Männer-EM: DVV-Männer scheiden nach der Vorrunde aus CEV

Männer-EM: DVV-Männer scheiden nach der Vorrunde aus

  • Nils Borgstedt
Die DVV-Männer sind bei der EM-Endrunde 2011 in Prag/CZE bereits nach der Vorrunde ausgeschieden: Die Mannschaft von Bundestrainer Raúl Lozano verlor auch ihr drittes Vorrundenspiel, dieses Mal 1:3 gegen Bulgarien und belegt somit Platz 15 oder 16 (das hängt von der Begegnung AUT-SRB ab).

Punktbeste deutsche Spieler gegen Bulgarien waren Georg Grozer (22) und Robert Kromm (14), nicht im Kader standen erneut Sebastian Schwarz und Markus Steuerwald. Durch das frühe Ausscheiden muss die DVV-Auswahl bereits im November (22. bis 27.) in die olympische Vor-Qualifikation.

Startformationen

Deutschland: Patrick Steuerwald, Georg Grozer, Marcus Böhme, Stefan Hübner, Robert Kromm, Björn Andrae, Ferdinand Tille
Bulgarien: Andrey Zhekov, Vladimir Nikolov, Matey Kaziyski, Todor Aleksiev, Viktor Yosifov, Teodor Todorov, Vladislav Ivanov

Nach ordentlichem Start brach die deutsche Mannschaft im ersten Satz völlig ein, und man musste sich Sorgen machen. Doch das Team zeigte Moral und Kampfkraft, vor allem Max Günthör brachte frischen Wind und Emotionen. Das deutsche Team schraubte in der Folge die Fehlerzahl weit runter und agierte im Angriff aus der Annahme (65% im zweiten Satz) stark. Einziger Schwachpunkt blieb wieder einmal der Aufschlag. Am Ende standen 20 Fehler und drei Asse zu Buche (Bulgarien 13:4) und die Aufschläge, die über das Netz flogen waren einfach zu drucklos. Björn Andrae meinte: „Der Aufschlag hat hier in keinster Weise funktioniert. Ich weiß nicht, woran das liegt, das muss jeder für sich herausfinden. Das gilt es zu analysieren und zu verbessern. Denn eins ist klar: Wenn der Aufschlag nicht kommt, wird es schwer gegen jede Mannschaft der Welt.“ Dass es nicht noch zum „Ehrenpunkt“ kam – dieser wäre bei einem 2:3 fällig gewesen – lag an einer anderen Sache: „In der Endkampfphase hatten wir etwas Pech, aber auch Unvermögen“, so der deutsche Kapitän zu den knappen Satzverlusten in den Durchgängen drei und vier.

Ausführlicher Spielbericht


1. Satz
Zu Beginn tasten sich beide Teams regelrecht ab, sowohl die deutschen als auch die bulgarischen Spieler versuchen, in einen Rhythmus zu kommen. Nach einem guten Grozer-Aufschlag geht die DVV-Auswahl in Führung (4-2), muss jedoch nach drei Blockpunkten gegen Andrae den Rückstand hinnehmen (5-7). Das hinterlässt Wirkung, in der Folge haben die deutschen Angriffsversuche keinen „Mumm“, Nikolov kommt in einen Aufschlag-Rhythmus (5-10). Lozano reagiert und wechselt die Zuspieler. Kampa fügt sich mit zwei guten Aktionen ein, doch das deutsche Team ist total verunsichert, agiert fast emotionslos (8-15). Das Spiel plätschert so vor sich hin, Popp und Kaliberda kommen noch, können aber nichts an dem deutlichen Satzverlust ändern.

