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Kugeln ohne Wert – Wie wirksam sind Globuli?

  • Christian Riedel
Lange Zeit galten Globuli als natürliche Allzweckwaffe gegen viele Krankheiten und Beschwerden. Doch einige Studien bezweifeln die Wirksamkeit der kleinen Homöopathie-Kügelchen. Wir haben uns gefragt, wie wirksam Globuli wirklich sind.

Seitdem der deutsche Arzt Dr. Samuel Hahnemann vor etwas mehr als 200 Jahren den Begriff der Homöopathie prägte, streiten sich Homöopathen und Schulmediziner sowie deren Anhänger darüber, ob die natürlichen Heilmittel nun ernsthafte und wirkungsvolle Therapie oder einfach nur Hokuspokus für leichtgläubige Patienten sind. Der Begriff Homöopathie stammt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie „ähnliches Leiden“. Getreu dem Bibelspruch, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, ging Hahnemann davon aus, dass Wirkstoffe, die ähnliche Symptome hervorrufen wie Krankheiten, zur Behandlung der entsprechenden Beschwerden benutzt werden können. Neben verschiedenen Therapieformen vertrauen die Anhänger der angeblich schonenden Medizin vor allem auf so genannte Globuli als Medizin-Ersatz.

Globuli an sich sind kein Wirkstoff und auch kein Arzneimittel. Es ist vielmehr ein Sammelbegriff für die Darreichungsform, in der verschiedene Wirkstoffe enthalten sein können – oder eben nicht. Der Name Globuli stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Kügelchen“. Globuli haben dabei in der Regel einen Durchmesser von etwa 0,5 bis 1,5 mm und eine weiße bis gelbliche Farbe. Die Kügelchen bestehen vereinfacht gesagt aus reinem Rohrzucker und beinhalten kaum oder sogar gar keine Wirkstoffe mehr. Das ist aber beabsichtigt.

Wasser vergisst nichts


Die Wirkstoffe in den Globuli sind oft so stark verdünnt, dass sie teilweise sogar im molekularen Bereich nicht mehr nachgewiesen werden können. Dies ist auch ein Ansatzpunkt für viele Kritiker, die den Kügelchen höchstens einen Placebo-Effekt gutschreiben. Alles kein Problem, sagen die Homöopathie-Befürworter. Sie sind sogar überzeugt, dass je geringer die Dosierung ist, desto wirksamer ist das Globuli. Die besten Einsatzbereiche sehen sie dabei bei psychosomatischen und chronischen Beschwerden wie Schmerzen, Asthma, Heuschnupfen, Magenbeschwerden, Schlafstörungen, Angstzuständen oder Depressionen. Dabei vertrauen sie auf das angebliche Gedächtnis des Wassers, mit dessen Hilfe sich die Wirkung der nicht mehr vorhandenen Wirkstoffe dennoch im Körper entfalten soll.

So schrieb Hahnemann in seinem „Organon der Heilkunst“, das als Standardwerk der Homöopathie gilt: „…Die mechanische Einwirkung auf ihre kleinsten Theile, durch Reiben und Schütteln […] entwickelt die latenten, vorher unmerklich, wie schlafend in ihnen verborgen gewesenen dynamischen Kräfte, welche vorzugsweise auf das Lebensprinzip, auf das Befinden des tierischen Lebens Einfluss haben.“ Solche Aussagen rufen bei Homöopathie-Gegnern nur ein Kopfschütteln hervor.

Auf der Erfolgswelle


Obwohl Globuli nachweislich fast ausschließlich aus Zucker bestehen, werden sie und die alternative Behandlung immer beliebter. So geht laut der „Zeit“ jeder vierte Deutsche aus Überzeugung zum Homöopathen und mehr als die Hälfte gab in einer Befragung an, zumindest schon einmal homöopathische Mittel ausprobiert zu haben, obwohl diese in verschiedenen klinischen Versuchen keinen nachweisbaren Effekt gezeigt haben. Auch die Zahl der berufstätige Ärztinnen und Ärzte mit der Zusatzweiterbildung Homöopathie stieg von 2002 bis 2009 von 4.517 auf 5.834. Sogar Krankenkassen akzeptieren heute sogar teilweise Globuli.

Auch wenn Globuli keine Wirkstoffe enthalten, können sie durchaus helfen. Dafür sind zwei Effekte verantwortlich. Zum einen die Spontanheilung, der Zufallsprinzip oder das Aussitzen. Teilweise verschwinden Beschwerden von ganz alleine. Nimmt man gleichzeitig Globuli ein, wird die Heilung eben den Kügelchen zugeschrieben. Viele gehen erst dann zum Homöopathen, wenn die Schulmedizin keinen Ausweg mehr kennt. Viele Beschwerden verschwinden aber auch nach gewisser Zeit wieder von alleine. Auch hier kann man die Heilung der Alternativ-Medizin zuschreiben, obwohl die Beschwerden wahrscheinlich auch von alleine vergangen wären. In einigen Fällen fällt der Zeitpunkt des Gangs zum Homöopathen eben mit der Linderung der Beschwerden zusammen. Der zweite Effekt ist der Placebo-Effekt. Der Körper hat große Selbstheilungskräfte. Glaubt man fest daran, dass etwas hilft, kann sich tatsächlich auch eine Besserung einstellen.

So bleibt eben alles beim Alten. Glaubt man fest an die Macht der Homöopathie, dann kann sie auch helfen. Gegner der alternativen Behandlung werden auch mit noch so vielen Kügelchen ihre Beschwerden nicht lindern können. Bis auf den hohen Zuckergehalt spricht aber nichts dagegen, eine Therapie mit Globuli zu versuchen.

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