Der „Stärkste Mann Deutschlands 2011“ – Patrik Baboumian im Interview Pierre Lamely/body-xtreme.de

Der „Stärkste Mann Deutschlands 2011“ – Patrik Baboumian im Interview

  • Sandra Wachaja
Durch den Gewinn der Strongman-Meisterschaften ist Patrik Baboumian der „Stärkste Mann Deutschlands 2011“. Der gebürtige Armenier spricht im netzathleten-Interview über das Dasein als Kraftsportler, seine besondere Ernährungsweise und das Problem, Sport, Studium und Familie unter einen Hut zu bekommen.

netzathleten.de: Herr Baboumian, seit sechs Jahren sind Sie Strongman. Jetzt hat es mit dem Meistertitel geklappt. Haben Sie sich in diesem Jahr ganz besonders auf die Deutsche Meisterschaft vorbereitet?

Patrik Baboumian: An meiner grundsätzlichen Herangehensweise habe ich in diesem Jahr eigentlich nichts verändert. Ich wurde durch kleinere Verletzungen sogar eher etwas zurückgeworfen. Aber ich habe mich von Jahr zu Jahr, Schritt für Schritt, gesteigert. Deshalb hat es in diesem Jahr zum Glück trotzdem zum Titel gereicht.

netzathleten.de: Sicherlich die Krönung einer schon erfolgreichen Karriere…

Patrik Baboumian: Ja, auf jeden Fall. Die ersten vier Jahre bin ich im Leichtgewicht gestartet und habe dort 2007 und 2009 die deutsche Meisterschaft gewonnen. In der Wertung des Schwergewichts lag ich damit immer auf Platz 5. 2010 bin ich dann ins Schwergewicht gewechselt und habe im ersten Jahr gleich den Vize-Titel geholt und jetzt im August schließlich die Krönung mit dem Deutschen Meister-Titel im Schwergewicht.

netzathleten.de: Welche Disziplinen gibt es bei einer Strongman-Meisterschaft?

Patrik Baboumian: Eine Disziplin, und gleichzeitig auch meine Lieblingsdisziplin, ist zum Beispiel das Baumstammstemmen. Das funktioniert wie Gewichtheben, nur mit einem Baumstamm, in den Griffe eingearbeitet sind. Die klassische Disziplin beim Strongman ist LKW-Ziehen. Recht bekannt ist auch das Heben von Betonkugeln. Dabei geht es darum, einen Satz von vier bis fünf Kugeln, deren Gewicht von Kugel zu Kugel ansteigt, schnellstmöglich auf ein Podest zu heben.

netzathleten.de: Kommt die Liebe zum Baumstammstemmen durch den Erfolg?

Patrik Baboumian: Ja, ich denke, das bringt zum großen Teil der Erfolg mit sich. Für das Baumstammstemmen habe ich aber auch anatomisch die besten Voraussetzungen. Wenn man den Baumstamm von der Brust nach oben stemmen will, kommt es einem zu Gute, wenn man nicht so lange Arme hat und dadurch einen kürzeren Weg.

netzathleten.de: Wie bereiten Sie sich auf einen Wettkampf vor?

Patrik Baboumian: In der direkten Vorbereitung auf einen Wettkampf trainiere ich jeden Tag. Drei Mal in der Woche trainiere ich konkret Strongman-Disziplinen, ein bis zwei Mal mit Hanteln, entweder im Fitnessstudio oder bei mir zu Hause. Der Rest ist aktive Erholung, also beispielsweise leichtes Ausdauertraining, um den Stoffwechsel in Gang zu bringen und mich von den Trainingseinheiten zu erholen. Wenn, wie in nächster Zeit, kein Wettkampf ansteht, reduziere ich das Training auf etwa drei Tage pro Woche.

netzathleten.de: Wann haben Sie mit dem Kraftsport angefangen?