2. Satz
Mit Kampa und Günthör und der Startformation des ersten Satzes beginnt Team Deutschland den zweiten Durchgang. Letzterer fügt sich mit einem Block gegen Kaziyski gut ein und sorgt endlich einmal für Emotionen auf deutscher Seite. Was bleibt, ist die Aufschlagschwäche, die sich wie ein roter Faden durch das Turnier zieht. Entweder ist der erste Ball fehlerhaft oder so schwach, dass die Bulgaren alle Optionen im Angriff haben. Da die deutsche Mannschaft aber aus der eigenen Annahme stabil agiert, liegt sie kurze Zeit später mit einem Break vorne (10-8). Kurze Zeit später ist der kleine Vorsprung weg, weil Grozer einmal am Block scheitert und einmal abgewehrt wird (13-14). Zwei starke Aufschläge von Nikolov folgen und bedeuten drei Zähler Rückstand (13-16). Doch die deutsche Mannschaft resigniert nicht und erarbeitet sich über die Block- und Feldabwehr ein Break (17-18). Zwei phantastische Abwehraktionen von Hübner und Kampa werden mit dem Ausgleich durch Grozer belohnt, der folgende Hübner-Fehlaufschlag und ein Ass von Kaziyski stoppen die aufkeimende Hoffnung (19-21). Ein Hübner-Block bringt kurz vor Satzende den Ausgleich (23-23), ehe Kampa etwas unglücklich einen Ball ins aus legt. Im zweiten Versuch verhindert Andrae den Satzverlust, Grozer gleicht auch den zweiten Satzball Bulgariens aus (25-25). Dann Satzball Deutschland, weil Todorov frei verzieht. Das „Geschenk“ nimmt die deutsche Mannschaft an, Grozer blockt Kazyiski „brutal“.

3. Satz
Der Satzgewinn gibt den DVV-Akteuren sichtlich Selbstbewusstsein. Aus der Annahme agiert die Mannschaft weiter sehr stark, und auch in der Block- und Feldabwehr sind immer wieder deutsche Hände im Spiel (8-5). Bis zum 11-8 hält der Vorsprung, dann punkten die Bulgaren zweimal bei eigenem Aufschlag (11-11). Doch das stecken Andrae & Co weg und nach einem Block von Günthör ist die Führung wieder da (14-12). Der Gegner schlägt in Form eines Dreierblocks gegen Andrae zurück und ist nach einem weiteren Break knapp vorne (17-18). Dann ist wieder der deutsche Block an der Reihe: Kromm und Günthör schrauben ihre zusammen 4,19 Meter Körpergröße in die Höhe und blocken erfolgreich Sokolov. Als der bulgarische Diagonalangreifer auch beim nächsten Angriff scheitert und Grozer die Punktchance verwertet, liegt die DVV-Auswahl wieder in Front (20-18). Der starke Günthör hält per Block den Vorsprung (22-20), dann unterläuft Tille ein Annahmefehler (22-22). Deutschland bleibt vorne und holt durch Hübner den ersten Satzball (24-23), den die Bulgaren abwehren. Als Andrae am Einerblock Kaziyskis scheitert, nimmt Lozano bei Satzball gegen sich eine Auszeit (24-25). Aber Grozer trifft seinen Angriff überhaupt nicht und bringt den Ball nicht über das Netz. Dadurch ist die deutsche Mannschaft definitiv nach der Vorrunde ausgeschieden, eine große Enttäuschung.

4. Satz
Nach Fehlstart (0-3) bringt Lozano für Kapitän Andrae den EM-Debütanten Kaliberda. Während nun bei den Bulgaren alles klappt, läuft auf deutscher Seite nicht mehr viel. Die Annahme schwächelt, die Angreifer scheitern am hohen bulgarischen Block (4-10). Zudem agieren die Bulgaren nun sehr aggressiv, mit einem 3:1-Sieg haben sie die Möglichkeit, die Vorrunde als Gruppensieger abzuschließen und direkt in das Viertelfinale einzuziehen (8-14). Ein Hübner-Block verkürzt den Rückstand (11-15), zwei Grozer-Aufschläge bringen das 16-17. Nach dem längsten Ballwechsel des Spiels verzieht Diagonalangreifer Sokolov – Ausgleich (21-21). Der Doppelblock Günthör/Kromm holt die erste deutsche Führung im vierten Satz (23-22). Ein Kromm-Angriff ins aus bedeutet wieder Rückstand und Matchball Bulgarien (23-24). Der wird gleich genutzt, weil Kampa ein Zuspiel abgepfiffen wird.

