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Interview mit Skirennläuferin Gina Stechert

  • Christian Riedel
Das Ende der letzten Skisaison war für Gina Stechert extrem. Im Februar feierte sie ihren ersten Weltcupsieg in der Abfahrt, im März zog sie sich kurz vor dem Saisonfinale einen Kreuzbandriss zu. Im netzathleten-Interview erzählt die 21-Jährige, wie sie die Reha überstanden hat und was sie sich für die kommende Saison vorgenommen hat.

netzathleten: Die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es Dir und vor allem Deinem Knie?
Gina Stechert: Danke, gut. Der Kreuzbandriss ist soweit gut verheilt und ich habe schon 12 Schneetage hinter mir. Ich habe kaum Schmerzen und kann mich voll auf die Vorbereitung für die neue Saison konzentrieren.

netzathleten: Wie weit hat die Verletzung Dich denn in Deiner Saisonvorbereitung zurückgeworfen?
Gina Stechert: Schon um einiges. Ich habe erst vor einem Monat wieder richtig trainieren können. Außerdem fehlen mir die letzten Rennen, die ich wegen der Verletzung verpasst habe. In den letzten 5 Monaten konnte ich eigentlich nur Ausdauer- und Krafttraining machen. Da tut es schon gut, wieder auf Skiern zu stehen. Ich bin auf einem guten Weg.

netzathleten: Wie wichtig ist denn das Schneetraining?

Gina Stechert: Das ist schon enorm wichtig. Zum einen muss man ein Gefühl für den Schnee bekommen und zum anderen muss man sich gerade vor der Saison mit dem neuen Material vertraut machen. Das geht nur auf Schnee. Insofern habe ich jetzt schon einen kleinen Nachteil, weil ich bisher kaum auf Schnee trainieren konnte. Aber ich habe noch genug Zeit, den Nachteil wett zu machen, das neue Material zu testen und die richtige Einstellung von Ski, Bindung und Schuhen zu finden.

netzathleten: Am 21. Februar hast Du Deine erste Weltcup-Abfahrt gewonnen, Anfang März kam der Kreuzbandriss. Was hast Du in die Pause mitgenommen? Das gute Gefühl des Weltcupsiegs oder das schlechte der Verletzung?

Gina Stechert: Beides ein wenig. Es tat schon gut, ein Rennen zu gewinnen und zu sehen, was ich kann. Der Kreuzbandriss so kurz danach hat mich dann schon ein wenig heruntergezogen, zumal ich mich sehr darauf gefreut habe, zum ersten Mal beim Weltcup-Finale der besten Läuferinnen an den Start zu gehen. Aber ich schaue nach vorne und bin optimistisch, auch in der kommenden Saison gute Ergebnisse abliefern zu können.

netzathleten: Hast Du Dir denn während der Reha als Motivationshilfe öfter Deinen Lauf beim Weltcupsieg angesehen?
Gina Stechert: Das Video hab ich mir schon angesehen. Aber nicht als Motivation, sondern nur, weil ich meinen Lauf bis zur Reha noch nicht gesehen habe.



netzathleten: Die Verletzung ist überwunden, und Du bereitest Dich schon intensiv auf die neue Saison vor. Welche Ziele hast Du Dir denn gesetzt?

Gina Stechert: Zunächst will ich mich auf jeden Fall für die Olympischen Spiele in Vancouver qualifizieren. Wichtig ist aber auch, dass der Saisoneinstieg klappt. Was die Saison dann hergibt, wird sich zeigen. Ich will wieder den Anschluss an die Weltspitze finden und konstant in die Top-10 fahren.

netzathleten: Hat sich denn für Dich, auch teamintern, durch den Weltcup-Sieg etwas geändert?
Gina Stechert: Nicht wirklich. Es ist eigentlich alles wie immer. Nur dass ich weiß, dass ich auf jeden Fall in der absoluten Weltspitze mithalten kann und hoffe, dass ich das in der kommenden Saison auch schaffen werde.

netzathleten: Und das mediale Interesse?
Gina Stechert: Die Medien konzentrieren sich hauptsächlich auf Maria Riesch. Das hat für uns Vor- und Nachteile. Wenn ich schlecht fahre, muss ich mich nicht öffentlich rechtfertigen. Aber ein bisschen mehr Interesse wäre nicht schlecht, auch für meine Partner. Aber das kommt hoffentlich, wenn ich weiter erfolgreich bin.

netzathleten: Du fährst im Weltcup Abfahrt und Super-G. Liegen Dir die Speed-Disziplinen mehr oder sind die anderen Disziplinen Slalom und Riesenslalom einfach zu langweilig?
Gina Stechert: Ich fahre eigentlich alle Disziplinen. Aber in den Speed-Disziplinen bin ich einfach besser. Auf jeden Fall trainiere ich alles und hoffe, auch einmal im Riesenslalom im Weltcup in die Top-30 zu kommen. Im Slalom wird das schwieriger, weil die Konkurrenz allein in Deutschland sehr groß ist. Aber auf jeden Fall hilft mir das Training in den Technik-Disziplinen bei der Abfahrt und im Super-G, weil man auch da die Technik nicht vernachlässigen darf.

netzathleten: Der Höhepunkt der kommenden Saison sind die Olympischen Spiele in Vancouver. Bereitest Du Dich speziell darauf vor?
Gina Stechert: Ich habe keine spezielle Olympia-Vorbereitung. Erst einmal muss der Saisonstart klappen. Vorher kann ich keine Ansprüche auf Olympia anmelden.

netzathleten: Kennst Du denn die olympische Abfahrtstrecke ,und was hast Du für ein Gefühl?

Gina Stechert: Wir sind die Strecke in der letzten Saison bereits gefahren. Es ist eine sehr schöne und abwechslungsreiche Strecke mit allem, was dazugehört. Es gibt technische Teile ebenso wie Gleitstrecken und Sprünge. Ich denke, die Abfahrt könnte mir liegen.

netzathleten: Wenn Du für die kommende Saison 3 Wünsche hättest. Was würdest Du Dir wünschen?

Gina Stechert: Ich möchte so weitermachen, wie die letzte Saison aufgehört hat. Also mit dem Sieg und nicht mit dem Kreuzbandriss. Dann will ich mich für Vancouver qualifizieren und am liebsten ganz weit vorne mitfahren.

Das Interview führte Christian Riedel

Gina Stechert wurde 20. November 1987 in Oberstdorf geboren. Sie ist dreifach deutsche Meisterin und feierte am 21. Februar 2009 in Tarvisio ihren ersten Weltcupsieg. Die Saison 08/09 beendete Sie als 37. in der Weltcup-Gesamtwertung. Im Abfahrtsweltcup wurde sie 13. Neben ihrer aktiven Karriere arbeitet Gina Stechert als Zollwachtmeisterin.

Mehr zu Gina Stechert gibt es unter www.meet-success.de

 

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