Unter Spannung – Muskeln aus der Steckdose Christian Riedel

Unter Spannung – Muskeln aus der Steckdose

  • Redaktion
Ein Body wie Daniel Craig? Das würde mir gefallen. Aber woher soll ich die Zeit nehmen, mir so einen Körper anzutrainieren? Alles kein Problem. Denn jetzt gibt es Muskeln aus der Steckdose. Zeitsparend und ohne Schweiß. So zumindest klingt es, wenn man Medienberichte über das EMS-Training liest.

Was steckt wirklich hinter dem so genannten GK-EMS-Training? Ein neuer Fitnesstrend oder doch nur heiße Luft. Im Kölner Personal Fitnessstudio PT1 durfte ich das Hightechtraining ausprobieren.

Hoffnung für Bewegungsmuffel


GK-EMS steht für Ganzkörper-Elektromyostimulation; ist also Training für den ganzen Körper, wobei die Muskulatur mit Stromimpulsen stimuliert wird. Mit dem Training der Zukunft reichen zwei kurze Einheiten pro Woche, um den eigenen Körper zu stählen. Eine Studie der Deutschen Sporthochschule belegt die Wirksamkeit von GK-EMS.

In einer Versuchsreihe konnten Sportstudenten ihre Kraft bei zwei EMS-Trainingseinheiten pro Woche in 4 Wochen deutlich steigern. Besonders signifikant für Sportler: auch die Schnelligkeit verbesserte sich in diesem Zeitraum um 30 Prozent. Andere Studien haben überdies belegt, dass man mit GK-EMS ein echtes Muskelaufbautraining betreiben kann.

Angenehme Nebenwirkung: der Strom erreicht alle Muskeln des Körpers. So lassen sich muskuläre Dysbalancen ausgleichen, die Rumpfstabilität verbessern und somit Rückenbeschwerden vorbeugen. Außerdem hilft EMS-Training bei Inkontinenzbeschwerden, weil auch die Beckenbodenmuskulatur mittrainiert wird. Nicht, dass ich davon schon betroffen wäre. Aber schaden tut es nicht.

Wie funktioniert EMS-Training?


Ganz einfach. Du ziehst Dir eine dünne Sporthose und ein T-Shirt an. Darüber kommt dann eine spezielle Weste mit Elektroden für alle großen Muskelgruppen. Diese werden vorher mit lauwarmem Wasser befeuchtet, damit der Strom auch gut fließen kann. Zusätzlich werden Elektroden an Beinen und Armen befestigt. Das klingt im ersten Moment vielleicht gefährlich, ist es aber nicht.

Im Prinzip funktioniert das in der Natur nämlich genauso. Wenn du deinen Bizeps anspannen willst, dann sendet dein Rückenmark einen elektrischen Impuls an deinen Muskel, der sich daraufhin zusammenzieht. Beim EMS-Training kommt dieser Impuls von Außen. Und das ist so effektiv, dass du nur zweimal pro Woche höchstens 25 Minuten trainieren musst. Eine viel längere Trainingszeit bringt übrigens keine weitere Leistungsverbesserung.

Ein weiterer Vorteil der Methode: „Da beim EMS-Training fast alle Muskelfasern stimuliert werden, wird nicht nur der Energieumsatz deutlich gesteigert“, erklärt mir meine Personal Trainerin Xenia Gushchina. „Auch die körpereigene Testosteronproduktion wird dadurch angeregt. Das wirkt sich positiv auf den Muskelaufbau aus und gleichzeitig wird Körperfett reduziert.“


Klasse, dann kann es ja losgehen: mehr Muskeln, weniger Fett und das in Rekordzeit. Ohne Schweiß geht es dann aber doch nicht. Schon nach 5 Minuten läuft mir die Brühe in Strömen runter. Kein Wunder, mein Körper steht die ganze Zeit unter Spannung. Das ist viel anstrengender als gedacht. Und einfach herumstehen und den Muskeln beim Wachsen zuschauen gibt es bei Xenia auch nicht.

Zwar wird durch den Strom bereits ein Wachstumsreiz gesetzt, aber viel effizienter wird es noch, wenn man gleichzeitig dynamische Übungen durchführt; beispielsweise Kniebeugen, Ausfallschritte oder Liegestütze. Zudem muss man seine Muskeln aktiv anspannen. Nach 20 Minuten ist mir klar, warum das Training solche Erfolge bringt. Der Akku ist leer, aber ich fühle mich gut. Eben wie nach einem klassischen Krafttraining; nur mit dem Unterscheid, dass ich lediglich 20 Minuten gebraucht habe, um mich auszupowern.

Mein Fazit: Unbedingt ausprobieren. Zwar kann ich noch nicht den Trainingseffekt nach mehreren Einheiten beurteilen, aber die Probestunde hat mich überzeugt. GK-EMS kann ein klassisches Krafttraining sicherlich nicht ganz ersetzen, aber es bietet sich als Abwechslung an, um neue Reize zu setzen. Außerdem überzeugt der geringe Zeitaufwand. Kürzer und intensiver geht kaum. Wer hätte das gedacht.

Kontraindikation


Leider ist die Methode nicht für jeden geeignet. „Besteht bereits eine Vorschädigung, wenn beispielsweise jemand einen Herzschrittmacher hat, dann ist Elektromyostimulation kontraproduktiv“, sagt die Expertin. „Aber für gesunde Menschen ist EMS-Training sinnvoll. Neben der Zeitersparnis und dem motivierenden Muskelzuwachs werden die Gelenke geschont und muskuläre Dysbalancen reduziert.“


Weitere Informationen zum Thema unter:
www.bodytransformer.de
www.miha-bodytec.de
www.pt1-studio.de

Jörg Birkel

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