Indoor Skydiving – Der Traum vom Fliegen wird wahr zeron GmbH

Indoor Skydiving – Der Traum vom Fliegen wird wahr

  • Sandra Wachaja
Für die einen ist es Training für einen „echten“ Freifall aus atemberaubender Höhe. Für die anderen eine Möglichkeit, das zu erleben, wovon wahrscheinlich jeder schon einmal geträumt hat – Fliegen! Indoor Skydiving macht’s möglich. netzathleten.de hat mit Boris Nebe gesprochen, der ein Indoor Skydiving Center in Bottrop betreibt.

Bodyflying ist etwas für jedermann. Ob Mann oder Frau, jung oder alt - Fliegen kann jeder. Auch Blinde und körperlich behinderte Menschen können mit Hilfe ausgebildeter Trainer im Windtunnel das Einmalige Gefühl des Fliegens erleben. „Wir haben lediglich zwei Ausschlusskriterien. Erstens: Kinder müssen mindestens vier Jahre alt sein, um fliegen zu dürfen. Zweitens: Eine ausgekugelte Schulter. Wer das schon einmal hatte, demjenigen raten wir vom Bodyflying ab. Ansonsten fliegen wir beispielsweise auch mit älteren Menschen, die schon einen Bandscheibenvorfall hinter sich haben“, erzählt der Geschäftsführer des einzigen Indoor Skydiving- Standorts in Deutschland, Boris Nebe. Das hängt primär damit zusammen, dass es beim Fliegen im Windkanal fast ausschließlich um Gefühl geht und nicht um Kraft.

Indoor Skydiving –Simulation eines „echten“ Freifalls

„Das Fliegen im Windtunnel ist identisch mit einem Sprung aus dem Flugzeug. Ob man draußen mit 200 km/h nach unten fällt oder die Luft genauso schnell nach oben bläst und darauf schwebt, ist physikalisch genau das Gleiche und fühlt sich auch genau gleich an. Man macht die gleichen Bewegungen und es ist einfach eine Möglichkeit, einen Flug in einer absolut harmlosen Umgebung zu simulieren“, erklärt der ehemalige Fallschirmtrainer. Das, was das Fliegen im Windkanal von einem „echten“ Freifall unterscheidet, bringt einige Vorteile mit sich. „Der Tunnel ist besser geeignet, um das Fliegen zu erlernen, da man, um eine Minute zu üben, nicht erst einmal eine halbe Stunde nach oben fliegen muss. Man kann ganz entspannt längere Zeit am Stück fliegen. Und man bekommt eine perfekte Auswertung des Ganzen, weil alles auf Video aufgezeichnet wird. Außerdem kann man sich beim Fliegen selbst im Spiegel beobachten und an den Wänden vom Tunnel merkt man natürlich jeden Zentimeter Bewegung, den man so macht. Draußen hingegen, wenn man so viel Platz um sich herum hat, kann man gar nicht so präzise lernen, sich auf eine bestimmte Art und Weise zu bewegen und „genau“ zu fliegen. Das ist im Tunnel wesentlich schneller und effizienter zu lernen.“

Aus diesen Gründen wird das Bottrop Skydiving Center auch zu zwei Dritteln von professionellen Fallschirmspringern als Trainingsmöglichkeit genutzt. Das restliche Drittel sind Anfänger oder Menschen, die Bodyflying als Funsport- oder Extremsportart betreiben. „Es gibt Leute, die das sehr intensiv betreiben, ohne überhaupt etwas mit dem Fallschirmspringen am Hut zu haben. Das sind einfach Leute, die zufällig darauf gestoßen sind und Gefallen am Fliegen gefunden haben. Sie kommen dann natürlich auch in den Windkanal um sich stetig zu verbessern und „präziser“ Fliegen zu lernen.

Der Freefly

Interessant wird das Bodyflying vor allem auch durch sogenannte Freeflypositionen. Dies sind zum Beispiel der Sitfly, der Stand-Up oder der Headdown. Die „normale“ Position beim Fliegen kennen die meisten. Man liegt leicht gebogen auf dem Bauch, Arme und Beine sind leicht angewinkelt. Der Freefly hat sich dann als eine etwas wildere Art zu Fliegen daraus entwickelt. Beispielsweise, im Stehen zu fliegen (Stand-Up), Kopf über nach unten (Headdown), oder in aufrechter Position mit leicht angewinkelten Beinen, als würde man auf einem Stuhl sitzen. „Der Effekt dabei liegt darin, dass man im Stehen oder Kopf über der Luft durch die geringere Fläche weniger Widerstand bietet und dadurch schneller wird. Durch die erhöhte Geschwindigkeit fühlt sich die Luft härter an und die Bewegungen, die man macht, haben auch viel mehr Kraft und sind viel aggressiver. Damit wird das Fluggefühl noch viel intensiver“, schwärmt Boris Nebe.

Ist das Fliegen gefährlich?

Sicherheit steht beim Indoor Skydiving an oberster Stelle. Der Trainer spielt hier eine entscheidende Rolle. Die Trainer haben in einer langen Ausbildung alle möglichen Griffe gelernt, um Leute zu stabilisieren oder aufzufangen, sollten sie durch „falsche“ Bewegungen abkippen. Der Trainer steht nur einen halben Meter entfernt und kann so innerhalb kürzester Zeit, nur durch ausstrecken des Armes, eingreifen. Unten im Windkanal befindet sich außerdem ein Netz, das wie ein Trampolin gefedert ist. Sollte man also doch einmal herunterfallen, ist so für die Sicherheit der Fliegenden gesorgt. „Wenn es Verletzungen gibt, passiert das eher im Profibereich, da die Profis teilweise sehr wilde Dinge bei sehr hohen Geschwindigkeiten und auch mit mehreren Personen im Windkanal ausprobieren. Das beschränkt sich dann aber auch auf blaue Flecken, wenn einer der Fliegenden zum Beispiel einmal an die Wand stößt“, berichtet Boris Nebe.


