Triathletin Anne Haug im Interview Anne Haug

Triathletin Anne Haug im Interview

  • Christian Riedel
Techniktraining ist im Schwimmen wichtiger als Kilometer zu schrubben. Und mit Videoaufnahmen lässt sich die eigene Technik überprüfen, um Fehler gezielt aufzuarbeiten, empfiehlt Triathletin Anne Haug. Im netzathleten-Interview verrät die Profi-Trathletin weitere Tipps für Triathlon-Einsteiger.

netzathleten: Mit einem Sieg in Buschhütten, einem zweiten Platz bei den Deutschen Triathlonmeisterschaften am Schliersee und Rang drei beim Triathlon-Europacup im polnischen Kedzierzyn-Kozle hast Du in diesem Jahr auf Dich aufmerksam gemacht. Welche Ziele hast Du für die nächste Saison?
Anne Haug: Mein Ziel ist es, nächste Saison professionell Triathlon zu betreiben und mich auf internationaler Ebene zu behaupten. Natürlich möchte ich mich mit meinen Leistungen auch für das Nationalteam empfehlen.

netzathleten: In der Triathlon-Bundesliga ist Windschattenfahren erlaubt; wie findest Du das und wie beeinflusst das Dein Training?
Anne Haug: Nicht nur in der Bundesliga, sondern auch in allen internationalen Eliterennen ist Windschatten fahren erlaubt. Das hat Vor - und Nachteile. Der große Nachteil ist, dass das Radfahren an Bedeutung verliert und nicht mehr ein „kompletter Triathlet“ gefragt ist. Vorteilhaft ist, dass das Rennen gerechter geworden ist, da jetzt jeder im Windschatten fahren darf und nicht nur die, die nicht von den Wettkampfrichtern erwischt werden. Daher ändert sich der komplette Rennverlauf. Das Schwimmen ist jetzt von großer Bedeutung und nimmt den größten Teil meines Trainings in Anspruch. Ist man nicht zumindest im Hauptfeld beim Radfahren dabei, ist das Rennen in der Regel schon verloren. Das Zünglein an der Waage stellt allerdings das Laufen dar, da das Feld nach dem Radfahren ganz dicht zusammen ist. Hier entscheiden wenige Sekunden über die Plätze. Daher trainiere ich Laufen viel mit Spezialisten, um mir die nötige Tempohärte zu holen.


netzathleten: Wie verbessert man seine Schwimmzeit?
Anne Haug: Das wichtigste ist, auf eine gute Technik zu achten. Es nützt leider reichlich wenig, viele Kilometer in einer schlechten Technik zu schwimmen. Die Zeiten werden sich nicht verbessern. Daher ist es sinnvoll, ab und zu jemanden am Beckenrand zu haben, der von außen die Technik korrigiert. Wenn man die Möglichkeit hat, Unterwasseraufnahmen zu machen, ist das ebenfalls eine super Sache, an seiner Technik zu arbeiten. Ich selbst überprüfe Armzug und Wasserlage auch regelmäßig durch Videoaufnahmen, da sich im Laufe der Zeit leider immer wieder kleine Fehler einschleichen.

netzathleten: Wie bist Du überhaupt zum Triathlon gekommen?

Anne Haug: Bevor ich zum Triathlon gekommen bin (erst ziemlich spät mit 19 Jahren), habe ich leistungsmäßig Tennis gespielt. Zusätzlich habe ich so ziemlich alle Sportarten ausprobiert vom Synchronschwimmen, über modernen Fünfkampf, Judo, Turnen, Volleyball, Jonglieren, Badminton, Indiaca, Tischtennis, Langlaufen, Skifahren. Dabei habe ich überall festgestellt, dass ich länger und schneller als Andere Laufen konnte. Mein Freund hatte schon mal an einem Volkstriathlon teilgenommen und mich so auf die Idee gebracht. Seitdem bin ich begeistert von diesem Sport.

netzathleten: Wie hast Du Deinen ersten Triathlon erlebt?

Anne Haug: Meinen ersten Triathlon habe ich in sehr positiver Erinnerung, da er gleich mit einem Podestplatz endete und mich unmittelbar mit dem Triathlonvirus infiziert hat. Jedoch habe ich das Laufen nach dem Radfahren total unterschätzt und nie vorher trainiert. Daher war ich ziemlich überrascht, dass sich meine Beine wie Pudding anfühlten und ich kaum vom Fleck kam. Das Koppeltraining ist nun fester Bestandteil meines Trainings.

netzathleten: Welche Tipps hast Du für Triathlon-Einsteiger?
Anne Haug: Nicht zu schnell zu viel wollen. Triathleten sind dafür bekannt, dass sie immer noch mehr trainieren wollen. Man hat ja drei Sportarten zur Verfügung. Leider resultieren daraus gerade am Anfang sehr viele Verletzungen, da sich der Körper nur langsam an die neuen Belastungen anpassen kann.

netzathleten: Wie sollte ein Anfänger seinen ersten Wettkampf taktisch am Besten angehen?
Anne Haug: Der erste Wettkampf gilt in erster Linie dazu, Erfahrungen zu sammeln. Daher sollte man sich keinen Druck durch vorgegebene Zeiten machen und das Rennen nicht zu schnell angehen. Besonders das Schwimmen im Freiwasser zusammen mit vielen anderen Triathleten kann sehr ungewohnt und wirklich angsteinflößend sein. Daher empfehle ich, sich aus dem größten Getümmel rauszuhalten und lieber am Rand des Feldes zu starten, auch wenn man einen minimalen Umweg zur ersten Boje in Kauf nehmen muss.

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