Spielfilm
1. Satz: 4-2, 5-7, 5-10 (Kampa für Steuerwald), 7-13, 10-16, 12-19 (Popp für Kromm), 14-21, 15-22 (Kaliberda für Andrae), 16-24 (Günthör für Böhme)
2. Satz: 5-5, 10-8, 13-14, 13-16, 16-17, 19-19, 20-22, 21-23 (Popp für Kromm), 23-23, 23-24, 24-25, 25-25 (Kromm zurück),
3. Satz: 6-4, 8-5, 11-8, 11-11, 14-12, 16-16, 20-18, 22-21 (Popp für Kromm), 24-23, 24-25
4. Satz: 0-3, 1-3 (Kaliberda für Andrae), 3-7, 4-10, 8-14, 11-15, 13-17, 16-17, 17-19 (Popp für Kromm), 21-21, 23-24

Statistik
GER: 3 Asse, 20 Fehler / 13 Blockpunkte / 48% Angriffsquote
SVK: 4 Asse, 13 Fehler / 16 Blockpunkte / 45% Angriffsquote

Stimmen zum Spiel


Raúl Lozano: „Ich bin mit dem Ergebnis und der Leistung der Mannschaft bei dieser EM nicht zufrieden. Wir hatten zu viele up and downs in unseren Spielen. Wenn wir das abgestellt hätten, wäre mehr möglich gewesen.“

Björn Andrae: „Wir haben gut gekämpft und versucht, alles zu geben. Aber wir haben es nicht geschafft, unsere beste Leistung zu zeigen. In der Endkampfphase hatten wir etwas Pech, aber auch Unvermögen und der Aufschlag hat in keinster Weise funktioniert. Wir sind mit hohen Zielen hierher gefahren, jetzt sind wir mit drei Sätzen ausgeschieden – das ist ein unterirdisches Ergebnis. Wir müssen daraus unsere Lehren ziehen, und spätestens im November muss das aus den Köpfen raus sein. Dann geht es um Olympia.“

Vladimir Nikolov (Kapitän BUL):
„Der Sieg war wichtig für uns, wir sind jetzt Zweiter und spielen voraussichtlich gegen Estland, das ist ein machbarer Gegner. Deutschland hat trotz des feststehenden Ausscheidens gut gekämpft und gespielt. Es ist immer schwer, sie zu schlagen.“

Radostin Stoychev (Trainer BUL): „Ich bin glücklich, dass wir gut gespielt haben. Es tut mir leid für Deutschland. Sie hatten Pech mit Verletzungen von Schwarz und Tischer und zu wenig Zeit, um Grozer und Andrae wieder in Top-Form zu bekommen.“

Max Günthör: „Wir haben wieder zu viele Aufschlagfehler gemacht: Das Verhältnis Ass-Fehler passt nicht, das ist zu wenig auf dem Niveau. Der Rest war okay. Wir hatten uns viel vorgenommen für die EM und sind jetzt sehr enttäuscht. Woran das lag, müssen wir in Ruhe analysieren. “

Denis Kaliberda: „Es war mein zweites großes Turnier nach der WM, aber so hat sich das natürlich keiner vorgestellt. Wir waren schwächer als die Gegner und haben fast alle Sätze knapp verloren. Das ist schade.“

Sebastian Schwarz: „Nach der Vorrunde auszuscheiden, ist ein beschissenes Gefühl, aber das hatte sich gestern schon abgezeichnet. Wir haben nicht unsere Leistung abgerufen, deswegen ist das besonders enttäuschend. Für mich ist es besonders bitter, denn ich habe vier Monate im Sommer auf die EM hingearbeitet und konnte dann wegen der Verletzung nicht eine Sekunde spielen.“

Die aktuelle Tabelle der Gruppe D*

1. BUL – 7 Punkte – 8:5-Sätze – 3 Spiele
2. SVK – 5 Punkte – 6:3-Sätze – 2 Spiele
3. POL – 3 Punkte – 4:4-Sätze – 2 Spiele
4. GER – 0 Punkte – 3:9-Sätze – 3 Spiele

*für ein 3:0 oder 3:1 gibt es 3 Punkte, bei einem 3:2-Sieg gibt es 2 Punkte für den Sieger und 1 Punkt für den Verlierer

Autor: DVV

Link zum Original-Artikel: http://www.volleyball-verband.de/aktuell/?id=19457

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