Der Windkanal aus der technischen Sicht

Einen Windkanal kann man sich wie eine große Röhre vorstellen, in der Luft von unten nach oben geblasen wird. Die Luft wird oben im Kanal um die Ecke geleitet, hinten am Gebäude wieder herunter, sodass ein geschlossener Kreislauf entsteht. Alle vier Sekunden strömt so die gleiche Luft durch den Tunnel. Pro Sekunde wird durch die Flugkammer ungefähr das Volumen eines Einfamilienhauses gepustet. Angetrieben wird das Ganze von vier großen Ventilatoren, die die Zirkulation der Luft am Laufen halten. „Der Windkanal in Bottrop gilt unter den Fallschirmspringern als die beste Anlage weltweit, weil die Luft bei uns viel sauberer ist, als in den älteren Anlagen, die es in den USA und in London gibt. Deshalb kommen Profis aus aller Herren Länder zum Trainieren zu uns. Meistens absolvieren diese dann in Gruppen richtige Trainingscamps über mehrere Tage hinweg. Sogar viele britische oder amerikanische Militärs, die in Deutschland stationiert sind, kommen zum Fliegen nach Bottrop. Für alle Einheiten, die etwas mit Fallschirmspringen zu tun haben, ist das einfach eine kostengünstige und mit wenig Aufwand verbundene Trainingsmöglichkeit“, erzählt Boris Nebe.

Indoor- oder Outdoor- Fliegen?

Fliegen ist nicht nur in „indoor“ möglich, wie in Bottrop, sondern auch in Outdoor-Anlagen. Diese Outdoor-Anlagen bringen laut Nebe aber einige Nachteile mit sich. „In den Outdoor-Anlagen ist man natürlich von den äußeren Bedingungen abhängig. Fliegen ist nur angenehm durchführbar, wenn es trocken ist und es einigermaßen gemäßigten Temperaturen hat. Die Luft in Outdoor-Anlagen ist eher unsauber, weil der Propeller Verwirbelungen verursacht und die Luft durchgequirlt nach oben geblasen wird. Dadurch fühlt sich das Fliegen nicht ruhig an, sondern das hoppelt unheimlich. Die Luft strömt auch nicht überall gleich schnell und somit kann man an den Rändern, wo die Geschwindigkeit des Luftstroms massiv abfällt, auch leicht herausfallen. Dadurch steigt dann auch die Verletzungsgefahr“, erklärt Boris Nebe.

Das Herausfallen wird in einem Windkanal durch die Glaswände natürlich vermieden. Das stellt wohl den größten Vorteil des Indoor Skydivings dar. Dort reicht schon eine kleine Bewegung, mit der man sich an der Wand abstoßen kann, um wieder in die Mitte des Tunnels zu gelangen. Deshalb kann auch Anfängern sehr viel schneller freie Hand gelassen werden, als in Outdoor-Anlagen.

Wie sieht ein Flugtag in Bottrop aus?

Hat man einen Flugtag in Bottrop gebucht, werden die Teilnehmer zu Beginn in Gruppen zusammengefasst. Diese erhält zunächst eine Einweisung, das so genannte Bodentraining. Dabei wird den Teilnehmern genau erklärt, wie die Körperhaltung im Windkanal aussehen muss und mit welchen Bewegungen sie ihre Fluglage verändern können. Das Bodentraining nimmt ein Trainer vor, der die Fliegenden letztlich auch in den Windtunnel begleitet. Nach der Einweisung erhalten die Teilnehmer ihre Ausrüstung, die aus Ohrstöpseln, einer Brille, einem Helm und dem Anzug besteht. Die Gruppe geht dann zusammen zum Windkanal und die Teilnehmer fliegen zusammen mit dem Trainer einzeln im Tunnel. Der Trainer hält den Fliegenden am Anfang stabilisierend fest. „Danach ist es nichts ungewöhnliches, wenn viele Leute sich schon nach einer Minute komplett frei und alleine bewegen und rumfliegen können. Man lernt das unheimlich schnell. Am Ende gibt es dann noch eine kleine Abschlussbesprechung und die Leute kriegen als Andenken ein Diplom, in dem vermerkt wird, was sie schon alles können und was es noch zu erlernen gibt.“

Wie entstand das Projekt Bottrop?

Nachdem es in den USA und London bereits Hochleistungs- Windtunnel gab, wollte Boris Nebe so etwas auch in Deutschland realisieren. „Ich habe hauptberuflich als Fallschirmtrainer gearbeitet und habe öfters Trainingscamps in Windtunneln durchgeführt. Daraus, dass ein Trainingscenter in Deutschland vor allem für den europäischen Fallschirmsport Sinn gemacht hat, und gleichzeitig eine wunderbare Möglichkeit ist, das Fliegen jedem nahe zu bringen, der es einfach einmal ausprobieren möchte, ist diese Idee entstanden.“

Bodyflying hat anscheinend auch absolutes Suchtpotenzial: „Ich war früher selbst auch Mitglied der Nationalmannschaft, bin in meinem Leben sehr viel Fallschirm gesprungen und fliege auch heute noch sehr regelmäßig hier im Tunnel. Wenn man einmal so richtig damit angefangen hat, dann macht das so viel Spaß, dass man nur ganz schlecht wieder damit aufhören kann.“

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