NBA: Es wird zu streng gepfiffen Rike/pixelio.de

NBA: Es wird zu streng gepfiffen

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Was ist in den letzten Jahren nicht alles modifiziert worden in der besten Basketball-Liga der Welt? Die NBA verbot das Handanlegen am Offensivspieler - das „Handchecking“ - und erschuf eine Kleidungsvorschrift mit dem progressiven Titel „Dresscode“. Die Fangemeinde wie auch der Ligakosmos haben sich damit größtenteils abgefunden. Auch einmalige Anpassungen im Regelwerk wie die Anerkennung von Lebron James‘ ‚Crab-Dribble‘ wurden notgedrungen angenommen - so ominös sie auch sein mögen.

Doch die neueste Erfindung der NBA-Chefetage lässt wirklich zu wünschen übrig: Die Liga - in Person der Referees - bestraft seit Beginn der neuen Saison konsequenter jegliche Art von Emotionsäußerung, die von einem Akteur oder Mitglied des Coaching Staffs ausgeht und von den Schiedsrichtern als abwertend aufgefasst wird. Die Folge: Es regnet buchstäblich Technische Fouls. Allein in der Preseason gab es durchschnittlich ein halbes „T“ mehr pro Spiel als im Vorjahr. Wo früher kleine Reibereien mit Gegner oder Referee an der Tagesordnung waren - speziell nach strittigen Entscheidungen der Regelhüter -, soll, nein muss heute priesterliche Frömmigkeit von den Beteiligten an den Tag gelegt werden. Keine Diskussionen mehr, keine Schimpfworte in Richtung Offizielle, kein Lamentieren, so der Plan der Liga. Dass das nicht klappt, ist klar - und schon gar nicht von heute auf morgen.

Mit den verstärkt eingesetzten Technischen Fouls will die Liga unrühmlichen Gefühlsausbrüche einen Riegel vorschieben und die Schiedsrichter schützen. Schön und gut. Doch die vielen „T“s sind nicht wirklich das Problem. An die strikte Vorgehensweise der Referees werden sich alle Beteiligten im Laufe der Zeit gewöhnen. Auch ist (an sich) nichts gegen das Bestrafen von negativen Äußerungen gegenüber den Referees einzuwenden: Die Jungs in den grauen Shirts müssen Möglichkeiten haben, ständige Jammerlappen zurechtzustutzen. Wer motzt, wird abgemahnt - auch in finanzieller Hinsicht.

Doch die neuen Regelungen schießen schlichtweg über das Ziel hinaus: Jermaine O’Neal erhält ein Technisches Foul, weil er nach einer Schiedsrichterentscheidung fragend gen Hallendecke - oder Himmel - schaut und leise vor sich hin murmelt. Zydrunas Ilgauskas, wahrlich nicht als sonderlich extrovertiert bekannt, wird mit einem Technischen belastet, weil er einen Referee nach einem Foul grimmig anstarrt. Und zu guter Letzt bekommt Kobe Bryant einen Eintrag ins Klassenbuch, weil er mit Teamkollege Ron Artest nach einem Fehler hart ins Gericht geht. Vor einigen Jahren noch hätte das niemanden interessiert.

Die verschärfte Regelung saugt langsam aber sicher immer mehr Emotionen aus dem NBA-Geschehen. Ich kann durchaus verstehen, wenn die Liga Laberbacken wie Rasheed Wallace (früher) oder Kendrick Perkins (bald wieder) in den Griff kriegen möchte. Doch wo kommen wir hin, wenn schon Lappalien wie Schulterzucken dafür sorgen, dass die Refs mit den Händen das verhasste „T“ formen? Die NBA braucht sicherlich keine Roboter auf dem Feld. Vielleicht sollte sich die Liga einmal fragen, ob sie Meckerei oder generell Emotionen vermeiden möchte.

Joshua Wiedmann

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