Laureus-Botschafter Axel Schulz – Wie alles begann alle Bilder: gettyimages

Laureus-Botschafter Axel Schulz – Wie alles begann

  • Redaktion
Axel Schulz ist noch immer einer der beliebtesten deutschen Boxer. Und das, obwohl seine Karriere nun schon ein paar Jahre zurückliegt und ihm – mehrfach ungerechtfertigt – ein internationaler Titel verwehrt blieb. Seit 2005 ist Schulz nun schon Laureus-Botschafter. Über dieses Engagement, vor allem aber über seine Anfänge als Boxer, sprachen wir mit dem ehemaligen Schwergewichtsboxer.

netzathleten: Laureus unterstützt benachteiligte Jugendliche mit Hilfe von Sportprojekten. Wie verlief denn Deine Jugend, wie kamst Du zum Sport?
Axel Schulz: Meine Jugend war generell sehr entspannt. In der ehemaligen DDR wurde viel in den Sport investiert, dadurch hatte auch ich die Möglichkeit, immer Sport auszuüben. So war ich im Schwimmverein, bei der Leichtathletik und auch beim Fußball, so wie fast jeder Junge einmal. Ich habe viel ausprobiert, das war aber alles nichts für mich. Zum Boxen bin ich dann jedoch eher durch Zufall gekommen.

netzathleten: Wieso ausgerechnet Boxen, das ist kein alltäglicher Sport, gilt als brutal. Was lernt man im Boxring, was man für sein späteres Leben einsetzen kann?
Axel Schulz: Das Boxen hat ja an sich nichts mit der Straße zu tun, mit Raufereien. Ich bin einfach mal mit einem Freund zum Boxtraining gegangen. Er war schon ein paar Monate dabei und konnte es schon ein bisschen. Da wollte ich natürlich besser sein als er und habe begonnen zu trainieren. Das, was man fürs Leben lernen kann, möchte ich auch in meinem Fall gar nicht auf das Boxen reduzieren. Das sind die Dinge, die einem der Sport ganz generell bringt: Zielstrebigkeit, Durchsetzungsvermögen und Regeln akzeptieren. Beim Sport lernt man auch sich selbst kennen. Welchen Sport man letztlich betreibt, ist da glaube ich zweitrangig.

netzathleten: Hattest Du Schwierigkeiten, Dich immer für das Training zu motivieren?
Axel Schulz: Eigentlich nicht. Ich hatte das Motiv, der Beste werden zu wollen. Das war mein Ansporn. Zwar fiel mir das Training nicht immer leicht, ich musste mir auch vieles erst hart erarbeiten. Aber Spaß gemacht hat es trotzdem. Umso mehr, wenn man hinterher die Fortschritte und die Ergebnisse sah.

netzathleten: Wie wichtig war das Sportfördersystem der DDR für Deine sportliche Entwicklung?
Axel Schulz: Damals war natürlich alles darauf angelegt, der DDR durch den Sport ein positives Image zu verschaffen. Man sieht es ja auch an den damaligen Medaillenspiegeln bei Olympia, dass darauf Wert gelegt wurde. Was trotz allem gewünschten sportlichen Erfolg aber nicht auf der Strecke blieb, war die Schule, die absolviert werden musste. So kam ich mit 13 Jahren auf ein Sport-Internat und in meiner Klasse waren 18 Jungs, die alle geboxt haben. Von den 18 blieben bis zur 10. Klasse zwei übrig, einer davon war ich. Da wurde sich also wirklich auf die Aussichtsreichsten konzentriert, die anderen sind aber alle im normalen Berufsleben angekommen.

