2011 – Heimspiele mit und ohne Happy End


Die Alpine Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen (7.-20.2.) hinterlässt beim Gastgeber viele enttäuschte Gesichter. Einzig Doppel-Olympiasiegerin Maria Riesch gewinnt zwei Bronzemedaillen (Abfahrt, Super-G), der Rest scheint mit der Erwartungshaltung nicht klarzukommen und geht leer aus. Königin der WM wird Elisabeth Görgl aus Österreich mit zwei Goldmedaillen in Abfahrt und Super-G sowie Silber in der Mannschaft.

Bei der Skeleton- und Bob-WM am Königssee räumt Deutschland ab. Bei den Bobs gibt es 4 Gold- und 3-Silbermedaillen zu feiern. Manuel Machata gewinnt auf seiner Heimbahn Gold in der Königsdisziplin Viererbob der Männer. Er gewinnt zudem 2011 den Gesamtweltcup. Im Skeleton gehen zwei WM-Titel nach Deutschland (Marion Thees/Damen, Mannschaft). Hinzu kommen zwei Silber- und eine Bronze-Medaille.

Bei der Nordischen Ski-WM in Oslo schneidet der Deutsche Ski-Verband sehr unterschiedlich ab. Die Langläufer enttäuschen mit nur einer Medaille (Bronze in der Herren-Staffel), ebenso wie die Skispringer (Bronze im Team von der Normalschanze). Überragend ist dagegen das Abschneiden der Nordischen Kombinierer: Gold und Bronze für Eric Frenzel, jeweils Silber für Tino Edelmann und Johannes Rdyzek, dazu Silber in den beiden Staffeln von der Normal- und der Großschanze.

Die unglaubliche Siegesserie der deutschen Rodlerinnen reißt nach 13 Jahren bzw. 105 Rennen: Die Kanadierin Alex Gough gewinnt am 12. Feburar den Weltcup in Paramonovo/Russland. Den vierten Gesamtweltcup-Sieg in Serie von Tatjana Hüfner kann sie aber nicht verhindern. Weitere Gesamtweltcupsiege im Februar gehen an Tobias Wendl/Tobias Arlt (Rodeln/Doppelsitzer), Anja Huber (Skeleton), Sandra Kiriasis (Zweierbob) und Manuel Machata (Viererbob).

Im Februar steigt auch das größte Einzel-Sportevent der Welt: der Super-Bowl, das Endspiel der nordamerikanischen Football League (NFL). Bei der 45. Austragung in Arlington/Texas bezwingen die Green Bay Packers die Pittsburgh Steelers mit 31:25 und holen ihren 13. Titel (Rekord).

Der Kölner Martin Kaymer übernimmt am 28. Februar die Führung in der Golf-Weltrangliste. Er ist der erste Deutsche seit Bernhard Langer 1985, dem das gelingt. Im April ist Kaymer die Weltranglistenführung allerdings wieder los.

März 2011 – Wintersport ade


Die Biathlon-WM im sibirischen Chanty-Mansisk (3.-13.3.) ist das letzte Großereignis des Sportwinters. Bei diesen Titelkämpfen kürt sich Magdalena Neuner mit ihren WM-Titeln 8 bis 10 endgültig zur Königin der Skijäger. Arnd Peiffer überrascht mit Gold im Herren-Sprint. Die Deutschen holen insgesamt 4 Gold- und 3 Silbermedaillen und sind die erfolgreichste Nation.

Im Biathlon-Weltcup kommt es bei den Herren zum totalen Triumph der Norweger. Die Skandinavier gewinnen alle 7 Wertungen, darunter den Gesamtsieg durch Tarjei Bö.

Schwarz-Rot-Gold triumphiert bei den alpinen Skifahrern durch Maria Riesch, die sich mit hauchdünnen 3 Punkten Vorsprung auf Lindsey Vonn (USA) erstmals den Gesamtweltcup sichert. Insgesamt sechs Rennen gewinnt Riesch im Winter 2010/11.

Der heimliche Star des Monats März ist aber Patrick Hausding. Der Wasserspringer gewinnt bei den Europameisterschaften in Turin bei 4 Starts an 4 Tagen 4 Medaillen (zweimal Gold, zweimal Silber).

April 2011 – Neue Vor-Turner, Abschied von einer Großen


Bei den Turn-Europameisterschaften in Berlin (4.-10.4.) turnen sich Philip Boy und Marcel Nguyen aus dem Schatten von Fabian Hambüchen. Boy gewinnt Gold im Mehrkampf sowie Silber am Reck, Nguyen sichert sich den Titel am Barren. Deutschland führt am Ende der Wettkämpfe die Nationenwertung an.

