Flügge oder flügellahm – Wie hilfreich sind Energydrinks? istockphoto.com/Ridofranz

Flügge oder flügellahm – Wie hilfreich sind Energydrinks?

  • Christian Riedel
Laut Werbung verleihen sie Flügel oder geben einem neue Energie. Daher schwören viele Sportler auf den Schluck geballter Energie aus der Dose. Aber wie nützlich sind Energydrinks wirklich? Halten sie, was die Werbung verspricht?

Es war ein roter Bulle, der den Stein ins Rollen brachte. Seitdem der Energydrink aus Österreich in den 80er Jahren den Markt erobert hat, folgten ihm noch eine Vielzahl ähnlicher Produkte, die sich zwar im Geschmack und den Inhaltsstoffen etwas unterscheiden, nicht jedoch in der Botschaft. Zucker, Taurin und Koffein sollen munter machen und Körper und Geist neue Energie verleihen. Insofern erfreuen sich die Stiere, Nashörner oder Drachen bei gestressten Studenten, motivierten Hobbysportlern und müden Partylöwen großer Beliebtheit. Doch wie so oft kann die Realität nur bedingt halten, was die Werbung verspricht.

Dazu reicht es beinahe schon, einen Blick auf die Zutatenliste zu werfen. Neben exotisch klingenden Inhaltsstoffen wie Taurin oder Inosit enthalten die Energydrinks überwiegend Wasser und Zucker. Der Zuckeranteil beträgt hier teilweise bis zu zehn Prozent. Ein Diätgetränk sieht anders aus. Zudem enthalten die Drinks in der 250ml Dose ungefähr so viel Koffein wie eine Tasse Kaffee. Bei dem hohen Anteil von Koffein und Zucker ist es kein Wunder, wenn die Energydrinks anregend wirken.

Energie für Sportler


Aufgrund des hohen Kaloriengehalts sind Energydrinks per se kein Sportgetränk. Erschwerend für Sportler kommt hinzu, dass die Energiegetränke zu den so genannten hypertonischen Getränken zählen. Sie entziehen dem Körper also mehr Flüssigkeit, die er zu der Verwertung der Getränke benötigt, als sie ihm tatsächlich zuführen. Die Kalorien sind zwar gerade für Sportler schnell verwertbar und geben dem Körper tatsächlich neue Energie, allerdings muss man gleichzeitig mehr Flüssigkeit zu sich nehmen, da der Körper sonst schnell austrocknet. Beim Sport selber sind Mineralwasser und verdünnte Säfte sinnvoller. Energydrinks sind eher vor dem Sport oder in Pausen an einem langen Turniertag geeignet, wenn man ausreichend Zeit hat, dem Körper die benötigte Flüssigkeit zuzuführen.

Weitere Zutaten


Ob nun die exotischeren Zutaten wie Taurin oder Inosit dem Körper Flügel verleihen, darf zu Recht bezweifelt werden. Zumindest gibt es bisher noch keine Studie, die den Stoffen einen leistungssteigernden Effekt nachweisen konnte. Taurin beispielsweise ist ein Stoff (genau gesagt eine Aminosulfonsäure), der auch vom Körper selber produziert wird. Mit rund 50 bis rund 125 Gramm am Tag übersteigt die Eigenproduktion den Inhalt in einer Dose um ein Vielfaches. Dass im Energydrink enthaltene Taurin fällt hier kaum ins Gewicht. Ob mehr Taurin, das im Körper an verschiedenen Stoffwechselprozessen beteiligt ist, auch mehr Leistung garantiert, ist jedenfalls noch nicht bewiesen worden.

Fazit:

Wäre man bösartig, könnte man sagen, dass ein Energydrink nicht mehr ist als eine kalte Tasse Kaffee mit viel Zucker und etwas Kohlensäure, aber dafür mit einem fantastischen Marketingkonzept. Für Sportler gibt es in jedem Fall bessere Getränke.

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