München 2018 ist Geschichte – Bekommt „München Pro22“ eine Chance? gettyimages

München 2018 ist Geschichte – Bekommt „München Pro22“ eine Chance?

  • Martin Imruck
Das Projekt „München 2018“ ist gescheitert. Doch nun wird über eine erneute Bewerbung Münchens für die olympischen Winterspiele diskutiert. Unlängst wurde eine Unterschriftenaktion ins Leben gerufen, welche die Grundlage schaffen soll. Jedoch gibt es noch zahlreiche Unklarheiten, die das Durchsetzen einer erneuten Kandidatur verzögern und erschweren. Hat „München Pro22“ daher eine Chance?

Deutliche Niederlage 2018 verarbeitet

Die Bewerbung der Stadt München für die Ausrichtung der olympischen Winterspiele 2018 gehört der Vergangenheit an. Im Sommer des vergangen Jahres wurde der südkoreanische Vertreter Pyeongchang bereits im ersten Wahlgang von den Mitgliedern des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Durban gewählt. Für den Sieger stimmten damals 63 der 95 IOC-Anwesenden. München erhielt lediglich 25 und der französische Beitrag aus Annecy sieben Stimmen.

Nach dieser deutlichen Absage hatte es zunächst geheißen, dass München sich auch weiter darum bemühen werde, Ausrichter für olympische Winterspiele zu werden. Diese Meinung änderten die beiden Protagonisten der 2018er-Initiative, Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und Christian Ude, Oberbürgermeister der Stadt München, aber schnell wieder. Schon Ende 2011 erklärten sie, dass München für eine Kandidatur 2022 nicht in Frage käme.

„München Pro22“ startet historischen Versuch

In München ist jetzt jedoch eine Initiative gestartet worden, um doch eine weitere Kandidatur zu ermöglichen. Am Mittwoch wurde „München Pro22“ offiziell vorgestellt und gestartet. Die Gründer dieser Bürgerinitiative sind Mario Schmidbauer (CDU-Stadtrat), der Vorstandsvorsitzende von „Keine Macht den Drogen“, Knut Föckler, und Hans-Ulrich Hesse, seinerseits Münchner Kreischef des bayrischen Landes-Sportverband.

Sollte das Ziel der Bewegung, die Spiele 2022 in der bayerischen Landeshauptstadt auszutragen, erreicht werden, könnte München als erster Austragungsort Gastgeber von Sommer- und Winterspiele werden. Ein weiteres Novum: Eine von unten initiierte Olympia-Bewerbung hat es in der Geschichte noch nie gegeben.

Ein weiter Weg bis zur Bewerbung

Um die Ziele von „München Pro22“ zu erreichen, werden mindestens 35.000 Unterschriften benötigt. Bis Mitte Januar soll diese Grenze erreicht und ein Bürgerbegehren bewirkt werden. Zunächst muss jedoch noch der Stadtrat über die Zulässigkeit der Unterschriftenaktion entscheiden.

Ist auch dieser Schritt getan, könnte es laut Schmiedbauer bereits Ende April 2013 zu einem Bürgerentscheid kommen, der die Weichen für eine erneute Olympia-Bewerbung der bayrischen Landeshauptstadt stellt. Dort müssten mindestens 101.000 Münchner für die erneute Bewerbung stimmen und gleichzeitig die Mehrheit darstellen.

Das will man 2022 besser machen als 2018

Beide Seiten, die Befürworter von „München Pro22“ und die Verantwortlichen der Bewerbung 2018 Bach und Ude, sind der gleichen Meinung, wenn es um die Fehler des letzten Versuches geht. Das Problem sei gewesen, die Bewerbung von oben herab verordnet zu haben. Das wolle man diesmal ändern und die Steuerzahler richtigerweise zu Beginn der Kampagne befragen und nicht, wie zuletzt geschehen, erst ganz am Ende.

Deshalb sieht die Bewegung für 2022 auch eine Befragung der außerstädtischen Olympiastandorte vor. Die Zusagen von Garmisch-Partenkirchen, Ruhpolding und Schönau seinen für die Ausrichtung einer Winter-Olympiade ebenso wichtig, wie die Meinung der Münchner.

