Interview: Nia Künzer zum Champions League Finale der Frauen Laureus

Interview: Nia Künzer zum Champions League Finale der Frauen

  • Redaktion
Laureus London hat Laureus Botschafterin Nia Künzer interviewt – über die Chancen des VfL Wolfsburg im Champions-League Finale der Frauen, die Popularität des Frauen-Fußballs und ihr Laureus Projekt Kicking Girls.

Laureus: Heute Abend spielen der VfL Wolfsburg und Olympique Lyon das Champions-League-Finale der Frauen aus - wer gewinnt?
Nia Künzer: Lyon ist seit über 100 Spielen in Folge ungeschlagen und daher der klare Favorit, aber Wolfsburg hat nichts zu verlieren. Ich hoffe auf ein attraktives und spannendes Spiel.

Laureus: Was bedeutete Dir Dein erster Sieg in der Champions League?
Künzer: Es war ein unglaubliches Gefühl. Einen internationalen Titel zu gewinnen ist etwas ganz Besonderes, da man sich mit den besten Mannschaften Europas misst und am Ende der beste Verein ist. Die Atmosphäre ist ganz speziell und die Aufmerksamkeit der Medien und Bevölkerung ist bei einem Finale besonders groß. Für die Mädels von Wolfsburg ist das Spiel heute Abend ein Highlight, selbst wenn sie nicht gewinnen.

Laureus: Frauenfußball ist auf dem Vormarsch. Was ist der Grund?
Künzer: Langsam hat sich herumgesprochen, dass auch Frauen attraktiven Fußball spielen können. Sicherlich hat die WM 2011 ein großes Stück dazu beigetragen. Die Vereine und Nationen sind in Bezug auf die Leistungsdichte mittlerweile viel enger zusammengerückt, was es für die Zuschauer natürlich interessanter macht.

Laureus: Gibt es bestimmte Aspekte, die den Frauenfußball attraktiver machen und die dem Männerfußball fehlen?
Künzer: Wir versuchen immer den Vergleich zu vermeiden. Natürlich ist der Frauenfußball aufgrund der Physis nicht ganz so schnell wie der Männerfußball. Dadurch ist das Spiel anders angelegt: Es kommt ein besserer Spielfluss zustande, es gibt weniger Diskussionen mit den Schiedsrichtern und seltener Spielunterbrechungen. So können sich die Zuschauer besser auf das Spiel an sich konzen-trieren. Zudem gibt es inzwischen zahlreiche technisch sehr gut ausgebildete Spielerinnen.

Laureus: Wie kann man die Popularität des Frauenfußballs weiter vorantreiben?
Künzer: Der Fußballsport in Deutschland hat bereits einen weiten Weg zurückgelegt. Im Vergleich zu anderen Mannschaftssportarten sind wir Frauenfußballerinnen doch sehr privilegiert. Alle Spiele der Nationalmannschaft werden im öffentlich-rechtlichen Programm übertragen, auch das DFB-Pokalendspiel und das Champions-League-Finale werden gezeigt. Welche andere Sportart kann von sich behaupten, regelmäßig in den Medien, und vor allem im Fernsehen zu sein? Wir sollten wertschätzen, wie weit wir schon gekommen sind. Nichtsdestotrotz arbeiten alle natürlich daran, den Frauenfußball weiterzuentwickeln. Die Bundesliga hat sicher noch nicht die Aufmerksamkeit, die wir uns wünschen. Aber dazu muss auch jeder einzelne Verein etwas beitragen. Der VfL Wolfsburg mit seiner Final-Teilnahme in der Champions League ist ein tolles Beispiel. Auch Frankfurt und Potsdam haben viel geleistet. Unterstützt werden die Vereine vom DFB, der sich große Mühe gibt, dass eine größere Aufmerksamkeit geschaffen wird.

Laureus: Es gibt ein rein deutsches Finale in der Champions League der Männer dieses Jahr in Wembley, bei den Frauen zogen in den letzten vier Jahren deutsche Teams in das Champions-League-Finale ein. Warum ist der deutsche Fußball derzeit so stark?
Künzer: Nach den Schwierigkeiten, die der Männerfußball hatte, sich international zu behaupten, zahlt sich jetzt die hervorragende Nachwuchsarbeit aus, die geleistet wurde und wird. Deutschland hat sich den Weg zurück an die Spitze erkämpft. Das haben wir im Frauenfußball schon etwas früher geschafft. Hier haben die Vereine schon länger die Rahmenbedingungen geschaffen, um international auf einem hohen Niveau wettbewerbsfähig zu sein.

Laureus: Wie hoch ist die Akzeptanz von Fußballerinnen im Männer-Fußball?
Künzer: Mittlerweile ist es international akzeptiert, dass Frauen Fußball spielen. Es sollte das grundsätzliche Ziel sein, Mädchen, die Fußball spielen möchten, auch die Gelegenheit dazu zu geben. Natürlich gibt es sowohl im Amateur-, als auch im Profibereich Menschen, die kein Interesse an Frauenfußball haben und das muss man akzeptieren. Ich sehe das recht entspannt, schließlich interessiere ich mich auch nicht für jede Sportart. Durch unser Laureus Projekt Kicking Girls erreichen wir viele fußballbegeisterte Mädchen. Einen Sport auszuüben, den früher nur Jungs gespielt haben, gibt ihnen Selbstwertgefühl und beeinflusst ihr Selbstbewusstsein positiv.

Quelle: Laureus.com

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