Beim legendären Boston-Marathon (18.4.) fällt die Weltbestzeit. Der Kenianer Geoffrey Kiprono Mutai gewinnt in 2:03:02 Stunden. Er unterbietet damit den Rekord von Haile Gebrselassie um sensationelle 57 Sekunden. Doch der Kenianer kann sich nur kurz freuen: Weil die Strecke ein Nettogefälle von 140 Metern aufweist, wird der Rekord nicht anerkannt. Toleriert werden nach dem Reglement maximal 42 Meter Höhenunterschied.

Einen Tag nach dem Boston-Marathon stirbt Grete Waitz im Alter von 57 Jahren. Die Norwegerin ist eine der größten Langstreckenläuferinnen aller Zeiten, u.a. gewann sie Olympia-Gold und neun Mal den New York City-Marathon (Rekord).

Mai 2011 – Boll erfüllt sich Traum, Heidler setzt Maßstäbe


Bei der Eishockey-WM in der Slowakei bestätigt Deutschland die guten Leistungen der Heim-WM 2010, als man überraschend Vierter wurde. Das Team von Bundestrainer Uwe Krupp schlägt in der Vorrunde Russland, die Slowakei und Slowenien. Weitere Punktgewinne gegen den späteren Weltmeister Finnland und die Dänen sichern souverän das Viertelfinalticket. Dort ist dann gegen Schweden Endstation.

Bei der Tischtennis-WM in Rotterdam erfüllt sich Deutschlands Top-Spieler Timo Boll im Alter von 30 Jahren endlich den Traum von einer Einzelmedaille bei globalen Titelkämpfen. Gegen die chinesische Übermacht ist aber im Halbfinale Schluss. Doch auch aus anderen Gründen war 2011 ein gutes Jahr für Boll: Von Januar bis März führte der Odenwälder die Weltrangliste an.

Borussia Dortmund wird in souveräner Manier Deutscher Fußballmeister. Bereits zwei Spieltage vor dem Saisonende sichert sich der BVB den Titel. An 26 der 34 Spieltage standen die Schwarz-Gelben an der Tabellenspitze. Fußballer des Jahres wird aber kein Dortmunder – sondern mit Manuel Neuer ausgerechnet ein Schalker.

Der FC Barcelona sichert sich mit Traumfußball den Sieg in der UEFA Champions League. Die Katalanen demontieren im Finale von Wembley den englischen Meister Manchester United. Dass das Spiel „nur“ mit 1:3 endet, ist noch das beste aus der Sicht der „Red Devils“.

Die Frankfurterin Betty Heidler verbessert beim -Leichtathletik-Meeting in Halle/Saale den Weltrekord im Hammerwerfen der Damen auf 79,42 Meter. Auch 2011 blieb Heidler eine echte Bank bei Großereignissen: Nach WM-Silber 2007 und WM-Gold 2009 holte sie bei der WM 2011 wieder Silber.

Am 15. Mai verstirbt Samuel Kamau Wanjiru, kenianischer Olympiasieger im Marathon von 2008, unter bis heute ungeklärten Umständen im Alter von 24 Jahren.

Juni 2011 – Dirkules, finally


Der große Sieger des Monats Juni heißt Dirk Nowitzki. Nie war das Interesse am NBA-Basketball in Deutschland so groß wie im Frühsommer 2011. Vor allem die Finalserie zwischen den mit einem Loser-Image behafteten Dallas Mavericks um ihren deutschen Superstar und dem vermeintlichen „Dream Team“ aus Miami elektrisiert die Massen. Die Mavs werden von einer Welle der Sympathie getragen und behalten mit 4:2 Siegen die Oberhand. Dirk Nowitzki überzeugt auch seine schärfsten Kritiker und wird zum wertvollsten Spieler der Finalserie gewählt (MVP).

Nur drei Tage nach dem Triumph Nowitzkis darf ein anderer Deutscher einen bedeutenden amerikanischen Pokal in die Höhe recken: Eishockeyspieler Dennis Seidenberg gewinnt am 15. Juni mit seinen Boston Bruins die NHL-Finalserie gegen die favorisierten Vancouver Canucks (mit seinem Nationalmannschaftskollegen Christian Ehrhoff). Er ist damit erst der zweite deutsche Stanley Cup-Sieger nach Uwe Krupp.

Doch der Juni hatte nicht nur gute Nachrichten parat: Stéphane Franke, ehemaliger deutscher 10.000-Meter-Star, verstirbt nach kurzer, schwerer Krankheit. Nach seiner aktiven Karriere war der mehrfache Deutsche Meister und zweifache EM-Medaillen-Gewinner einer der führenden Laufexperten in Deutschland.

Im zweiten Teil des netzathleten-Jahresrückblicks: Kein Sommermärchen, motorisierte Triumphe und Tragödien, neue Sportheroen und vieles mehr.

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