Aerotrend bei Rennrädern VeloDramatic/Specialized

Aerotrend bei Rennrädern

  • Marco Heibel
Im Leichtbau ist das Ende der Fahnenstange erreicht, deshalb sind aerodynamische Rennräder der neue Trend im Radsport und Triathlon. Chic sieht das allemal aus, aber was bringen die windschnittigen Aeroprofile eigentlich?

Aerodynamisch, leicht und steif - Carbon macht’s möglich


Möglichst leicht sollen Rennräder sein, damit man kein unnötiges Gewicht die Berge rauf schleppen muss. Werkstoffe wie Carbon ermöglichen die Fertigung immer leichterer und zugleich immer steiferer Rennradrahmen. In puncto Leichtbau ist aber mittlerweile das Ende der Fahnenstange erreicht. Zum einen hat der Radsportweltverband UCI den Entwicklern durch die Mindestgewichtregelung von 6,8kg einen Riegel vorgeschoben, zum anderen lässt sich eine weitere Gewichtsersparnis kaum ohne Verlust an Steifigkeit realisieren.



Irgendwo ist selbst High-Tech-Material eine Grenze gesetzt. Zumal Gewicht nicht die einzige bremsende Größe beim schnellen Radfahren darstellt. Viel entscheidender ist der Windwiderstand, den es zu überwinden gilt. Beim Zeitfahren gibt es daher bereits seit einigen Jahren aerodynamisch optimierte Rahmenformen mit Tragflächenprofil, die dem Wind weniger Angriffsfläche bieten sollen.

Im Windkanal entwickelt


Nun ist auch bei Rennrädern dieser Trend zu beobachten. Der amerikanische Radhersteller Specialized hat dafür sogar auf Formel1 Know-how zurückgegriffen und gemeinsam mit McLaren ein aerodynamisches Straßenrad im Windkanal entwickelt. Herausgekommen ist das Venge. Nach Angaben von Specialized handelt es sich hierbei um eine Mischung aus dem leichten und steifen Tarmac (Rennrad) sowie dem aerodynamischen Shiv (Zeitfahrrad).

Specialized ist nicht der einzige Hersteller, der auf aerodynamische Rahmenprofile setzt. Auch Scott, der Vorreiter der Leichtbauweise, hat derzeit mit dem Foil ein Aerorenner auf dem Markt. Und BMC hat gemeinsam mit Lamborghini ein neues Edelrad entwickelt. Auch unter Rad-Profis erfreuen sich die aerodynamischen Rennräder steigender Beliebtheit. Für den Hobbysportler stellt sich jedoch die Frage, ob sich der Kauf eines der zumeist hochpreisigen Aerorahmen in sportlicher Hinsicht lohnt.

Laut Specialized spart man mit dem Venge bei Tempo 40 rund 20 Watt ein. Ist der große Vorteil also erst bei hohen Geschwindigkeiten zu erwarten? Jein. Natürlich ist der Vorteil für Profis größer, da der Windwiderstand ja mit der Geschwindigkeit im Quadrat wächst, aber auch bei 30km/h spart man mit einem aerodynamischen Rahmen noch rund 10 Watt an Leistung ein.

Mein Gegner der Wind


Zum Verständnis: 10 Watt mehr Leistung bringen pro Kilometer eine Zeitersparnis von 0,9 Sekunden. Das klingt zunächst nicht besonders beeindruckend, aber auf der Kurzdistanz (40km) im Triathlon kann man damit theoretisch bei gleicher Belastung einen Vorsprung von 36 Sekunden herausfahren und bei einem Ironman summiert sich die Ersparnis sogar auf fast 3 Minuten.

Bedenken sollten man allerdings, dass die Rahmenform nicht den Hauptwiderstand darstellt, den es zu überwinden gilt. Wer schnell Rad fahren will, sollte zunächst die Stirnfläche verringern, indem er an einer optimalen Sitzposition arbeitet. Ein Aerolenker ist da der wichtigste und zumeist auch preisgünstigere Schritt als ein neuer Rahmen.

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