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Eine Woche Südafrika – Ein Fazit (Teil 2)

  • Redaktion
Die erste Woche der 19. Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika ist beinahe vorüber. Wir haben alle Mannschaften einmal spielen gesehen – die meisten der Favoriten enttäuschten. Deutschland war der große Gewinner der ersten Turnierwoche, die internationale Presse überschlug sich beinahe.

Ein Kommentar von Derk Hoberg

Angezogene Handbremse oder Probleme mit dem Gegner?

Die Favoriten erfüllten bisher nicht die Erwartungen. Sieht man einmal von Deutschland und mit einigen Abstrichen Argentinien ab. Die größte Überraschung war Spanien, das gestern gegen die Schweiz einen herben Rückschlag erlitt. Aber auch England, Brasilien, Holland, Portugal, Italien und Frankreich zeigten ein anderes Gesicht, als von ihnen erwartet wurde. In manchen Fällen ist der Grund sicherlich darin zu suchen, dass es schwer ist, in ein solches Turnier herein zu finden. In anderen Fällen wird abzuwarten sein, ob überhaupt noch eine Steigerung möglich ist. Einige der Hochgehandelten werden aber unter ihren Erwartungen bei dieser WM zurück bleiben und enttäuscht und aus ihrer Sicht viel zu früh, die Heimreise antreten müssen. Fazit: Die WM hat ihre eigenen Gesetze, mit denen deutsche Mannschaften nahezu immer gut zurechtkommen. Und das ist auch gut so!

Leere Stadien – Zu teuer?

Die Fifa untersucht derzeit, woran es liegt, dass man so viele leere Zuschauerränge in den WM-Stadien sieht. „Bisher seien aber noch keine vorzeigbaren Ergebnisse vorhanden“, heißt es aus den Reihen des Weltverbandes. Gründe dafür mag es viele geben; etwa zu teure Flüge oder vielleicht die Diskussionen über die Sicherheit in Südafrika im Vorfeld des Turniers. Eine Theorie, die durch die geringe Anzahl deutscher Fans vor Ort unterstützt wird. Aus einem wohlhabenden Land wie Deutschland sind derzeit gerademal knapp 2000 Fans in den Süden Afrikas gereist. Vielleicht hat so mancher Fan seine Tickets einfach verfallen lassen. Die Fifa behauptet ihrerseits auch, dass der Ticketverkauf eigentlich gut gelaufen sei, viele Ticketbesitzer aber einfach nicht im Stadion erschienen seien. Fazit: Für diejenigen, die von den Vuvuzelas allzu sehr genervt sind, ist es so vielleicht sogar besser. Wären die Stadien voll, wär es noch lauter.

Die jüngste Mannschaft bei der WM

Das deutsche Team sorgte bei seinem ersten Auftritt für Furore. International, wie scheinbar vor jedem Turnier, unterschätzt, hob die Leistung der jungen deutschen Mannschaft gegen Australien den DFB in die Position des Titelfavoriten. Die internationale Presse überschlug sich: „Was soll nur werden, wenn es jetzt auch noch Spaß macht, den Germanen zuzuschauen?", titelte eine dänische Zeitung beispielsweise (mehr Pressestimmen auf der nächsten Seite). natürlich weiß man noch nicht woran man ist, wie es aussieht, wenn die Abwehr mit stärkeren Spielern als den Socceroos konfrontiert wird. Zuzutrauen ist Jogis Mannen aber durchaus ein weites Vordringen im Turnier. Fazit: Hat die deutsche Mannschaft das nötige Quäntchen Glück in den KO-Spielen (davon ausgehend, dass diese erreicht werden), ist eine Finale durchaus drin. Selbstbewusstsein, Realitätssinn und mentale Stärke, gepaart mit der Spielstärke des Kaders liefern beste Voraussetzungen dafür.

Ausblick

Die Weltmeisterschaft bescherte uns bisher farbenfrohe Bilder von feiernden Menschen in Südafrika, Torwartfehler, die für Belustigung sorgten, aber insgesamt leider zu wenig Tore. Noch liegen allerdings drei spannende Wochen Fußball vor uns: Das Wetter wird winterlicher, teilweise gab es schon Schnee in den höheren Lagen. Die Kälte wird also auch ihren Teil zum weiteren Verlauf des Turniers beitragen. Lassen wir uns überraschen – für die deutsche Mannschaft sicherlich nicht von Nachteil. Die Qualität der Spiele kann indes eigentlich nur besser werden. Die Techniker werden noch ein wenig an den Reglern drehen, um die Vuvuzelas herauszufiltern und – vielleicht eine der spannendsten Entscheidungen der nächsten Woche – die englische Nationalmannschaft wird uns einen „Auserwählten“ für die Position zwischen den beiden Pfosten präsentieren.


Italien: Corriere della Sera: "Das neue Deutschland schickt die Fantasie an die Macht. Es war eine Show des Paares Müller-Özil. Löws Team erteilt Australien eine Lektion. Das junge Deutschland hat einen fantastischen Fußball gespielt, den bisher besten bei dieser WM."


Holland: de Volkskrant: "Deutsche Stürmer toben sich nach Herzenslust aus."


Frankreich: Libération:
"Joachim Löw hat die zahlreichen Verletzungen genutzt, um die Mannschaft zu verjüngen und das Spiel zu ändern, das als unbeweglich galt. Die Deutschen überrollen alle, mit Özil als Drehscheibe, der nach allen Seiten Raketen abschießt."


Schweden: Aftonbladet: "Die jüngste WM-Elf hat noch längst nicht alles gezeigt. Aber mehr als alle anderen. Deutschland wird noch andere Mannschaften als Australien demütigen."


Dänemark: Ekstra Bladet:
"Das deutsche Angriffsorchester spielte mit voller Besetzung. Bisher war die deutsche Adelsmarke die Fähigkeit zu Erfolg ohne Schönheit. Was soll nur werden, wenn es jetzt auch noch Spaß macht, den Germanen zuzuschauen?"


Schweiz: Neue Zürcher Zeitung:
"Deutschland demontiert Australien. Ist eine deutsche Nationalmannschaft jemals spielerisch überzeugender in ein Turnier gestartet?"


Spanien: Sport:
"Deutschland zeigt sich so überwältigend wie immer, aber mit einem Fußball, der seit vielen Jahren nicht mehr zu sehen war."


Großbritannien: Daily Telegraph:
"Es ist Zeit, die Klischees zu verbannen und die Stereotypen über den deutschen Fußball dem Mülleimer der Geschichte anzuvertrauen. Ja, dieser Auftritt war effizient, gut organisiert und ziemlich mitleidslos. Aber er war auch geprägt von Flair, Unvorhersehbarkeit und jugendlicher Lebenslust."


Großbritannien: The Times: "Umso mehr sich Deutschland verändert, desto mehr Dinge bleiben gleich. Während das Resultat so vorhersehbar war, wie es die Stereotypen vorschrieben - aber die Art dieses exquisiten Sieges war es überhaupt nicht. Es waren die Deutschen, aber nicht, wie wir sie kennen."


Brasilien: O Globo: "Jünger, offensiver, vertrauter mit dem Ball. Es ist noch früh und Australien ist keine große Sache, aber es liegt der Eindruck in der Luft, dass ein neues Deutschland auftaucht: So fähig und mit einem schönen Fußballspiel, das nicht gesehen wurde seit dem letzen Titel 1990 mit Matthäus und Klinsmann."


Auswahl einer Zusammenstellung der dpa

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