Patrik Baboumian: Mit ungefähr vierzehn Jahren habe ich zusammen mit einem Schulfreund mit dem Kraftsport angefangen, weil wir uns damals auf eine Profi-Wrestling Karriere vorbereiten wollten. (lacht) Nach einem Jahr Training zu Hause haben wir uns dann in einem Fitnessstudio angemeldet und ab da stand eigentlich nur noch der Kraftsport im Vordergrund und wir hatten unsere ursprünglichen Ziele schnell vergessen.

netzathleten.de: Was macht für Sie die Faszination am Kraftsport aus?

Patrik Baboumian: Die Erfahrung, dass man durch das Training die Möglichkeit hat, den Körper durch den Geist dazu zu bringen, genau das zu tun, was man möchte.


netzathleten.de: Sie sind seit sechs Jahren Vegetarier, was nicht gerade „typisch Kraftsport“ ist. Eher im Gegenteil. Wie reagieren Ihre Konkurrenten darauf?

Patrik Baboumian: Parallel zu meiner Umstellung auf vegetarische Ernährung habe ich damals mit dem Strongman angefangen. Als Newcomer wurde ich anfänglich von vielen belächelt. Das hat sich aber immer mehr gegeben, da ich an ihnen mit der Zeit leistungstechnisch vorbeigezogen bin und mittlerweile zur nationalen Spitze zähle.

netzathleten.de: Gibt es Nachahmer?

Patrik Baboumian: Von meinen direkten Konkurrenten nicht. Aber ich wurde schon von ein paar Newcomern persönlich angeschrieben, die in mir eine Vorbildfunktion sehen und das Gleiche ausprobieren. Bisher habe ich dazu auch nur positives Feedback erhalten.

netzathleten.de: Neben dem Kraftsport studieren Sie noch Psychologie. Hilft Ihnen Ihr Studium im Wettkampf oder in der Vorbereitung?

Patrik Baboumian: Grundsätzlich habe ich nie gezielt versucht, das, was ich im Studium gelernt habe, für das Training umzusetzen. Dennoch denke ich, dass mir das Erlernte automatisch in manchen Situationen hilft. Beispielsweise wenn es darum geht, den inneren Schweinehund zu bekämpfen, oder bei Motivations-Problemen. Ich finde dann im Normalfall Antworten darauf, warum ich nicht motiviert bin und kann gezielt etwas dagegen tun.

netzathleten.de: Wie bekommen Sie Training, Studium und Familie unter einen Hut?

Patrik Baboumian: Das ist sehr schwierig. Durch den Sport allein – mit allem was dazu gehört, Wettkämpfe, Training, Gastauftritte – bin ich schon sehr eingenommen. Parallel schreibe ich gerade meine Diplomarbeit, die noch einmal mehr Zeit in Anspruch nimmt, als das bisher im Studium der Fall war. Wenn man der Verlobten dann erklären muss, warum man am Wochenende schon wieder nicht zu Hause ist, sorgt das schon mal für Zündstoff. Momentan ist für mich selbst mit 32 Jahren auch noch nicht an Kinder zu denken, weil sich das organisatorisch nicht umsetzen lässt.

netzathleten.de: Kommen da nicht Gedanken auf, den Kraftsport ein wenig hinten anzustellen?

Patrik Baboumian: Es ist ein Zweispalt. Mein Kopf befiehlt mir die Priorität auf das Studium und die Familie zu legen. Mein Bauch schafft es aber immer wieder, dieses Vorhaben zu Nichte zu machen. Deshalb versuche ich mit der nötigen Disziplin den wichtigen Dingen die richtige Priorität zu geben.

netzathleten.de: Was sind Ihre sportlichen Ziele für die Zukunft? Was möchten Sie noch erreichen?

Patrik Baboumian: Momentan richte ich mein Training auf die Europameisterschaft im Baumstammstemmen im nächsten Jahr aus. Die würde ich gerne gewinnen. Ein weiteres Ziel ist, den Titel bei der nächsten Strongman-Meisterschaft zu verteidigen. Das hat bisher nur Heinz Ollesch, die Strongman-Legende Deutschlands mit zwölf Meistertiteln, geschafft.

netzathleten.de: Herr Baboumian, wir bedanken uns recht herzlich für das nette Interview und wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute!

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