Neuer in seiner neuen (?) Heimat – FC Bayern gegen den FC Schalke 04 picture-alliance

Neuer in seiner neuen (?) Heimat – FC Bayern gegen den FC Schalke 04

  • Nils Borgstedt
Manuel Neuer war am vergangenen Wochenende wieder einmal Gast in der Allianz Arena zu München. Gemeinsam mit seinem aktuellen Club, dem FC Schalke 04, bestritt er das Bundesligaspiel gegen den FC Bayern.

Die Begrüßung mancher Fans war auch dieses Mal nicht gerade freundlich. Doch der Unterschied zum Pokal-Halbfinale vor ein paar Monaten: Es gab auch deutliche Pro-Neuer Aktionen.

Das Spiel vom FC Schalke 04 gegen Bayern München stand unter besonderen Vorzeichen. Hier der FC Schalke, Pokalfinalist und Halbfinalist der Champions League, dort der FC Bayern, Rekordmeister, der den eigenen Ansprüchen in dieser Saison hinterherläuft und um die Champions League Qualifikation bangen muss. Hier der FC Schalke mit dem derzeit wohl besten Torwart der Welt, Manuel Neuer, dort der FC Bayern, der eben diesen Torwart im Sommer verpflichten möchte. Genau dieser Umstand ist es, der vor allem die Ultras des FC Bayern auf den Plan rief. Wie schon beim Pokalhalbfinale Anfang März musste sich der Schalker Torwart einiges anhören. Die bekannten „Koan Neuer“-Schilder wurden um Transparente erweitert. „#1 Thomas Kraft“ stand in großen Buchstaben auf einem Plakat, „Neuer – nur zu Besuch“ auf einem anderen. Immer wieder machten Fans auch dieses Mal ihrem Unmut mit lauten Schmähgesängen Luft. Aber, und dieses ABER muss groß geschrieben werden, denn hier liegt der Unterschied zum Pokalspiel, der Großteil der Besucher der Allianz Arena begrüßten Neuer positiv und wehrten sich gegen die Anti-Neuer Stimmung eines Teils der Südkurve.

Willkommens- und „Pro Neuer“-plakate, „Manuel Neuer“-Sprechchöre und lautstarke Pfiffe gegen die Anti-Neuer-Fraktion übertönten zeitweise den Protest gegen Neuer. Manuel Neuer selbst, nahm beide Reaktionen gelassen auf: „Es gibt solche und solche Meinungen, das ist im Fußball normal.“

 

Ein Problem der Ultra-Szene

Doch woher kommt eigentlich diese Neuer-feindliche Stimmung? Sollte nicht jeder Fan davon begeistert sein, den besten Torwart Europas, wenn nicht sogar der Welt, in seinem Verein zu haben. Schließlich geht es doch darum Erfolg zu haben. Prinzipiell kann man als „Otto-Normal-Fan“ so denken. Und es ist mit Sicherheit auch nicht verkehrt. Bei eingefleischten Fans, gerade den Ultras, muss man aber anders denken und sich in ihre Lage versetzen. Dass die Ultra-Gruppierungen der verschiedenen Vereine nicht besonders große Sympathien für die Gegenseite empfinden, ist bekannt. Warum sollte man also als Bayern-Ultra jemanden unterstützen, der von klein auf Schalke-Fan und später Schalke-Ultra war? Und, was noch viel entscheidender ist, die Fans erwarten von den Spielern einer Mannschaft mehr als gute Leistung. Wer bei einem Club spielt, der sollte sich mit dem Verein und – das ist beim Fall Neuer entscheidend – auch mit den Fans in der Kurve identifizieren. Dass sich mancher in der Südkurve eine solche Identifikation mit Neuer schwer vorstellen kann, ist nach Neuers Fan-Vergangenheit und seinen früheren Provokationen (Nachahmen von Oliver Kahn bei einem Schalker Sieg in München 2009) nachvollziehbar. Dass es nicht um Neuer als Torwart geht, wurde durch Transparente mit folgenden Aufschriften verdeutlicht: "Juhu, wir bekommen einen klasse Torwart", dass nach wenigen Minuten durch "und nen weltklasse Heuchler. Danke." erstetzt wurde.

Auch bei der Schalker Fan-Szene stößt der (wahrscheinliche) Wechsel nach München auf Ablehnung und Enttäuschung. Manuel Neuer wurde aus dem Fanclub „Ultras GE“ ausgeschlossen. Auf Facebook wurde Neuer nach Bekanntwerden seines Abschieds von Schalke auf übelste Weise beschimpft. Ausschlaggebend sind hier ähnliche Gründe, wie die der Fans des FC Bayern: Loyalität und Treue.

Ach ja, das Spiel gewann der FC Bayern trotz einiger starker Aktionen von Neuer souverän mit 4:1 (3:1). Bayern-Trainer Andries Jonker lobte sein Team auf der anschließenden Pressekonferenz: „Wir haben in den ersten 35 Minuten hervorragenden Fußball gespielt“ und „die Mannschaft hat über weite Strecken sehr gut funktioniert.“ Robben, Müller, Gomez und nochmal Müller erzielten die Treffer für München. Für Schalke traf Holger Badstuber per Eigentor, und anders hätte Schalke wohl nicht treffen können: 3 Torschüsse im gesamten Spiel sprechen eine deutliche Sprache.

Damit Manuel Neuer auch nächstes Jahr seine Klasse in der Champions League zeigen kann, muss der FC Bayern seine kommenden beiden Spiele gegen St. Pauli (A) und den VfB Stuttgart (H) gewinnen – und Manuel Neuer schon diesen Sommer wechseln. Oder Neuer am kommenden Mittwoch gegen Manchester United mit Schalke mit 3:0 in Old Trafford gewinnen. In der Bundesliga geht es für Schalke noch gegen Mainz und Köln, bevor am 21. Mai das Pokalfinale gegen den MSV Duisburg auf dem Programm steht.

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