Vorfahrt für Rentiere Peplies Consult
DIe Kolumne von Ramona Hofmeister

Vorfahrt für Rentiere

  • Ramona Hofmeister
Um 6.00 Uhr morgens verlassen wir Berchtesgaden, vollgepackt mit Koffern, vier Snowboards, zwei frischgebackenen Christstollen und anderweitiger Ausrüstung. Das Ziel ist eine Tagesreise entfernt: Suomotunturi in Finnland. Die Route ist ein echter Marathon: Abflug aus München, Landung in Helsinki, Weiterflug nach Rovaniemi, was vielen für seinen Weihnachtsmannpark bekannt ist und wohin die Kinder weltweit ihre Bescherungswünsche senden, um dann nochmal eineinhalb Stunden über finnische Landstraßen zu reisen, um sich langsam Suomotunturi zu nähern. 
In der Tat werden wir auf den letzten Kilometern des Tages immer wieder gestoppt. Rentiere in großen Herden ziehen durchs Land und blockieren auch schön mal länger die Verkehrswege. Ich bin zum ersten Mal in Finnland und, staune über die Rentiere und freue mich, auch wenn es die Ankunft des Tages verzögert. Selbst als wir unser Mannschaftshotel sehen, haben wir keine Vorstellung davon, dass das Ausräumen länger dauert, weil die zwei letzten Parkplätze auch wiederum zunächst von Rentieren besetzt sind.

Zwei ganze Tage Reise nach und von Finnland für vier Tage Training-das deutsche Snowboard-Team betreibt einen immensen Aufwand für bessere Trainingsbedingungen vor dem Start der Weltcupsaison in Winterberg, nachdem die Auftaktrennen in Livigno wegen Schneemangels abgesagt werden mussten.

Am nächsten Tag sind wir überrascht- nein, im Skilift saß zur Abwechslung mal kein Rentier, aber das Trainingsterrain konnte uns nicht überzeugen- auch hier, selbst im finnischen Norden, weniger Schnee als erwartet. Entsprechend waren die Präparationen der Pisten, die so schmal angelegt waren, dass wir leider keine Slalom – und Riesenslalom-Rennen simulieren konnten, sondern jeder einzeln nur allein gegen die Zeit. Nach den Durchläufen, Videoanalytik, um die kleineren Fehler zu identifizieren, die Geschwindigkeit und Zeit nehmen – mehrere Durchläufe am Vormittag, Mittagspause, mehrere Durchläufe am Nachmittag. Wir nutzen konzentriert die Zeit und das Arbeiten, fahren mehrere Snowboards für die Saison ein – das Training erfüllt seinen Sinn.

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Von Rentieren flankiert fahren wir Abend um Abend zurück in unser Quartier. Aus Respekt vor unseren täglichen Belgleitern auf vier Beinen präferiere ich täglich Lachs mit Nudeln und verzichte auf das Rentiersteak.

Vier Tage Finnland bringen uns voran und entsprechend zufrieden sitzen wir im Flieger, als dieser in Finnlands Hauptstadt wieder abhebt.

Landung in München, Weiterfahrt über die Autobahn, Serpentinen auf die Höhe, grüne Wiesen im Berchtesgadener Land, in der Dämmerung grüßt der Watzmann.

Der Countdown läuft zum Saisonstart, ich bin fit und fühle mich gut. Ich freue mich auf Winterberg.

Herzliche Grüße
Ramona Hofmeister

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