Kritik an „München Pro22“ und der große Zeitdruck

Bei aller Vorfreude über das Projekt hat die Euphorie noch nicht vollkommen auf die Befürworter der vergangenen Bewerbung übergegriffen. Für OB Ude (SPD) und den Vorsitzenden des DOSB, Thomas Bach, kommt die Initiative viel zu früh. Besonders Ude sprach sich zuletzt klar gegen die Unterschriftenaktion aus. Die Initiative würde, „überhaupt nichts Positives bewirken, aber sehr wohl Schaden stiften“, wird der Münchner Oberbürgermeister auf Spiegel online zitiert. Grund für diese Aussage scheint zu sein, dass sowohl für Christian Ude, als auch für Bach 2013 wichtige Wahlen anstehen und diese für beide zunächst von größerer Bedeutung sind.

Zum einen finden am 15. die Bundestags- und am 22. September die Landtagswahlen in Bayern statt. Zum anderen wird am 10. September auf der IOC-Versammlung in Buenos Aires ein neuer IOC-Präsident gewählt. Als aktueller Vize dieses Amtes, kann sich Thomas Bach Hoffnung auf die Nachfolge des aktuellen Präsidenten Jacques Rogge machen. Gelingt ihm das, wird automatisch noch eine weitere Wahl nötig, denn auch Bachs bisheriger Posten als DOSB-Boss müsste dann neu besetzt werden. Aus diesem Grund wollen beide erst nach den Wahlen genauer prüfen, ob eine weitere Bewerbung Münchens sinnvoll und erfolgsversprechend sei. Für den 10 November 2013 kündete Ude nun einen Bürgerentscheid an.

Doch der Termin sei viel zu spät angesetzt, kritisiert „München Pro22“. Denn bereits vier Tage später am 14.11.2013 müsste der DOSB München beim IOC als Bewerberstadt melden. Dieser Zeitraum sei, obwohl man auf viele gute Ansätze der letzten Bewerbung aufbauen könne, viel zu kurz. Mario Schmiedbauer befürchtet, „dass dann die Bürger wieder nicht richtig einbezogen werden“. Eine Abstimmung hätten die „München Pro22“-Befürworter daher am liebsten bereits mit Verschicken der IOC-Fragebögen im Mai 2013. Auch, um die Bürger auf die Bewerbung vorzubereiten und nicht zu überfallen.

Obgleich man sich noch nicht über den Weg zur Bewerbung einigen konnte, ist das Bestreben mittlerweile das Gleiche. Auch Bach und Ude setzen zunächst auf ein Zeichen aus der Bürgerschaft. „Die Zustimmung der Bevölkerung und die überparteiliche politische Unterstützung ist ein wichtiger Faktor für die internationalen Chancen“, erklärte Thomas Bach.

Die Chancen stehen „so gut, wie nie“

Ebenfalls in einem weiteren Punkt sind sich alle Parteien einig. Die Konkurrenz ist für die Ausrichtung 2022 geringer als üblich. Deshalb rechnet man sich, im Falle einer Bewerbung, besonders gute Chancen aus. Grund dafür ist, dass die USA unlängst bekanntgegeben hat, auf eine Kandidatur für die Spiele 2022 zu verzichten. Nach der Ausrichtung von Pyeongchang 2018 ist auch die Vergabe an einen Vertreter aus dem asiatischen Raum höchst unwahrscheinlich. Letzten Endes dürfte die Ausrichtung wohl innerhalb Europas vergeben werden.

Dort hat bisher nur das Schweizer Kanton Graubünden ernstzunehmende Olympiapläne vorgelegt. Als Austragungsorte werden St. Moritz und Davos gehandelt. Im März 2013 wird dazu eine abschließende Volksabstimmung stattfinden, denn der Schweizer Bundesart hat bereits sein Einverständnis erklärt. Der Abstimmungstermin in der Schweiz liegt damit acht Monate vor dem angesetzten Bürgerentscheid von Christian Ude.

Nicht nur deshalb, sondern auch aufgrund der großen Chancen und der mangelnden Konkurrenz, die alle Beteiligten in einer Bewerbung sehen, werfen die Befürworter Ude und Bach vor, eine einmalige Gelegenheit zu verschwenden.

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