Wie sinnvoll ist Explosivtraining für Langstreckenläufer? picture alliance

Wie sinnvoll ist Explosivtraining für Langstreckenläufer?

  • Marco Heibel
Als Dieter Baumann 1992 überraschend Olympia-Gold über 5.000 Meter gewinnen konnte, hatte er das nicht nur seiner Ausdauer zu verdanken, sondern auch der Tatsache, dass er am Schluss noch einmal einen Sprint anziehen und durchhalten konnte. Ist Explosivkraft also auch auf der Langstrecke ein Trumpf?

Was man nicht trainiert, kann man auch im Wettkampf nicht abrufen. Wenn ein Basketballer nie Dreipunktewürfe trainiert, wird er auch im Spiel keine allzu hohe Trefferquote von jenseits der Dreierlinie haben. Bei einem Läufer ist es nicht anders: Wer im Training nicht an seinen Sprintfähigkeiten arbeitet, wird bei einem möglichen Zielsprint der Konkurrenz wohl kaum die Hacken zeigen.

Laufen und Krafttraining – Passt das?


Nun haben viele Läufer Angst, dass sie etwas von ihrer Ausdauerleistungsfähigkeit einbüßen, wenn sie Muskelmasse aufbauen und somit auch etwas Gewicht zulegen. Weiterhin besteht häufig die Befürchtung, dass ein ergänzendes Training sich generell auf die Laufleistung auswirkt, da man verhältnismäßig weniger Zeit mit Kilometersammeln verbringt. Dass solche Ängste unbegründet sind, legt das Ergebnis einer finnischen Studie nahe.

Explosivtraining verbessert Laufleistung


Die Wissenschaftler vom Institut für Olympische Sportarten im finnischen Jyväskylä wollten bei ihrer Untersuchung herausfinden, inwiefern sich gleichzeitiges Explosiv- und Ausdauertraining auf die Laufleistung und die Muskelkraft auswirken. Hierzu teilten sie insgesamt 25 männliche und weibliche erfahrene Langstreckenläufer in eine Testgruppe von 13 Probanden und eine Kontrollgruppe von 12 Probanden ein.



Die Teilnehmer der Studie investierten über einen Zeitraum von acht Wochen exakt die gleiche Zeit ins Training; während die Kontrollgruppe jedoch „nur“ lief, investierten die Teilnehmer der Testgruppe ein Fünftel ihrer Trainingszeit in Sprints und Kraftübungen.

Nach Ablauf des Testzeitraums verglichen die Wissenschaftler die beiden Gruppen hinsichtlich folgender Faktoren: Maximalgeschwindigkeit bei einem maximalen anaeroben Lauftest sowie bei einem 30-Meter-Sprint, Maximalkraft der Quadrizeps-Muskulatur, Nervenaktivierung der Muskulatur.

Das Ergebnis: Bei all diesen Tests schnitt die Krafttrainingsgruppe besser ab. So waren ihre Werte etwa bei den 30-Meter-Sprints um 3 Prozent besser als die der Kontrollgruppe. Und bei der Maximalkraft der Quadrizeps-Muskulatur konnte die Testgruppe sogar einen um 50 Prozent höheren Wert erreichen.

Keine Einbußen bei der Ausdauerleistung


Das Entscheidende ist jedoch: Bei den letzten Tests, bei denen die Maximalgeschwindigkeit der Probanden während eines aeroben Laufes sowie ihre maximale Sauerstoffaufnahmekapazität ermittelt wurden, waren beide Gruppen auf einem Level. Das bedeutet im Klartext, dass die Krafttrainingsgruppe keinerlei Einbußen bei den Basics (also der aeroben Leistungsfähigkeit), dafür jedoch eine Verbesserung der Sprintfähigkeiten mit sich bringt – und das bei gleichem Zeitaufwand.

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