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Kuss war kein Putin-Protest
- Stefan Schnürle
Xenia Ryzhova bezeichnete die Berichte, die den Kuss als Protest gegen Kremlchef Wladimir Putin interpretierten, sogar als beleidigend. Putin hatte jüngst „Homosexuellen-Propaganda“ verboten. Wer sich über gleichgeschlechtliche Lebensweisen vor Minderjährigen positiv äußert, kann demnach per Gesetz bestraft werden.
"Sie können sich nicht vorstellen, was es für uns bedeutet, nach acht Jahren zu gewinnen. Es war ein Sturm der Gefühle, ob wir in diesem Moment die Lippen berührt haben, weiß ich nicht", sagte Ryzhova zu dem Kuss. Die Bilder lassen allerdings Zweifel an dieser Schilderung aufkommen.
"Julia und ich sind verheiratet und haben keine intime Beziehung. Wir trainieren seit acht Jahren zusammen“, meinte Ryzhova, die sich offenbar Sorgen macht, als homosexuell wahrgenommen zu werden.
Forderung nach Boykott der Olympischen Spiele
Seine Kritik an der Diskriminierung von Homosexuellen öffentlich gemacht hatte zuvor der Mittelstreckenläufer Nick Symmonds. Der US-Amerikaner widmete seine Silbermedaille über 800 Meter seinen schwulen und lesbischen Freunden.
Auch die Schwedin Emma Green Tregaro zeigte bei der Leichtathletik-WM ihr Unverständnis über das Gesetz. Die Hochspringerin hatte ihre Fingernägel in Regenbogen-Farben, Symbol der homosexuellen Bewegung, lackiert und dafür eine Rüge vom Leichtathletik-Weltverband IAAF kassiert.
Nach Verabschiedung des Anti-Homosexuellen-Gesetzes waren zuletzt weltweit Zweifel an der Offenheit und den Gastgeberfähigkeiten Russlands aufgekommen. Einige hielten sogar einen Boykott der Olympischen Winterspiele in Sotschi für notwendig.
Der Chef des russischen Leichtathletik-Verbandes, Valentin Balachnitschjow, fordert dagegen ein rasches Ende der Debatte um das Verbot von "Homo-Propaganda".
Hier gibt es noch einmal eine Zusammenfassung der Leichtathletik-WM – dabei spielt natürlich auch der Kuss eine Rolle.