netzathleten: Mit 17 wurdest Du bereits von Uli Wegener trainiert, später Manfred Wolke. Wie sehr hast Du von deren Erfahrung profitiert?
Axel Schulz: Ihre gesamte Einstellung war natürlich vorbildlich, eine professionelle Einstellung von der man profitiert. Aber das sind nur zwei Beispiele von vielen hervorragenden Trainern, die wir in der DDR hatten. Trotzdem musste man natürlich an sich selbst arbeiten und eine eigenständige Persönlichkeit bleiben und für sich selbst lernen, mit Druck und Niederlagen umzugehen.

netzathleten: Haben Dich Deine – teils ungerechtfertigten – Niederlagen gestärkt? Was konntest Du daraus lernen?
Axel Schulz: Niederlagen stärken einen immer, wenn man danach wieder aufsteht. Das ist der Punkt. Ich kenne auch keinen Sportler, der nicht auch mit Niederlagen umgehen lernen musste. Gerade in der Jugend prägen einen Niederlagen. Wenn man da durchkommt, wird man umso stärker. Meine angesprochenen Niederlagen passierten ja dann schon in einem relativ reifen Alter. Klar hätte ich da lieber gewonnen, aber das macht das Leben ja auch aus, dass es nicht immer nur steil bergauf geht.

 

netzathleten: Du hast auch gegen Wladimir Klitschko geboxt. Schlägt Dein Laureus-Botschafter-Kollege härter zu als andere und ist der Kampf heute noch ein Thema bei Euch?
Axel Schulz: Er legt natürlich eine unglaubliche Dominanz an den Tag, davor kann man bis heute nur den Hut ziehen. Wir sehen uns jetzt ein paar Mal im Jahr bei verschiedenen Anlässen, aber der Kampf gehört der Vergangenheit an. Wenn, dann reden wir über aktuelle Kämpfe.

netzathleten: Du bist seit 2005 Laureus Botschafter und unterstützt das Projekt Kickformore als Schirmherr. Worum geht es bei diesem Projekt und was kannst Du den Kindern dort mit auf den Weg geben?
Axel Schulz: Kickformore ist ein gemischtes Fußball-Projekt für Mädchen und Jungs. Da geht es primär um Toleranz, Rücksichtnahme, Disziplin und den normalen Umgang miteinander. Ich versuche relativ häufig an den Projektstandorten vorbeizuschauen, ich bin auch stolz darauf, für Laureus unterwegs sein zu dürfen. Wenn ich dann dabei bin, versuche ich natürlich, den Kindern auch etwas mit auf den Weg zu geben. Und zwar, wie ich eben sagte, dass es eben nicht immer nur bergauf gehen kann, dass Niederlagen dazugehören. Man muss dann nachschauen, woran es lag und was man ändern kann, damit es beim nächsten Mal besser läuft.

netzathleten: Warum ein Fußball-Projekt? Hast Du Dich bewusst für dieses Projekt entschieden?
Axel Schulz: Der Vorschlag kam von Laureus. Ich hatte natürlich mit einem Boxprojekt geliebäugelt, da kenne ich mich aus. Als man mir dann aber Kickformore vorschlug, war ich auch begeistert, sagte: Hauptsache, wir machen Sport. Es geht ja bei Laureus auch nicht darum, kleine Leistungssportler zu formen. Hauptsache die Kinder haben Spaß und lernen etwas dazu. Und das gelingt. Das ist toll mitanzuschauen und macht wahnsinnig viel Spaß.

netzathleten: Und wie steht es um Deine fußballerischen Fähigkeiten? Machen die Kids Dich fertig?
Axel Schulz: Also ich bin ein ganz schlimmer Fußballer. Aber natürlich kicke ich mit, ich glaube die Kinder haben daran auch ihren Spaß (lacht). Ich spiele ja auch beim jährlichen Laureus-Benefizspiel mit, für ungefähr drei Minuten – eben so lange, wie ein Runde beim Boxen dauert.

netzathleten: Vielen Dank, Axel.

Hier erfahrt Ihr mehr über das Laureus-Projekt Kickformore

Die Fragen stellten Derk Hoberg und Tanja Maruschke

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