Doping im Hobbysport - Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Dealer Thinkstockphotos.com

Doping im Hobbysport - Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Dealer

  • Jörg Birkel
Was für den Leistungssport gilt, gilt wohl auch für den Breitensport: Nach Expertenschätzung dopt mittlerweile jeder fünfte Hobbysportler in Deutschland. Unrechtsbewusstsein oder Angst vor Risiken – Fehlanzeige. Dabei sind die möglichen Risiken mehr als nur ein Kollateralschaden.

Ob Testosteron, Epo oder Wachstumshormon – ungeachtet aller bekannten Nebenwirkungen gehört der Griff in den Apothekerschrank für immer mehr Hobbysportler zur täglichen Routine. Genau wie im Leistungssport gilt: höher, schneller, weiter. Dennoch sind im Breitensport längst nicht nur Wettkampfsportler betroffen.

Schuld daran scheint das gängige Schönheitsideal eines durchtrainierten Körpers zu sein. An einem athletischen Körper ist zwar zunächst nichts auszusetzen, aber vielen scheint der Weg dorthin zu steinig zu sein. Um dem ersehnten Traumkörper möglichst schnell näher zu kommen, wird daher gerne mit illegalen Dopingmitteln nachgeholfen.

Fehlendes Unrechtsbewusstsein und falsche Ideale?

Anabole Steroide wie Testosteron oder Wachstumshormon versprechen ein rapides Muskelwachstum über Nacht. Und das Wissen, wie man die verbotenen Substanzen zielführend einsetzt, gibt es kostenfrei im Netz. In einschlägigen Foren wird offen über Vor- und Nachteile der einzelnen Substanzen diskutiert.

Inwieweit die gut gemeinten Ratschläge von anonymen Forums-Usern allerdings medizinisch verlässlich sind, ist mehr als fraglich. Gefährliches Halbwissen mischt sich hier mit konkreten Gebrauchsanleitungen für Doping-Missbrauch.

„Du musst in den ersten Wochen mind. 1 mal besser 2 mal die Woche den HCT und Hb Wert bestimmen. Das ist Deine Lebensversicherung - ohne ist russisches Roulett “, empfiehlt ein Forums-User einem dopingwilligen Hobbyradler. Mit HCT ist der Hämatokrit-Wert gemeint. Ein unkontrollierter Konsum von Epo kann nämlich lebensgefährlich werden, weil dadurch der Anteil an roten Blutkörperchen so stark ansteigen kann, dass das Blut anfängt zu verklumpen. Lebensgefährliche Thrombosen können die Folge sein.

Der Schwarzmarkt boomt

In den Hochphasen des Epodopings konnte man deshalb auch nachts den einen oder anderen Rad-Profi bei der Tour-de-France durch die Hotelflure geistern sehen, der aus Angst vor einer Embolie sein Blut in Bewegung halten musste. Das Problem hat man heute scheinbar besser unter Kontrolle. Denn zu jedem Doping-Mittel mit seinen Nebenwirkungen gibt es ein weiteres Medikament, das gegen die Nebenwirkungen helfen soll. Mit eigenen Nebenwirkungen selbstverständlich.

Was im Spitzensport heute unter strenger ärztlicher Aufsicht passiert, findet im Breitensport zumeist unkontrolliert statt. Glücklich schätzen kann sich da noch jener Hobbysportler, der seine Dopingsubstanzen vom Arzt seines Vertrauens verschrieben bekommt. Viele Hobby-Doper bedienen sich aber einfach des Schwarzmarktes oder bestellen billigen Stoff aus China oder Russland.

Ein Beipackzettel ist da sicherlich eher die Ausnahme und beschränkt sich auf eine kurze Anleitungen zur Einnahme des Präparates. Die Liste der bekannten Nebenwirkungen ist dafür umso länger: Neben kurzfristigen Potenzproblemen, Steroid-Akne, Aggressivität, verstärkter Schweißproduktion oder Haarausfall können auch irreparable Schäden auftreten.

Vorsicht Nebenwirkungen

Typische Probleme von Testosteronmissbrauch ist beispielsweise auch die so genannte Gynäkomastie, also die Ausbildung einer weiblichen Brust beim Mann, die häufig operativ entfernt werden muss. Außerdem kann es bei längerer Einnahme zu Schrumpfhoden und Impotenz beim Mann kommen, während Frauen unter Bartwuchs und einer tiefen Stimme leiden.

Ein beliebtes Doping-Mittel ist auch Wachstumshormon (HGH). Die gewünschten Effekte wie beschleunigtes Muskelwachstum bei gleichzeitigem Absinken des Körperfettgehaltes werden begleitet von Deformierungen an Gesicht und Kopf. Die Wirkung der Medikamente lässt sich nämlich nicht gezielt steuern, sondern sie entfaltet sich im ganzen Körper. Die Folge können eine ausgeprägte Kieferpartie mit Zahnlücken, eine hohe Neandertaler-Stirn sowie unnatürliche große Hände und Füße sein.

Oft unterschätzt sind zudem die Langzeitfolgen, die der Medikamentenmissbrauch hinterlässt: Bei vielen überführten und geständigen Doping-Sündern sind die inneren Organe wie Herz, Nieren und Leber schwer geschädigt.

Fazit: Doping ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das sich allein durch Verbote nicht lösen lässt. Seit es Sport gibt, versuchen Menschen sich mit allen Mitteln einen Vorteil zu erschwindeln. Schneller, höher, weiter hat eben seinen Preis.

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