Sportverletzungen: Die Schambeinentzündung shutterstock.com/Sandro Donda

Sportverletzungen: Die Schambeinentzündung

  • Christian Riedel
Die Schambeinentzündung ist beinahe so etwas wie die Modeverletzung im Fußball. Aber wie entsteht die Schambeinverletzung, und was kann man dagegen tun?

Dortmunds Super-Talent Mario Götze leidet aktuell unter einer Schambeinentzündung. Auch Ex-Nationalspieler Michael Ballack und Bayern-Star Arjen Robben mussten deswegen schon mehrere Monate pausieren. Der frühere Bremer und ehemalige türkische Nationalspieler Ümit Davala musste wegen einer Schambeinentzündung sogar seine Karriere beenden. Daneben gibt es noch zahlreiche weniger prominente Fälle, wie etwa die beiden Kölner U-19 Nationalspieler Mark Uth und Christopher Buchtmann, die ebenfalls unter einer Schambeinentzündung leiden. Man könnte also schon fast von einer Epidemie sprechen. Doch was ist überhaupt die Ursache für dieses immer häufiger auftretende Leiden?

Die Schambeinentzündung (Ostitis pubis) tritt in der Regel als Folge einer intensiven Belastung bei aktiven Sportlern auf. Obwohl die Ostitis pubis meist folgenlos verheilt, ist die Therapie langwierig und aufwändig.

Zwei Formen der Entzündung


Unterscheiden muss man zwischen der „eigentlichen“ Form der Schambeinentzündung, bei der eine bakterielle Entzündung des vorderen Beckenrings auftritt. Diese Entzündungen sind häufig die Folge von urologischen oder gynäkologischen Eingriffen, haben mit der „sportlichen Variante“ der Schambeinentzündung aber nichts zu tun. Zudem wird die postoperative Form meistens mit hohem Fieber und großen Schmerzen begleitet.

Viel häufiger handelt es sich bei der Schambeinentzündung bei Sportlern um eine Erkrankung, die ohne Einfluss von Bakterien auftritt. Vielmehr handelt es sich um eine Überlastungsreaktion des vorderen Beckenrings. Auch Fehlstellungen der Hüfte und muskuläre Dysbalancen können eine Schambeinentzündung verursachen.

Dabei kommt es zu einer Flüssigkeitsansammlung im Knochen des Os pubis, die durch MRT festgestellt werden kann. Beim Röntgen deuten Erosionen über der Schambeinfuge auf die Erkrankung hin. Zudem kann die Fuge größer als 10mm sein, was ebenfalls eine Schambeinentzündung vermuten lässt. Auch Entzündungen der Schambeinfuge (Symphysis pubica), des Schambeinknochen (Os pubis) und in der Nähe befindlicher Strukturen wie Adduktoren, Bauchmuskulatur und Faszien sind hier hinzuzuzählen.

Besonders häufig sind tatsächlich Fußballer betroffen, da bei ihnen schnelle Richtungswechsel vorkommen, die das Schambein belasten. Rund 20 Prozent aller Schambeinentzündungen werden bei Kickern diagnostiziert. Auch Läufer, Handball- und Basketballspieler gehören zu der Risikogruppe.

Symptome


Auch wenn die Schambeinentzündung in seltenen Fällen unbemerkt bleiben kann sein kann, sind die Symptome in den meisten Fällen ähnlich: Schmerzen beim Gehen, Treppensteigen und Stehen auf einem Bein deuten auf die Ostitis pubis oder auch Pubalgia hin. Die Schmerzen können dabei auf das Schambein begrenzt sein oder auch auf in die Leiste oder die Hüfte abstrahlen.

Behandlung


In der Regel wird die Schambeinentzündung konservativ behandelt. Da die Entzündung aufgrund einer Überlastung der Schambeinfuge entsteht, ist zumindest eine starke Einschränkung der Aktivität (bis hin zur Sportpause) ein Teil der Behandlung. Gleichzeitig nimmt der Patient häufig Entzündungshemmer (nichtsteroidale Antiphlogistika) ein, wie Ibuprofen oder Diclofenac. Auch enzymatische antientzündliche Präparate werden eingesetzt, um die Entzündung zu bekämpfen.

Neben der medikamentösen Behandlung gehört häufig eine Physiotherapie zur Behandlung. Dazu werden Techniken aus der manuellen und der osteopathischen Therapie eingesetzt. Auch Kryo- und Elektrotherapie sollen gegen die Schambeinentzündung helfen. Führt diese Therapie nicht zum Erfolg, kann eine Injektionstherapie eingesetzt werden. Experten bezweifeln aber die Wirksamkeit dieser Therapieform.

Führt die konservative Therapie nicht zum gewünschten Erfolg, bleibt oft nur noch eine Operation als letzte Möglichkeit. Dabei wird eine so genannte Kürettage durchgeführt, bei der der betroffene Bereich ausgeschabt wird. Auch bei begleitenden Problemen wie einem Leistenbruch, einer weichen Leiste oder Kompressionssyndrom der Leistennerven kann eine Operation sinnvoll sein.

Prävention


Der Schambeinentzündung vorbeugen ist schwierig, da die Entwicklung ein schleichender Prozess ist. Um sich vor der Schambeinentzündung zu schützen, sollte man regelmäßig die umliegende Rumpfmuskulatur kräftigen, muskuläre Dysbalancen durch Training des schwächeren Antagonisten bekämpfen und regelmäßig die betroffenen Muskeln dehnen.

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