Filmkritik: The Class of '92 Getty Images

Filmkritik: The Class of '92

  • Franziska Tietjen
Der Film The Class of '92 von Benjamin Turner und Gabe Turner zeigt den Aufstieg sechs ehemaliger Manchester United-Stars. Die Dokumentation gewährt vor allem eines: Einblicke in die Psyche eines Profisportlers.

Da sitzen sie also, die Protagonisten des Films, versammelt an einem Tisch: David Beckham, Nicky Butt, Ryan Giggs, Paul Scholes, Gary Neville und sein Bruder Phil Neville. Bei einem Glas Rotwein blicken die sechs Manchester United-Stars auf ihre Karriere zurück. Die Fußballprofis sind älter geworden – gemeinsam. Denn The Class of '92 erzählt auch die Geschichte einer Freundschaft.

Am Anfang stand ein gemeinsamer Traum

Alle sechs hatten nur ein Ziel vor Augen: einmal für Manchester United zu spielen. Der Film berichtet über die Jahre 1992 bis 1999; davon, wie Beckham, Butt, Giggs, Scholes und die Neville-Brüder 1992 den Jugendpokal gewannen und sich dann ihren Weg in die Königsklasse erspielten.

Bereits in den 1950er Jahren war Manchester United unter Trainer Matt Busby einer der berühmtesten Fußballclubs der Welt. Dessen Spieler gingen mit dem Spitznamen Busby Babes in die Geschichte ein. Ende der 1960er Jahre endete Busbys Zeit als Trainer, es folgten lange Jahre ohne Titel für den Verein. Bis schließlich Alex Ferguson 1986 sein Amt als ManU-Trainer antrat. Er war es, der die Hauptdarsteller der Klasse von '92 entdeckte. Mitte der 90er stiegen sie in die erste Mannschaft von Manchester United auf – die Zeit der Titelflaute nahm ein Ende.

Wie fühlte er sich an, der gemeinsame Weg nach oben mit all seinen Höhen und Tiefen? Ein Satz wird sich dem Zuschauer einbrennen: „Niederlagen haben Effekte. Du denkst den ganzen Sommer dran.“ Da sind sich die sechs einig.

Biografie aller Spieler

In The Class of '92 kommentieren die ManU-Stars ihre Biografien gegenseitig. Dabei erfährt der Zuschauer Anekdoten wie jene, dass der stille David Beckham dem Rest der Truppe zunächst äußerst suspekt erschien und Gary Neville ihn anfangs den Lackaffen aus London nannte. Beide freundeten sich jedoch wie der Rest schnell an und standen einander bei.

Deutlich wird dies, als alle sechs aus ihrer Perspektive von der Hetzjagd der Medien auf Beckham erzählen, nachdem er im Achtelfinale der Fußball-WM 1998 gegen Argentinien nach einer Tätlichkeit die rote Karte erhielt. England verlor im Elfmeterschießen und ein Sündenbock musste her. Ein ganzes Land gegen eine Person – Beckhams ManU-Kollegen schienen die einzigen auf seiner Seite zu sein, wenn sie berichten, dass es ihnen während dieser Zeit schwer fiel, noch etwas Positives mit dem Fußball zu verbinden.

Ändern sollte es sich 1999 durch das Erreichen des historischen Triples. Das Champions-League Finale gegen den FC Bayern in Barcelona und der Empfang in Manchester von einer halben Million Fans bildet abschließend den emotionalen Höhepunkt des Films.

The Class of '92: Fazit

The Class of '92 überzeugt durch die Nähe zu seinen Protagonisten, auch durch die menschliche Nähe der Spieler untereinander. Sympathisch und authentisch wirken die sechs Jungs, die sich nicht selten mit feuchten Augen an vergangene Triumphe zurückerinnern. Szenen vom Fußballplatz gibt es zugegeben eher wenige; The Class of '92 punktet stattdessen mit prominenten Interviewpartnern wie Zinedine Zidane, Eric Cantona und Tony Blair, die einem die Erfolgsgeschichte von Manchesters Superstars ein Stück näher bringen.

Für Fans von ManU ist der Film ein Muss, aber auch für Fußballbegeisterte, die schon immer einmal wissen wollten, wie es sich anfühlt, Profisportler zu sein. The Class of '92 ist samt seiner Protagonisten eine Klasse für sich.

Hier gibt's den Trailer zu The Class of '92

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