Vom Pizzalieferanten erkannt – Interview mit Hockey-Olympiasieger Christopher Wesley gettyimages

Vom Pizzalieferanten erkannt – Interview mit Hockey-Olympiasieger Christopher Wesley

  • Martin Imruck
Christopher Wesley hat mit der Deutschen Hockey-Nationalmannschaft in London die Goldmedaille gewonnen. Die Nationalmannschaft hat damit ihren Titel verteidigen können, für Wesley war es die erste Goldmedaille seiner Karriere. Ein Gespräch über den Weg zu Gold und das Leben als frischgebackener Olympiasieger.

netzathleten: Olympiasieger – wie fühlt sich das an?
Christopher Wesley: Noch kann ich das gar nicht richtig realisieren und auch noch nicht beurteilen, was das bedeutet oder was es heißt Olympiasieger zu sein. Aber man hört von allen Seiten, dass es etwas ganz, ganz tolles ist.
Was man allerdings bereits merkt: man auf der Straße öfter mal erkannt. Neulich habe ich zum Beispiel Pizza bestellt und der Lieferant hat mich sofort erkannt. Auch das Medieninteresse ist größer geworden. So gesehen hat sich natürlich schon etwas geändert.

netzathleten: Hast du dich persönlich auch verändert? Gehst du jetzt stolzer durch die Straßen?
Christopher Wesley: Ja, das kann man schon sagen. Gerade letzte Woche, als wir wirklich viel feiern waren, sind immer wieder Leute gekommen und haben uns gratuliert und gesagt, wie toll dieser Erfolg ist. Da ist man dann natürlich schon stolz, dass man ein Teil dieses Teams war und seinen Teil dazu beigetragen hat.

netzathleten: Die Mannschaft hast du gerade schon angesprochen. Für dich waren es die ersten Spiele, aber einige deiner Mitspieler waren auch schon bei dem Erfolg in Peking dabei. Wie sehr haben die Olympia-Neulinge von den erfahrenen Spielern profitieren können?
Christopher Wesley: Wir haben viel miteinander gesprochen. An den Abenden vor den Spielen habe ich mich immer mit Timo Wess und Max Weinhold auf den Balkon gesetzt und sie haben mir von den Spielen in Peking erzählt. Was war 2008 anders? Worauf muss man besonders achten? Wie verhält man sich richtig auf und abseits des Platzes? Ich denke, unbewusst hat mir das sicherlich weitergeholfen.

netzathleten: Was war abseits des Hockeyplatzes die schönste Erfahrung für dich in London?
Christopher Wesley: Auf jeden Fall die Eröffnungsfeier. Die war schon gigantisch. Und bei einer solchen Feier in das Olympiastadion einzulaufen, das war großartig.

netzathleten: Lassen wir zum Abschluss nochmal den Turnierverlauf Revue passieren. War das Spiel gegen Neuseeland der Knackpunkt? Nach einem 2:5 Rückstand habt Ihr noch ein 5:5 geholt…
Christopher Wesley: Jein. Wir hatten ja die ersten drei Spiele gewonnen – wenn wir auch nicht besonders gut gespielt hatten. Damit standen wir fast schon im Halbfinale. Es hätte mit dem Teufel zugehen müssen, wenn wir rausgeflogen wären. Dann kam das sehr schlechte Spiel gegen Holland (1:3 verloren, Anm. d. Red.) und eine schlechte erste Halbzeit gegen Neuseeland. Aber dann haben wir uns zusammengerauft und eine sehr, sehr gute zweite Hälfte gespielt. Allerdings waren die fünf Gegentreffer natürlich viel zu viel.

netzathleten: Und damit kam es zum Halbfinale gegen Australien, den großen Favoriten auf den Olympiasieg…
Christopher Wesley: Genau, und niemand hat damit gerechnet, dass wir die schlagen. Aber wir im Team wussten, dass wir eine Chance haben und was wir dafür geben müssen. Und dann haben wir ja auch in der Höhe völlig verdient mit 4:2 gewonnen. Dann kam das starke Finale gegen Holland und wir waren Olympiasieger.

Netzathleten: Herzlichen Glückwunsch zu diesem tollen Erfolg und vielen Dank für das Interview.

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