Was bringt eine hCG-Diät? – Interview mit Dr. med. Barbara Kernt thinkstockphotos.de

Was bringt eine hCG-Diät? – Interview mit Dr. med. Barbara Kernt

In kurzer Zeit viel abnehmen – bei einer hCG-Diät tritt dieser Fall dank Hormon-Spritze und reduzierter Kalorienaufnahme tatsächlich ein. Aber was genau steckt hinter hCG? Dr. med. Barbara Kernt, Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie der Praxisklinik Grünwald, beantwortet Fragen zur hCG-Diät im Interview.
netzathleten.de: Frau Dr. Kernt, wofür steht hCG?
Dr. Barbara Kernt: Das hCG ist ein Hormon und steht für humanes Choriongonadotropin, ein Glykoprotein. Es ist ein natürliches Hormon, das bei Frauen und Männern vorkommt. Bei Männern jedoch in einer niedrigeren Konzentration als bei Frauen.

netzathleten.de: Welche Funktion übernimmt es?
Dr. Barbara Kernt: Bei Frauen spielt es eine wichtige Rolle in der Schwangerschaft. Wenn sich eine Schwangere zum Beispiel keine Kalorien zuführen würde, bewirkt das hCG, dass die eisernen Fettreserven, die wir im Körper haben, angegriffen werden. Genau darauf zielt die hCG-Diät auch ab.

netzathleten.de: Es wird also die natürliche Wirkweise des Hormons genutzt. Aber ist das Hormon im Körper ausreichend vorhanden oder wird es bei der hCG-Diät in irgendeiner Form zusätzlich verabreicht?
Dr. Barbara Kernt: Das hCG wird subkutan gespritzt, also unter die Haut. Dort wirkt es am besten. Man bekommt also genau das Hormon verabreicht, das die Fettzellen angreift.

netzathleten.de: Wenn das Hormon gespritzt wurde, was passiert dann mit dem Körper? Warum nimmt man davon ab?
Dr. Barbara Kernt: Das Spritzen des Hormons allein reicht nicht aus, um abzunehmen. Der Patient muss ebenfalls seine Nahrungsaufnahme reduzieren – genauer gesagt auf 500 Kilokalorien pro Tag. Das ist natürlich gar nichts, ein Erwachsener benötigt im Durschnitt täglich 1500 Kilokalorien. Man sollte auf Zucker verzichten und auf jegliche Fette. Erlaubt sind mageres Hühnerfleisch, Obst und Gemüse. Zudem soll der Patient bei einer hCG-Diät auch noch Sport treiben. Man nimmt eben sehr schnell ab, weil die Fettzellen schnell schrumpfen. Nicht umsonst ist die Diät ein Trend aus Hollywood.

netzathleten.de: Das schreit ja förmlich nach kurzfristigem Erfolg und Nebenwirkungen. Können Sie dazu etwas sagen?
Dr. Barbara Kernt: Auch nach der hCG-Diät soll der Patient eine verminderte Kalorienzufuhr einhalten. Zwar nicht auf 500 Kilokalorien begrenzt, aber so, dass man das Gewicht halten kann. Das ist aber ziemlich unrealistisch. Sobald man in sein normales Essverhalten wieder einsteigt, bekommt man den Jojo-Effekt. Nebenwirkungen können sich in Kreislaufproblemen oder Kopfschmerzen äußern. Eben die klassischen Symptome, wenn man zu wenig Nahrung aufnimmt.

netzathleten.de: Wird eine hCG-Behandlung von der Krankenkasse übernommen?
Dr. Barbara Kernt: Nein, der Patient muss die Kosten für eine solche Behandlung selbst tragen.

netzathleten.de: Gibt es denn überhaupt Personen, die sich für eine hCG-Diät „eignen“?
Dr. Barbara Kernt: Nein, im Grunde genommen nicht. Eine solche Diät ist nur etwas für jemanden, der beispielsweise einen Film dreht, 2,5 Millionen Euro damit verdient und innerhalb von zehn Wochen 20 Kilo abnehmen muss – um es mal überspitzt zu formulieren.

netzathleten.de: Würden Sie Menschen, die abnehmen möchten, zu einer hCG-Diät raten?
Dr. Barbara Kernt: Nein, ich würde nicht dazu raten. Im Endeffekt ist es wie bei jeder Diät: Der Erfolg ist kurz- aber nicht langfristig. Wer abnehmen möchte, sollte sein komplettes Essverhalten umstellen. Man schafft das nur durch eine Lebensumstellung.

netzathleten.de: Frau Kernt, vielen Dank für das Interview!

Dr. med. Barbara Kernt

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