Orlando Duque im Portrait Brian Nevins/Red Bull Content Pool

Orlando Duque im Portrait

  • Derk Hoberg
Der kolumbianische Klippenspringer Orlando Duque absolvierte jüngst den „Sprung der Freiheit“ vor der Freiheitsstatue in New York. Vor kurzem erst wurde er Weltmeister in Barcelona. Ein Portrait.

Nach vier Stationen in Europa springt die Red Bull Cliff Diving World Series am 25. August in die zweite Hälfte der Saison und landet in einer der ältesten Städte Amerikas, in Boston, Massachusetts. Ein Showevent, das vorab Appetit darauf machen sollte, fand nun in New York statt. Die Stadt, die niemals schläft, war gerade dabei aufzuwachen, als Orlando Duque aus Kolumbien am Montagmorgen im New York Hafen aus einem Hubschrauber sprang. 23 Meter tief sprang der 38-jährige Profi-Klippenspringer dabei rückwärts ins Wasser.

"Es ist wirklich aufregend, solch ein herzliches Willkommen bei unserer Rückkehr in die USA zu bekommen", sagte Orlando Duque nach seinem Sprung in den Hudson River. „Es gibt nichts Besseres als vor etwas ikonischem wie der Freiheitsstatue zu springen. Das ist mehr, als ich mir jemals erträumt hätte."

Der aus Cali stammende Orlando Duque ist inzwischen 10-maliger Weltmeister im Klippenspringen und einer der erfolgreichsten Athleten der Red Bull Cliff Diving World Series. Nicht erst seit seinem Triumph bei der FINA Schwimmweltmeisterschaft im Juli 2013, als der Weltverband erstmals das Klippenspringen offiziell ins Programm aufgenommen hatte, ist er ein Volksheld in Kolumbien. Seinen enormen sportlichen Erfolg hatte er sich so sicher auch niemals erträumt. Schließlich ist der Kolumbianer ein äußerst bescheidener Zeitgenosse und genau deshalb auch so beliebt – nicht nur in seiner Heimat.

Duque, der inzwischen auf Hawaii lebt und auch mit einer Hawaiianerin verheiratet ist, war bereits Gegenstand zahlreicher Dokumentarfilme. So, wie im Kino-Portrait über sein Leben „9 Dives“. Im Alter von 10 Jahren war er zum Wasserspringen gekommen, eine Leidenschaft, die ihn – trotz aller Gefahren – nicht mehr los ließ.

Training in Kolumbien und Österreich

Im Südwesten Kolumbiens in Cali aufgewachsen, trainierte er ab diesem Alter täglich mehrere Stunden auf Sprungtürmen in Schwimmbädern und qualifizierte sich schließlich für die Olympischen Spiele 1992 in Barcelona – und konnte nicht teilnehmen. Dem Kolumbianischen Springerverband fehlten die finanziellen Mittel, um zu den Spielen anzureisen. Duque verlor die Motivation und begann ein Studium, kehrte dem Sport den Rücken. Erst einige Jahre später entdeckte er, nach einem Sprung von einem Wasserfall, das Klippenspringen für sich. Engagements als Showspringer und Stuntman in Vergnügungsparks in Kolumbien und sogar in Österreich sorgten dafür, dass er sich an immer größere Höhen gewöhnte.

Seit 1999 ist Orlando Duque aus der internationalen Cliffdiving-Szene nicht mehr wegzudenken. Damals schloss er sich dem kleinen Weltcup-Zirkus an und begann seine Erfolgsgeschichte mit einer Silbermedaille bei den Weltmeisterschaften. Im Laufe seiner Karriere brachte er als bislang einziger Athlet alle sieben Kampfrichter eines Wettbewerbes dazu, die Bestnote 10.0 zu ziehen. Weitere Superlative, wie der bisher höchste absolvierte Klippensprung aus 34 Metern, pflastern seine Karriere.

Nun springt der „Duke“ an diesem Wochenende also in Boston im Rahmen der Cliffdiving World Series von Red Bull um die Gunst der Punktrichter. Wie viel Mut das erfordert, zeigt die Geschwindigkeit, mit der Klippenspringer wie Duque auf das Wasser treffen: Mit Tempo 90 tauchen sie ein, haben bis dahin Back Twists, Salti und Schrauben absolviert und – hoffentlich – die Orientierung trotzdem nicht verloren. Der Adrenalinspiegel, der mit jedem Meter den es hinaufgeht steigt, will dennoch wohl kontrolliert sein. Mutig aber auch klug müsse man sein, sagt der langhaarige Kolumbianer, schließlich springe bei diesen Höhen ein Restrisiko immer mit.

Der aktuelle Triumph bei den Schwimmweltmeisterschaften in Barcelona im Juli war für ihn so etwas wie eine kleine Genugtuung, hatte er just in dieser Stadt doch seine einzig mögliche Teilnahme an den Olympischen Spielen verpasst.

Weitere Informationen zum Klippenspringen: www.redbullcliffdiving.com

Bilder im Text: © Dean Treml / Red Bull Content Pool

 

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