Deutschland ist Favorit - Ruud Gullit zum Halbfinale getty images. Entscheidender Moment: Andrea Pirlo chipt seinen Elfmeter gegen England ins Tor

Deutschland ist Favorit - Ruud Gullit zum Halbfinale

  • Redaktion
Ruud Gullit blickt noch einmal zurück auf das spannende Viertelfinale zwischen England und Italien und gibt natürlich auch seine Einschätzungen zu den Halbfinalspielen ab. Cristiano Ronaldo traut er heute Abend gegen Spanien einiges zu.

Von: Ruud Gullit, Laureus Botschafter und Europameister 1988

England wird von einem unglaublichen Fluch verfolgt, immer im Elfmeterschießen zu verlieren.

Ich weiß nicht, warum sie so ein Pech haben, sie haben schon so viele Elfmeterschießen in großen Turnieren verloren. Erneut eines zu verlieren, ist äußerst schmerzhaft für sie.

Ich weiß nicht, warum England immer so schlecht ist – auch Holland hatte in der Vergangenheit Probleme beim Elfmeterschießen, aber jetzt machen wir es besser.

Es ist völlig egal, wie viel man übt: Die Situation auf dem Weg vom Mittelkreis zum Elfmeterpunkt, wenn die Augen der ganzen Welt auf dich gerichtet sind, gepaart mit dem Druck der auf einem lastet, solch eine Situation kann man nicht trainieren.

Andrea Pirlos gechippter Elfmeter war in meinen Augen ein psychologischer Killer. Dieser Strafstoß hat großen Eindruck auf England gemacht. Es war sehr mutig Pirlo, aber es hat geklappt und die Engländer wurden ausgeschaltet.

Dennoch hat Englands Trainer Roy Hodgson für die Kürze der Zeit gute Arbeit geleistet und er sollte stolz darauf sein.

Er musste sicherstellen, dass sein Team keine Tore zulässt, weil das eine gute Grundvoraussetzung für Erfolg ist. Und das hat er geschafft.

Nun sollte er sich darauf konzentrieren, mit neuen Spielern eine neue Mannschaft zusammenzustellen, aber er hat die Zeit, das Wissen und die Erfahrung, um das zu schaffen.

Zunächst muss man ein Grundgerüst aufbauen. Aber England hat die Spieler dazu und mit Zeit und Ruhe können sie es schaffen.

Man könnte argumentieren, dass England im Vergleich zu anderen Nationen aufgrund der langen Saison einen Nachteil hat. Sie haben müde gewirkt. Aber die Verbände denken weniger an die Spieler, als vielmehr an das Marketing.

Selbst wenn es in England eine Winterpause gäbe, wie in einigen anderen europäischen Nationen, würden die Teams oder der englische Fußballverband nicht die Zeit dafür nutzen, um Spiele in Asien oder noch weiter weg auszutragen? Der Fußballsport, mit seiner enormen Popularität und den vielen Fernsehzuschauern, die so viele Spiele wie möglich sehen wollen, ist eine echte Herausforderung.

Die Halbfinals

Ich freue mich auf die Halbfinalspiele und bin sehr angetan davon, wie Ronaldo im Verlauf des Turniers immer stärker geworden ist.

Es ist immer schön zu sehen, wenn ein Star mit den Erwartungen wächst und er ist aktuell wirklich gut drauf.

Er hat einen guten Torriecher, ist pfeilschnell und er kennt die spanischen Verteidiger. Wenn er an den Ball kommt ist er schnell und könnte das Spiel für Portugal entscheiden.

Die Spanier haben so viel Ballbesitz und Ballkontrolle, aber sie machen nicht immer etwas daraus – Spieler wie Xavi oder Iniesta spielen großartig und haben eine sehr hohe Qualität. Sie sind aber manchmal so überlegen, dass es beinahe langweilig aussieht.

Deutschland war sicherlich das beste Team und ist klarer Favorit. Sie haben eine gute Mischung von Spielern und sind ein starkes Team, aber ich fand Italien ebenfalls gut.

Es hat mir sehr gefallen und ich war überrascht davon, wie Italien gespielt hat, auch wenn England Pirlo viel zu viel Zeit gegeben hat. Ich habe nicht verstanden, warum sie ihm so viel Platz gegeben haben, das Spiel zu gestalten.

Italien hat zudem gute Stürmer und sie sind eine Turniermannschaft. Es kann so oder so ausgehen.

Quelle: www.laureus.com

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