Weltsportler des Jahres? Mo Farah im Interview gettyimages.de

Weltsportler des Jahres? Mo Farah im Interview

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Vierfach-Olympiasieger Mo Farah ist bei den Laureus World Sport Awards für den World Sportsman of the Year-Award nominiert. In Rio im vergangenen Sommer gewann er Gold über die 5.000- und die 10.000-Meter-Strecke. Im Gespräch mit Laureus spricht der Brite über seine Erfolge und das harte Training, das dahinter steckt.
Sechs Monate nach den Olympischen Spielen in Rio, was denken Sie heute über Ihre Erfolge?
Mo Farah: Rio war ein erhebender Moment. All die harte Arbeit, die vielen Meilen, die ich gelaufen bin und die Zeit, in der ich nicht bei meiner Familie war, haben sich bezahlt gemacht. Die Atmosphäre in Rio war sehr intensiv und in mancher Hinsicht auch dramatisch, aber ich habe jede Minute dort genossen.

Gibt es einen speziellen Rio-Moment, den Sie besonders in Erinnerung behalten?
Als ich im 10.000-Meter-Lauf gestolpert bin. Das war ein so intensives Rennen, vielleicht das härteste meines Lebens. Nach dem Sturz dachte ich, dass es das war. Es ging so schnell und alles, was ich dachte war, dass all die Arbeit nun umsonst war. Zum Glück passierte es sehr früh im Rennen, so dass ich doch noch aufholen und gewinnen konnte. Beim Zieleinlauf wurde ich von den Gefühlen überwältigt und war körperlich komplett am Ende.

Glaubten Sie vorher daran, sowohl die 5.000 als auch die 10.000 gewinnen zu können?
Im Vorfeld konnte ich verletzungsfrei trainieren und alles lief gut. 120 Meilen habe ich jede Woche abgespult in der Vorbereitung, versucht, länger und härter zu trainieren, als meine Konkurrenz. Das gab mir Selbstvertrauen, auch wenn sich in den vier Jahren seit London natürlich viel getan hat. Ich werde älter und es ist nicht mehr so leicht, sich nach den Einheiten zu regenerieren. Aber ich hatte meinen beiden Kindern versprochen, je eine Goldmedaille für sie zu gewinnen. Das musste ich halten.

Was bedeutet es nun für Sie, für den Laures World Sportsman of the Year Award nominiert zu sein?
Das ist ein fantastischer Preis und unter all den Nominierten wie Usain Bolt, Andy Murray oder LeBron James zu sein, ist eine Ehre. Das sind die wahren Größen ihres Sports und nun ist mein Name unter ihnen.

Hatten Sie denn selbst auch mal ein Vorbild?
Als ich noch im Kindes- und Jugendalter war, war es Muhammad Ali. Ich hatte einige Poster von ihm in meinem Zimmer hängen. Der Größte. Er stand für etwas und er war stolz darauf. Er machte keine Kompromisse, brach nie ein. Ich bin sehr traurig, dass er gestorben ist, er war eine Ikone.

Viele nennen Sie auch schon eine Legende, beschreiben Sie als den größten Langstreckenläufer aller Zeiten. Was sagen Sie dazu?
Es ist der Traum eines jeden Athleten, irgendwann in den Geschichtsbüchern aufzutauchen. Ich hätte mir aber nie träumen lassen, in einem Atemzug mit Haile Gebreselassie oder Lasse Viren genannt zu werden. Klar, mal eine Medaille gewinnen. Aber vier Olympiasiege und fünf Weltmeistertitel, das wäre vermessen gewesen. Ich überlasse es aber anderen, zu beurteilen, wer der beste aller Zeiten ist – wenn man das überhaupt sagen kann.

Sie wurden inzwischen auch zum Ritter geschlagen. Was bedeutet das für Sie, Sir Mo Farah?
Die Nachricht hat mich umgehauen. Das war eine so große Ehre für mich und ich bin sehr stolz, die Medaillen auch für Großbritannien gewonnen zu haben.

Wie geht es für Sie nun weiter? Werden wir Sie in Tokyo 2020 nochmal auf der olympischen Bühne sehen?
Man soll ja niemals nie sagen… Aber zunächst hoffe ich, dass ich im Sommer an der WM in London teilnehmen kann. Dort im Olympiastadion nochmals Gold zu holen, wäre doch auch ein toller Karriereabschluss. Aber ich habe auch immer überlegt, nochmal Marathon zu laufen. Wer weiß…

Hintergrund

Die Laureus World Sport Awards werden am 14. Februar 2017 in Monaco vergeben. Neben Mo Farah sind Usain Bolt (Leichtathletik), Stephen Curry (Basketball), LeBron James (Basketball), Andy Murray (Tennis), Cristiano Ronaldo (Fußball) für den World Sportsman of the Year Award nominiert.

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