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Kaputter Meniskus – Wie gefährlich sind Kniebeugen

  • Christian Riedel
Nach einem Meniskus-Riss ist Vorsicht beim Training geboten. Schließlich sollte man auf Übungen verzichten, die das lädierte Knie unnötig stark belasten. Daher verzichten viele Sportler mit einem Meniskusschaden auf Kniebeugen. US-Forscher haben nun untersucht, wie gefährlich Kniebeugen für den Meniskus wirklich sind.

Kniebeugen gehören zu den wichtigsten Übungen beim Krafttraining. Egal ob fürs Gewichtheben, für Sprinter oder Volleyballer, wer sich sportlich verbessern will, muss Kniebeugen machen. Umso dramatischer wird es, wenn man nach einer Meniskus-Verletzung keine Kniebeugen mehr machen darf. Schließlich üben das Gewicht und der große Beugewinkel eine zu hohe Belastung auf das Knie aus. Der Rat vieler Orthopäden, nach einer Meniskus-Verletzung auf Kniebeugen zu verzichten, könnte aber schon bald veraltet sein. Dafür sorgt eine aktuelle US-Studie.

Makabre Studie

Um herauszufinden, wie sehr Kniebeugen einem beschädigten Meniskus schaden können, haben Mediziner vom Methodist Hospital in Houston eine etwas makabere Studie durchgeführt. Sie präparierten die Knie von zehn Leichen, indem sie Paare röntgendichter Tantalkügelchen einließen (Am J Sports Med 2013; online 23. Juli). Anschließend machten sie Röntgenaufnahmen der Knie unter Beugebelastungen mit einem Gewicht und machten Röntgenaufnahmen im Winkel von 90°, 110° und 135°. Diese Winkel treten bei normalen Kniebeugen im Knie auf.

Drei Fotoserien

Bei der ersten Bilderserie war den Meniskus noch intakt. Bevor die Mediziner die zweite Bilderserie machten, fügten sie dem Innenmeniskus einen 2,5cm langen, longitudinalen Schnitt zu, um einen Meniskusriss zu simulieren. Die dritte Bilderserie entstand, nachdem der Meniskusriss mit einer vertikalen Matratzennaht geflickt wurde. Man kann also sagen, die drei Bilderserien stehen für einen gesunden Menschen, einen mit einem akuten Meniskus-Riss und einen mit einem operierten Meniskus-Riss.

Die Angst bei vielen Knie-Patienten besteht darin, dass durch Kniebeugen der Meniskus-Riss weiter auseinanderklafft oder der Druck auf die Naht größer wird. Dies konnten die Forscher durch die Veränderung des Abstands zwischen den Tantalkügelchen ablesen. Dabei diente der Abstand der Kugeln im gesunden Meniskus als Vergleichswert.

Das Ergebnis

Bei der Auswertung der Fotos stellten die Mediziner fest, dass auch unter der simulierten Belastung keine Veränderung im gerissenen Meniskus auftrat. Im Gegensatz zur ursprünglichen Annahme, wichen die Risskanten auch bei großen Beugewinkeln nicht weiter auseinander. Stattdessen trat eine Kompression in der Transversalebene auf.

Zwar verändert sich bei einem geflickten Meniskus die Kräfteverteilung ein wenig, die Gefahr, dass sich der Druck auf den operierten Bereich vergrößert, ist jedoch so gering, dass auch Studienleiter David Lin davon ausgeht, dass Kniebeugen nach einer Meniskus Operation im reparierten Knie keinen Schaden anrichten können. Im Gegenteil. Die Mediziner raten den Patienten dazu, entsprechende Übungen zu absolvieren, um das Knie zu bewegen und so Versteifungen und Muskelatrophien zu verhindern.

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