Interview mit Gray Cook - Kreuzheben perform better

Interview mit Gray Cook - Kreuzheben

  • Nils Borgstedt
Am Rande des Functional Training Summit in München haben wir Gray Cook, Erfinder des Functional Movement Screen, zum Interview getroffen. Der Physiotherapeut spricht über FMS, Probleme von Hobbysportlern und seine Lieblingsübung.

netzathleten.de: Mr. Cook, beschreiben Sie doch einmal Functional Training mit vier Worten.
Gray Cook: (denkt lange nach) Don’t give up movement.

netzathleten.de: Bewegung ist also das zentrale Stichwort. Damit direkt in Zusammenhang steht der Functional Movement Screen, den Sie entwickelt haben. Wie kamen Sie auf die Idee eines solchen Messverfahrens?
Gray Cook: Kurz noch zu meinem ersten Statement „Don’t give up Movement“. Als wir beobachteten, wie hart Athleten trainierten, um stärker und ausdauernder zu werden, haben wir festgestellt, dass ihre Bewegungen sie einschränkten. Sie bekamen Probleme und schwerere Verletzungen. Sie bekamen das eine und verloren gleichzeitig etwas anderes. Sie werden stärker und verlieren an Flexibilität, sie werden schneller, aber büßen Ausdauer ein.

Der Functional Movement Screen bietet uns eine Möglichkeit, Probleme zu erkennen, bevor sie auftreten. Wenn uns unser Training auf der einen Seite verbessert, aber gleichzeitig an anderer Stelle Probleme hervorrufen kann, möchte ich das bemerken, bevor Schwierigkeiten auftreten. Ich möchte proaktiver sein. Durch den Screen kann man ganzheitlichere Programme entwerfen. Wir nutzen zwar ganzheitliche Ernährung, aber keine ganzheitlichen Übungen. Der Screen fördert also ein ganzheitliches, vollständigeres Training.

netzathleten.de: Aber sind die Athleten nicht zu unterschiedlich, um sie mit einem einzigen Screen einzuteilen?
Grey Cook: Jeder ist unterschiedlich und jeder lernt unterschiedlich. Das heißt aber auch: Wenn ich sehe, wie du dich in sieben unterschiedlichen Mustern bewegst, bekomme ich ein Verständnis dafür, wo du Schwierigkeiten hast und wo du gut bist. (Beim FMS muss man sieben Übungen durchführen, die Kraft, Balance und Beweglichkeit überprüfen, Anm. d. Red.). Anschließend kann ich es schaffen, deine Übungen und den größten Fortschritt in Einklang zu bringen. Man kann es mit einem Kind vergleichen, das Schwierigkeiten beim Lesen hat. Ich möchte wissen, wo die Schwierigkeit liegt. Ist sie visuell? Liegt sie im Verarbeitungsprozess? Ist sie verbal? Denn wenn ich erst einmal weiß, was das Problem ist, kann ich dem Kind helfen, schneller zu lesen.

netzathleten.de: Und was sind die größten Probleme, die Sie bei Hobbysportlern festgestellt haben? Koordination? Kraft?
Gray Cook: Die meisten Hobbyathleten wissen nicht, wo ihre Schwachstelle ist. Sie denken, sie haben hier ein Problem, und wissen nicht, dass die Ursache ganz woanders liegt. Daher arbeiten sie häufig an der falschen Stelle. Wenn du beispielsweise deinen unteren Rücken dehnst, aber es ändert sich trotzdem nichts an deinem Zustand, dann wird das Problem wahrscheinlich nicht im unteren Rücken liegen. Also an alle, die selbst trainieren: Wenn es nicht sehr, sehr gut läuft, kann manchmal ein kleines bisschen professionelle Hilfe einen Unterschied von Welten ausmachen. Holt Euch jemanden, der Euch analysieren kann. Wir sind meistens nicht sehr objektiv uns selbst gegenüber.

netzathleten.de: Und was bringt der Movement Screen konkret?
Gray Cook: Wenn ich einen Movement Screen mache, zeige ich den Klienten, wo ihr Problem liegt. Ich stelle damit sicher, dass sich innerhalb einer Sitzung das Problem verschiebt. Ich mache das so deutlich, bis sie selbst begreifen, warum das so ist. Und dann geht ihnen ein Licht auf. Ich sage also nicht, wir können das Problem lösen, aber du musst über Wochen zu mir kommen. Um abzunehmen oder stärker zu werden, braucht man natürlich Zeit. Aber um sich besser zu bewegen? Wenn du dem System richtig folgst, kann ich deine Bewegung sehr, sehr schnell korrigieren. Aber dazu muss ich natürlich wissen, wo das größte Problem ist, das die Unstimmigkeit hervorruft. In einer Sitzung versuche ich also einen bemerkbaren Unterschied zu erreichen. Gelingt das, habe ich auch keine Probleme mit meinen Klienten.

netzathleten.de: Zum Abschluss: Gibt es eine Lieblingstrainingsübung von dir?
Gray Cook: The Turkish Get Up, die Kettlebell-Übung. Sie ist in ihrem Training sehr komplett. Aber die Übung, die die meisten Menschen brauchen und vermeiden, ist meiner Meinung nach das Kreuzheben. Gutes, fundamentales Krafttraining-Kreuzheben. Für mich beginnt Krafttraining mit dem Kreuzheben. Wenn das gut geht, bauen wir darauf auf. Wenn man Krafttraining betreibt und macht kein Kreuzheben, fehlt eine richtig große Komponente.

Weitere Informationen zum Functional Movement Screen und Übungen gibt es auf der Homepage von Gray Cook:

http://www.functionalmovement.com/

http://www.functionalmovement.com/exercises

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