Interview mit Daron Rahlves – Lieber schnell als stylisch netzathleten.de/Nils Borgstedt

Interview mit Daron Rahlves – Lieber schnell als stylisch

  • Nils Borgstedt
Pistenskifahren und Freeriden – einer, der beides sowohl als Hobby als auch im Wettkampf erlebt hat, ist Daron Rahlves. Der Super-G-Weltmeister von 2001 verrät im Interview, was Skifahren – sowohl auf als auch abseits der Piste – für ihn ausmacht. Und für was er sich entscheiden würde, wenn er müsste: Streif oder Rocky Mountains.

netzathleten.de: Daron, du warst ein sehr erfolgreicher Skifahrer, nun bist du immer häufiger beim Freeriden unterwegs. Freeriden hat sich in den letzten Jahren sehr stark entwickelt. Wenn du nochmal jung wärst und die Wahl hättest, ein Freeski-Profi oder ein Ski-Alpin-Profi zu werden, wie würdest du dich entscheiden?
Daron Rhalves: Alpin. Ich würde nichts ändern. Alpinskifahren ist eine gute Basis zum Skifahren. Bei den Rennen pusht man sich so krass. Natürlich gehört auch viel harte Arbeit dazu, aber wenn man Strecken in Wengen, Bormio oder Beaver Creek hinunterfahren kann, entschädigt das für vieles. So wie es gelaufen ist, war es für mich ideal. Ich habe die Rennteams mitgenommen, konnte beim Skicross und Freeskiing vorbeischauen und war immer ein Freerider. Wann immer sich die Chance bot, bin ich zum Freeriden gegangen. Und ich verfolge es immer noch. Ich finde die Entwicklung auch cool, mit all den neuen Disziplinen. Zum Beispiel Slopestyle oder Halfpipe. Aber ich wollte schon immer lieber schnell als stylisch unterwegs sein.

netzathleten.de: Aber wenn man sich nun Freestyle und Ski alpin im Fernsehen anschaut, sieht Freestyle meist spektakulärer aus, Ski alpin kann im Vergleich fast langweilig wirken. Warum ist es nicht langweilig?
Daron Rhalves: Warum Ski alpin nicht langweilig ist? Es ist die Präzession, die Performance – vor allem als Athlet. Es ist vielleicht zum Anschauen nicht so spannend, aber wenn man Rennen fährt, erlebt man ein Gefühl, das ich persönlich bei nichts anderem bisher empfunden habe – und zwar dann, wenn man völlig am Ende ist und gegen die Piste kämpfen muss. Man kann es wirklich ein bisschen mit Kämpfen und Tanzen vergleichen. Die Slopestyler und Halfpipe-Rider tanzen durch den Schnee, die Alpinen kämpfen. Ich stand schon immer mehr auf den Wettbewerb. Als Individuum und Athlet ist es ein tolles Gefühl, wenn man in der Kurve liegt, die Kurve schneidet und dann die Beschleunigung spürt. Darum geht es beim Skirennen.

netzathleten.de: Und was gefällt dir am Freeriden besonders? Du sagtest ja, dass du auch ein passionierter Freerider bist.
Daron Rhalves: Das Schöne am Freeriden ist die Kameradschaft. Skirennen sind ein Individualsport. Du willst und musst am Renntag der Beste sein. Freeriden dreht sich eher darum, sich gegenseitig zu unterstützen, aufzumuntern. Es geht einfach darum Spaß zu haben, wie ein kleines Kind mit seinen Kumpels. Man fühlt auf jeden Fall jung. Skirennen allerdings geben dir das Gefühl, alt zu sein. Sie sind so hart und verlangen dir viel ab. Zudem sind sie sehr emotional, mit vielen Höhen und Tiefen verbunden. Freerieden hingegen ist relativ entspannt, man kann kreativ sein. Und das ist ein entscheidender Unterschied. Beim Rennen geben mir die Tore den Weg vor, beim Freeriden entscheide ich selbst, wo es langgeht. Wo sehe ich die beste Line? Wie interpretiere ich den Berg? Wie kann ich Spaß am Berg haben? Ich schaue mir das Terrain an und überlege: Wo kann ich am meisten Spaß haben?

netzathleten.de: Wie sieht’s mit Skitouren gehen aus? Findest du das auch spannend?
Daron Rhalves: Ja, allerdings. Ich bin vor einigen Jahren in Alaska zum Tourengehen gekommen. Es ist ein tolles Abenteuer und man erhält noch mehr Bestätigung. Man ist draußen und erlebt den Berg viel mehr. Man hat beim Aufstieg viel Zeit, um die Natur zu beobachten, man sieht vielleicht Spots, an denen man gerne Fahren möchte.

netzathleten.de: Wenn du die Wahl hättest zwischen einer Abfahrt auf der Streif und eine neuen Linie in den Rocky Mountains, für was würdest du dich entscheiden?
Daron Rhalves: Definitiv die Streif. Aber wenn Alaska zur Auswahl stünde, würde ich Alaska wählen. Beides zu tun, das ist cool. Es sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Ich durfte dieses Jahr die Streif als Vorläufer fahren und versuche immer, solche Chancen zu nutzen. Aber jetzt, wo sich meine Geschwindigkeit geändert hat, würde ich die AK Line nehmen.

netzathleten.de: Also ist Alaska auch dein Lieblingsspot zum Freeriden?
Daron Rhalves: Ja. Die Schneequalität und das Terrain sind fantastisch. Die Vielfalt an Lines, die Grate, die Bäche. Dazu hängen die Wolken oftmals wie ein Vorhang und die Hänge sind extrem steil. Das ist der ultimative Test, die ultimative Erfahrung. Zum Freeriden ist das perfekt.

Kontakt

Copyright © 2017 netzathleten