Die Blutgruppendiät: Auf den Spuren der Evolution shutterstock.com

Die Blutgruppendiät: Auf den Spuren der Evolution

  • Marco Heibel
Jeder Mensch ist anders. Darum funktionieren verschiedene Diät-Konzepte bei Menschen auch unterschiedlich gut. Bei der umstrittenen Blutgruppendiät wird versucht, zumindest anhand der Blutgruppe individuelle Faktoren zu berücksichtigen - allerdings mit zweifelhaftem Erfolg.

Ob einem Vampir verschiedene Blutgruppen der Menschen unterschiedlich gut schmecken, weiß niemand. Der amerikanische Naturheilkundler Peter J. D´Adamo (nicht verwechseln mit Weichzeichenporno-Regisseur Joe D´Amato) hat dagegen ein Diät-Konzept entwickelt, das auf die unterschiedlichen Blutgruppen eingeht. Er geht davon aus, dass die Menschen je nach Blutgruppe Nahrung unterschiedlich verarbeiten. Darum muss eine gesunde Ernährung auch entsprechend abgestimmt sein.

Falsche Ernährung verursacht Krankheiten

 

Dass die Menschen Nahrung unterschiedlich gut verwerten, soll an bestimmten komplexen Glykoproteinen in der Nahrung liegen. Diese so genannten „Lektine“ sollen bestimmten Merkmalen der entsprechenden Blutgruppe ähneln. Treffen Lektine auf die „falsche“ Blutgruppe, kann es zu einer Verklumpung der Antigene im Blut kommen. Das besagt zumindest D´Adamo Theorie. Durch die Verklumpung der Antigene aufgrund einer falschen Ernährung können langfristig Krankheiten entstehen.

Die Ernährung sollte laut D´Adamo also auf die Blutgruppe abgestimmt sein. Dadurch könne man immunologische Stressreaktionen vermeiden. So ernährt man sich nicht nur gesund, sondern kann sogar schlimmen Krankheiten wie Krebs vorbeugen, sie heilen und das allgemeine Wohlbefinden verbessern. Isst man die „richtigen“ Lebensmittel, bleibt man gesund und nimmt sogar ab.


Bei den Menschen unterscheidet man vier verschiedene Blutgruppen: A, B, AB und 0. In Deutschland haben rund 43 Prozent die Blutgruppe A, 41 Prozent haben 0, 11 Prozent die Blutgruppe B und nur rund 5 Prozent AB. Für jede dieser Gruppen hat D´Adamo ein eigenes Ernährungskonzept entwickelt.

Peter D´Adamo geht davon aus, dass die Blutgruppe 0 die älteste ist und schon unsere Höhlen bewohnenden Vorfahren diese Blutgruppe hatten. Entsprechend ist die Ernährung auf die steinzeitlichen Höhlenbewohner abgestimmt. Da Ackerbau und Viehzucht damals noch unbekannt waren, sollten 0-Menschen täglich Fleisch und Obst essen und auf Getreide, besonders auf Weizen, sowie auf Milch verzichten.

Auf den Spuren der Evolution


In der Evolution folgte die Blutgruppe A, die mit den ersten Bauern Zugang zum Menschen fand. Darum sollten A-Menschen bei ihrer Ernährung vermehrt auf Agrarprodukte zurückgreifen. D´Adamo empfiehlt Gemüse und Getreide statt Fleisch und Milch, da die ersten Bauern wohl keine Tiere hielten und so auch kein Fleisch zu sich nahmen.

Menschen mit Blutgruppe B dagegen dürfen wieder Fleisch essen. Denn laut D´Adamo entwickelten nomadisch lebende Viehzüchter in Asien diese Blutgruppe. Daher sollte die Ernährung auch entsprechend auf die Nutztierhaltung abgestimmt sein. Fleisch und Milch, dazu bestimmte Getreidesorten gehören zum natürlichen Ernährungsbedarf der B-Menschen.

Die letzte Blutgruppe im Evolutionsbaum ist AB, die erst in der Moderne durch die Vermischung von A und B entstanden sein soll. Sie symbolisiert den modernen Menschen, der an verschiedene Nutzpflanzen gewöhnt ist. AB-Menschen empfiehlt D´Adamo eine besonders obst- und gemüsereiche Ernährung.

Keine Beweise

 

Soweit zur Theorie. In der Praxis konnte die Haltbarkeit von D´Adamos Theorie bisher noch nicht nachgewiesen werden. Verschiedene Institutionen wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) und das Institut für Gesundheitsförderung, Ernährung und gesunde Lebensführung (I.G.E.L.) zweifeln die Theorie an. Denn noch ist kein Fall bekannt, in dem die richtige Blutgruppen-Diät ein Krebsleiden kuriert hat. Zudem wurden Lektine bisher nur in sehr wenigen Lebensmitteln nachgewiesen.


Im Gegenteil kann die Blutgruppendiät sogar gefährlich sein. Ernährt man sich zu einseitig, können Mangelerscheinungen auftreten.


Netzathleten-Fazit: Zum Abnehmen ungeeignet, als Lebensweise ungeeignet und für Sportler sowieso.


Christian Riedel

 

Kontakt

Copyright © 2017 netzathleten