Interview mit Verena Bentele – Das Projekt passt perfekt zu mir Jens Wenzel/ Laureus

Interview mit Verena Bentele – Das Projekt passt perfekt zu mir

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Verena Bentele ist seit 2011 für die Laureus Sport for Good Stiftung als Botschafterin unterwegs. Die ehemalige paralympische Biathletin ist seit ihrer Geburt blind und möchte sich, nach ihrer erfolgreichen Skilanglaufkarriere, nun mehr und gezielter für soziale Projekte einsetzten. Im netzathleten Interview verrät uns die frisch-gebackene Schirmherrin des Projektes „mit Pferden stark machen e.V.“, was ihr bei diesem Engagement besonders am Herzen liegt.

netzathleten: Verena, Du bist als Kind selbst geritten, kommst hier aus der Gegend. Hat das bei der Wahl Deines Patenprojekts für Dich eine Rolle gespielt?

Verena Bentele: Eigentlich fing alles so an, dass ich mich an Laureus gewendet und gesagt habe, dass ich gerne ein eigenes Projekt betreuen würde. Das hat den einfachen Grund, dass Laureus und das Engagement erst so für mich richtig greifbar werden. Die Idee von Laureus ist und bleibt natürlich schön, aber mit einem konkreten Projekt kann ich gezielt unterstützen und weiß genau, was ich gemacht habe. Als Laureus dann auf mich zukam und mir das Projekt „Mit Pferden stark machen“ anbot, gab es zwei riesen Zufälle. Zum einen, dass mir gerade ein Projekt mit Pferden zugedacht wird – ich bin selber früher sehr viel geritten – zum anderen, dass es sich um ein Projekt nahe meinem Heimatort handelt. Laureus wusste beides vorher nicht.

Zu Pferden habe ich eine besondere Beziehung. Ich glaube, sie waren für mich auch der Einstieg in mein Sportlerleben. Durch Pferde habe ich die Angst vor Geschwindigkeit verloren und habe gelernt Risiken einzugehen und mit ihnen umzugehen. Von daher habe ich natürlich auch direkt gesagt, das Projekt passt perfekt zu mir.

netzathleten: Wie stellst Du Dir die Zusammenarbeit vor, wie oft möchtest Du das Projekt besuchen? Gibt es schon konkrete Pläne?

Verena Bentele: Da ich in München wohne und im Job auch sehr eingebunden bin, schaffe ich es sicherlich nicht, alle zwei Wochen auf dem Hof vorbei zu schauen. Aber ich versuche, dass ich es alle zwei, drei Monate in Achberg sein kann. Dann möchte ich natürlich gemeinsame Aktionen starten. Es muss allerdings nicht immer etwas großes sein. Vielleicht eine kleine Weihnachtsfeier, vielleicht ein Ausritt im Sommer. Es muss natürlich immer zu meinem Zeitplan und vor allem in den Zeitplan des Projekts passen.

netzathleten: Seit einem Jahr bist Du Laureus Botschafterin. Wie viel hast Du denn schon von der „Laureus-Familie“ mitbekommen?

Verena Bentele: Genau vor einem Jahr wurde ich in Kitzbühel bei dem Laureus Medienpreis zur Botschafterin ernannt. Im Winter 2011 habe ich dann auch noch den Laureus Sport Award in der Kategorie Behindertensport bekommen. Seitdem habe ich Laureus erst richtig kennengelernt. Das Besondere an der Laureus Idee und der Laureus Sport for Good Stiftung ist, dass es ein Zusammenschluss von Sportlern ist – teilweise den weltbesten – die sich gemeinsam engagieren. Es ist eine gemeinsame Idee, welche den Boxer mit dem Tischtennisspieler und den Biathleten mit dem Fußballer verbindet.

Wenn wir Botschafter uns treffen, hat man natürlich Sport als ein Thema, aber eben auch die Laureus-Projekte. Die meisten Sportler sind ja doch Schirmherr oder Schirmherrin eines Projekts, sodass wir uns darüber austauschen und mit guten Ideen unterstützen können. Das ist für mich auch etwas Tolles und Besonderes, das man nicht bei jedem Engagement in der Form erleben kann.

netzathleten: Kommen wir zurück zum Projekt selbst. Kannst Du Dir gut vorstellen, was hier genau gemacht wird?

Verena Bentele: Ich habe mir sehr viel erklären lassen, deshalb kann ich mir ungefähr vorstellen, was hier passiert. In der Blindenschule war ich selbst beim Voltigieren. Dort haben wir auf dem Pferd ähnliche Sachen gemacht, wie die Kinder hier, beispielsweise auf dem Pferd knien.

netzathleten: Das Pferd fungiert hier auch als Vermittler zwischen Kind und Therapeut. Besteht zwischen einem Pferd und Dir ein besondere Bindung, gerade weil Du blind bist und dem Tier vollkommen vertrauen musst?

Verena Bentele: Es ist natürlich wichtig, viel Zeit mit dem Pferd zu verbringen. Den größten Teil sitzt man ja auch nicht auf dem Pferd, sondern ist mit der Pflege beschäftigt. Putzen, waschen, striegeln, Stall ausmisten, Hufe auskratzen, Hufe einfetten und und und. Was die Bindung mit dem Pferd angeht, ist mein Vorteil, dass ich keine Angst habe. Ich mache mir keine Gedanken und gehe davon aus, dass alles gut ausgeht.

netzathleten: Hast Du abschließend noch einen Tipp, den Du den Kindern mit auf den Weg geben möchtest?

Verena Bentele: Sie sollen alles ausprobieren und am Kontakt mit den Pferden und bei den Unternehmungen ganz viel Spaß haben. Das ist es, was das Projekt hier prägt. Man spürt, dass alle Verantwortlichen Lust auf das Projekt haben und das überträgt sich auch auf die Kinder. Sie kommen gerne hierher und sollen immer ganz offen miteinander umgehen. Die Kinder haben eine gewisse Sicherheit, weil sie wissen, dass keiner zu etwas gezwungen wird.

netzathleten: Ein tolles Schlusswort. Vielen Dank für das Interview und wir sind gespannt, wie sich das Projekt und Eure Patenschaft weiter entwickeln.

Hier gibt es weitere Informationen zum Projekt "Mit Pferden stark machen"

Das Interview führten Nils Borgstedt und Martin Imruck

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