Interview mit Paul Breitner – Die Chancen der Bayern Nils Borgstedt

Interview mit Paul Breitner – Die Chancen der Bayern

  • Derk Hoberg
Welt- und Europameister Paul Breitner spielte sowohl für den FC Bayern München als auch für Real Madrid. Einen besseren Ansprechpartner kann man sich vor dem anstehenden Champions League Halbfinal-Rückspiel zwischen diesen beiden Teams kaum vorstellen. Wie Breitner die Chancen des FC Bayern für die Endspielteilnahme einschätzt und was er über die Vorrundengruppe der deutschen Elf bei der EM denkt, verriet er uns im Interview.

netzathleten: Herr Breitner, Michel Platini hat den Champions League-Pokal bereits an den Münchner Oberbürgerbürgermeister Christian Ude übergeben. Die Stadt ist bereit und freut sich auf das Finale. Wie groß ist Ihre Vorfreude?
Paul Breitner: Ich freue mich natürlich schon sehr lange auf das Finale hier in München. Zumal sich abzeichnet, dass der FC Bayern München daran teilnehmen könnte.

netzathleten: Wie groß schätzen Sie denn die Chancen der Münchener in Madrid ein, nach dem 2:1 Hinspielerfolg in letzter Minute?
Paul Breitner: Fragen Sie 13 Millionen Bayernfans und Sie werden einhellig hören: Wir schaffen das, wir kommen weiter. Aber leider ist das Rückspiel kein Wunschkonzert. Ganz nüchtern betrachtet sind die Chancen durch den Sieg im Hinspiel aber leicht gestiegen. Sagte ich vor dem Hinspiel noch, ich sehe die Bayern mit 51 zu 49 vorne – einfach weil ich fifty-fifty-Tipps nicht mag – erhöhe ich jetzt auf 55 zu 45.

netzathleten: Was muss der FC Bayern tun, um auch in Madrid zu bestehen?
Paul Breitner: Das gleiche wie im Hinspiel. Es muss um jeden Millimeter gekämpft werden und jeder muss dem anderen 90 Minuten lang mit enormem Einsatz helfen. Dazu muss man überragend intelligent gegen Cristiano Ronaldo spielen. Es wird darauf ankommen, ihn nahezu körperlos aus dem Spiel zu nehmen. In der Summe muss natürlich auch die Form der Spieler stimmen, so wie das im Hinspiel der Fall war.

netzathleten: Ronaldo körperlos aus dem Spiel zu nehmen, ist auch aufgrund der zahlreichen drohenden Gelbsperren für das Finale wichtig. Inwieweit belastet das die betreffenden Spieler, hemmt sie womöglich?
Paul Breitner: Dann hat jeder Pech gehabt, der nicht dabei ist. Aber daran wird am Mittwoch kein Spieler denken. Jeder Spieler hat genügend Erfahrung und weiß, dass es diese Gedanken auszuschalten gilt. Vor allem ist es doch so: Wenn man daran denkt, dass man vorbelastet ist, dann holt man sich Ruckzuck eine gelbe Karte ab. Das ist wie bei einem Zweikampf: Hat man Angst vor einer Verletzung und zieht zurück, zieht man sich unweigerlich auch schneller ein Verletzung zu.

netzathleten: Neben dem Champions League-Finale hier in München steht in diesem Sommer mit der Europameisterschaft noch ein weiteres Highlight an. Deutschland trifft mit Holland, Portugal und Dänemark auf äußerst schwierige Gegner in der Vorrunde. Könnte es ein Nachteil sein, dass die Nationalelf traditionell als „Turniermannschaft“ ein wenig Zeit benötigt, um ins Turnier zu kommen?
Paul Breitner: Ins Endspiel wollen wir doch auf jeden Fall kommen. Ob man dieses dann gewinnt, steht auf einem anderen Blatt. Wir haben uns aber leider angewöhnt, schon wenn es gegen Tadschikistan, Kirgisistan und Aserbeidschan geht, von einer Hammergruppe zu sprechen. Wenn wir aber den Anspruch erheben, eine der beiden besten Nationalmannschaften Europas und sogar weltweit zu sein, dann kann es keine Hammergruppe geben, die zu schwer ist.

netzathleten: Vielen Dank für das Gespräch Herr Breitner und viel Spaß beim Finale hier in München. Hoffentlich mit deutscher Beteiligung!

Das Interview führten Nils Borgstedt und Derk Hoberg

 

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