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Wie gefährlich sind E-Zigaretten?

  • Marco Heibel
Rauchen ist ungesund. Das weiß jedes Kind. Ob die als Alternative zur Sucht-Entwöhnung verkauften E-Zigaretten gesünder sind, wird derzeit heiß diskutiert. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens hat die Debatte durch einen Erlass befeuert, E-Zigaretten als Medikament einzustufen.


Rund zwei Millionen Deutsche rauchen mittlerweile E-Zigaretten, schätzt der Verband der E-Zigaretten-Vertreiber. Wie valide diese Zahlen tatsächlich sind, lässt sich schwer prüfen. Fakt ist aber, dass das Geschäft mit den elektronischen Nikotinverdampfern boomt. Grund genug, die Auswirkungen des zumeist nikotinhaltigen Dampfes unter die Lupe zu nehmen.

Die Grünenpolitikerin Barbara Steffens jedenfalls sieht in den elektronischen Glimmstängeln eine erhebliche Gesundheitsgefahr und hat im vergangenen Jahr ein Verbot für den Handel mit den nikotinhaltigen Liquids erlassen. Als Liquids (engl. Flüssigkeiten) bezeichnet man das Konzentrat, mit denen die E-Zigaretten befüllt werden.

E-Zigaretten – was ist drin?


Geräte zum Zerstäuben der Liquids kosten zwischen 10 und 60 Euro. Dazu kommen Patronen mit aromatisiertem Konzentrat. Der Preis für die so genannten Liquids liegt bei ca. 7 Euro. Von Amaretto bis Zimt – die Liquids sind mit oder ohne Nikotin und in den verschiedensten Geschmacksrichtungen erhältlich. Hauptbestandteile des Konzentrats sind jedoch Propylenglycol und Glycerol. Dem werden verschiedene Aromen und eben auch Nikotin beigemischt. Propylenglycol dient dabei als Trägerstoff.



Das klingt zunächst gefährlich, da Propylenglycol unter anderem auch in Frostschutzmitteln enthalten ist. Allerdings ist die farblose Flüssigkeit in der EU auch als Lebensmittelzusatz mit der Bezeichnung E 1520 zugelassen - und der findet sich in Zahnpasta, Kaugummis und Cremes genauso wieder wie in Asthmasprays. Dennoch sehen Gesundheitsexperten in Propylenglycol eine der wesentlichen Gesundheitsgefahren, die von E-Zigaretten ausgehen.

Als entscheidendes Argument wird hier angeführt, dass es derzeit noch keine Langzeitstudien zur Wirkung von Propylenglycol gebe. Fest steht nur, dass es durch das Inhalieren zu Atemwegsreizungen kommen kann. Fraglich ist, warum E 1520 zwar in Lebensmittel als unbedenklich, aber in E-Zigaretten als gefährlich eingestuft wird.

Derzeit gibt es kaum unabhängige Studien


Tatsächlich gibt es derzeit keine wissenschaftlichen Studien, die unabhängig und valide belegen können, welche Gefahren durch das Inhalieren von Propylenglycol entstehen. Als ungefährlich kann man das Rauchen von E-Zigaretten folglich nicht bezeichnen, da mögliche Risiken derzeit nicht bekannt sind. Besonders bei nikotinhaltigen Liquids wäre es auch fahrlässig, von einer gesunden Zigarette zu sprechen.

Aber das tut eigentlich auch niemand. Es geht den Fans der elektronischen Zigarette vielmehr darum, eine „weniger schädliche Alternative“ zur Zigarette zu haben, die möglicherweise bei der Rauchentwöhnung helfen kann. Für sich genommen, klingen daher einige Argumente sinnvoll, die für ein Verbot des Handels mit E-Zigaretten beziehungsweise zur Einstufung als Arzneimittel sprechen. Leider hinkt der Vergleich. Die Risikobewertung von E-Zigaretten macht nur im Vergleich zu tabakhaltigen Zigaretten wirklich Sinn.

Und in diesem Vergleich schneidet die E-Zigarette gar nicht so schlecht ab. Neben Nikotin enthält der Rauch von Tabakwaren nämlich bis zu 12.000 verschiedene Stoffe, wie Kohlenmonoxid, Stickstoffoxid, Benzol, Formaldehyd, Teer, Blausäure oder Arsen.

Die meisten schädlichen Nebenwirkungen des Zigarettenrauchs sind auf diese Inhaltsstoffe zurückzuführen, während das Nervengift Nikotin vor allem für die Sucht verantwortlich gemacht wird. In Dampf der E-Zigaretten sind dagegen rund 1.000-mal weniger Giftstoffe enthalten.

Worum geht es beim Verbot der E-Zigarette?


Will die Politik E-Zigaretten tatsächlich zum Schutz des Bürgers verbieten, muss man sich zu Recht fragen, warum normale Zigaretten nicht ebenfalls verboten werden? Oder anders gefragt: Wem nutzt ein solches Verbot? Kalifornische Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass lediglich die Tabakindustrie und der Steuerstaat davon profitieren würden.

Stimmen die geschätzten Zahlen von zwei Millionen E-Zigaretten-Rauchern, sprechen wir bei einem durchschnittlichen Zigarettenkonsum von täglich einer Schachtel immerhin von zehn Millionen Euro Steuerausfällen pro Tag. Die Verluste für die Tabakindustrie sind noch wesentlich höher, zumal die Gefahr besteht, dass Umsteiger beim Kauf der Liquids ganz auf Nikotin verzichten und so schrittweise aus der Sucht herausfinden.

Dafür gibt es derzeit zwar ebenfalls noch keine verlässlichen Studien. Dem gegenüber stehen aber mehr und mehr Erfahrungsberichte von ehemaligen Rauchern, die durch den Umstieg auf die E-Zigarette einen Ausweg aus der Tabak-Abhängigkeit gefunden haben. Gesund ist das Inhalieren des nikotinhaltigen Dampfes dann zwar immer noch nicht, aber möglicherweise weniger schädlich als Zigarettenqualm.

Fazit: Rauchen ist und bleibt ungesund


Egal ob mit Tabak oder elektronisch – wer tatsächlich um seine Gesundheit besorgt ist, sollte die Finger von Zigaretten lassen. Am besten fängst Du gar nicht erst damit an, aber falls du der Nikotinsucht erlegen seien solltest, könnte die E-Zigarette ein Weg aus der Sucht sein. Damit kann man sich schrittweise vom Nikotin entwöhnen, ohne auf seine lieb gewonnenen Angewohnheiten zu verzichten.

Inwieweit eine höhere Gesundheitsgefahr von der elektronischen Variante der Zigarette ausgeht, müssen allerdings noch weitere Studien klären. Mit E-Zigarette und Liquids anders zu verfahren als mit Tabakwaren, klingt dennoch mehr als zynisch und lässt vor allem wirtschaftliche Interessen hinter einem Verbot vermuten. Das Wohl des Verbrauchers haben Politiker jedenfalls damit nicht im Sinn. Solange andere Genussmittel wie Alkohol und Zigaretten frei verkäuflich bleiben und die straffreien Eigenbedarfsgrenzen von Heroin, Kokain und Marihuana ausgeweitet werden, ist die politische Diskussion über E-Zigaretten scheinheilig.

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