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Freeriden – Kurse können Leben retten

  • David Meininger
Eine gute Ausrüstung ist beim Freeriden überlebenswichtig - aber nur die halbe Miete in Sachen Sicherheit. Denn auch die beste Ausrüstung ist nutzlos, wenn man damit nicht umgehen kann. Aus diesem Grund gibt es von Bergschulen ausgerichtete Kurse, die die Teilnehmer mit der umfangreichen Ausrüstung vertraut machen. Außerdem unterweisen die Experten die Kursteilnehmer im Erkennen und Bewältigen von Gefahrensituationen.

„Kurse sollten selbstverständlich sein“

Das Gleiten über unberührte Hänge und durch makellosen Pulverschnee fasziniert Anfänger in gleichem Maße wie Fortgeschrittene. Steigende Verkaufszahlen bei Tiefschnee- und Tourenausrüstung bestätigen den Trend. Dabei ist das Fahren abseits der Piste alles andere als ungefährlich – selbst für erfahrene Wintersportler. Deshalb rät der Alpin-Experte Bernd Zehetleitner zu Kursen, die auf die Gefahren beim Freeriden vorbereiten: „In vielen anderen Sportarten, wie zum Beispiel Tauchen oder Gleitschirmfliegen, sind Kurse selbstverständlich. Das sollte beim Freeriden und Tourengehen auch so sein.“

Mangelndes Fachwissen ist gefährlich

Zehetleitner ist staatlich geprüfter Berg- und Skiführer und Leiter der Bergschule Oberallgäu. Als Präsident des Verbandes der deutschen Bergsteigerschulen setzt er sich für mehr Sicherheit im Wintersport ein. Er ist der Meinung, dass sich die meisten Skifahrer der Gefahren gar nicht bewusst sind. Dazu kommt mangelndes Fachwissen, das oftmals zur falschen Einschätzung von Gefahrensituationen führt. Die hochmoderne Ausrüstung vermittelt obendrein ein trügerisches Sicherheitsgefühl, frei nach dem Motto: wird schon nichts passieren.

Bergschulen bieten Kurse an

Wir haben in einem Experteninterview über die häufigsten Fehleinschätzungen in Sachen Lawinengefahr berichtet. Dabei haben wir landläufige Meinungen, die sich teilweise als fatale Trugschlüsse herausgestellt haben, unter die Lupe genommen. Um gut informiert zu sein, sollte ein Basis-Lawinenkurs belegt werden. Dieser klärt auf und vermittelt die wichtigsten Elemente der Gefahrenbeurteilung: sorgfältige Geländewahl, Schnee- und Lawinenkunde sowie den richtigen Einsatz der Sicherheitsausrüstung und das Vorgehen bei der Verschüttetensuche. Für Freeride-Anfänger ist ein Technikkurs, der die richtige Fahrtechnik im Tiefschnee behandelt, mehr als sinnvoll. Viele Bergschulen bieten solche Kurse an.

Richtiger Umgang mit der Ausrüstung ist (über)lebenswichtig

Früher wurden Fahrer mit einer umfangreichen Ausrüstung noch als übervorsichtig und „uncool“ abgestempelt. Seit einigen Jahren ist das anders. Sicherheit auf der Piste ist mittlerweile ein regelrechter Trend geworden. Die Ausrüstung eines Freeriders besteht nicht nur aus Helm, Skibrille, Handschuhen und Funktionskleidung. Dazu kommt ein in den Skianzug eingebauter RECCO Reflektor. Sollte der Fahrer von einer Lawine verschüttet werden, kann die Bergrettung den Verunglückten unter dem Schnee orten. Doch bis die Bergretter eintreffen können wertvolle Minuten vergehen. Deshalb fordert der Experte: „Ein Lawinenverschütteten-Suchgerät (LVS), Lawinensonde und -schaufel müssen immer dabei sein, sodass die Begleiter sofort mit der Suche beginnen können.“
Darüber hinaus ist ein ABS-Rucksack mit einem sogenannten „Lawinenairbag“ zu empfehlen. Löst man den Airbag bei einer Lawine aus, bläst sich ein Kissen am Rücken des Fahrers auf. Dadurch „schwimmt“ der Betroffene auf der Lawine wie auf einer Wasserrutsche – die Verschüttungs- und damit die Erstickungsgefahr wird minimiert.

Restrisiko bleibt

Wie bei jeder Sportart gibt es auch im Freeriden ein Restrisiko. Aber wer sich gut vorbereitet und mit der nötigen Vorsicht fährt, der kann das Risiko deutlich minimieren. Dieser Meinung ist auch Zehetleitner: „Gute Skifahrer sollten ihre jahrelange Erfahrung einsetzen, um Situationen besser einzuschätzen und sicherheitsbewusster zu fahren, anstatt unaufmerksam zu werden. Leichtsinn wird abseits der Piste schnell zu einer großen Gefahr.“

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