Macht Tauchen dumm? shutterstock.com/Tan Kian Khoon

Macht Tauchen dumm?

  • Christian Riedel
Das Gehirn braucht Sauerstoff, damit keine Gehirnzellen absterben. Unter Wasser ist man auf den Sauerstoff in der Pressluft angewiesen. Aber reicht die auch, um das Gehirn ausreichend zu versorgen oder macht Tauchen, wie ab und zu behauptet wird, blöd?

Berufstaucher leiden häufiger als andere Menschen unter Gedächtnisverlust, Konzentrationsstörungen und psychischen Problemen. Daher wurde lange angenommen, dass das Tauchen unmittelbar negative Auswirkungen auf das Gehirn haben kann. Das führte dazu, dass der eine oder andere Taucher sein Hobby aufgegeben hat, um seinem Gehirn keinen dauerhaften Schaden zuzufügen. Völliger Unsinn, sagen einige Wissenschaftler, die bei verschiedenen Versuchen mit Tauchern den Einfluss auf das Gehirn untersucht haben. Aber was stimmt denn nun?

Richtig ist beides. Wer hin und wieder als Hobby tauchen geht, muss sich um sein Gehirn keine Sorgen machen. Der Sauerstoff in der Gasmischung ist mehr als ausreichend, um das Gehirn während eines Tauchgangs mit genügend Sauerstoff zu versorgen und so Schäden der Gehirnzellen zu verhindern. Sofern man ausreichend Luft zum Atmen hat, ist auch das Gehirn ausreichend versorgt. Tatsächlich dauert es rund 5 Minuten ohne Sauerstoff, bevor das Gehirn irreparablen Schaden nimmt.

Auch eine Studie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel hat bei Versuchen mit 50 Hobbytauchern, darunter 25 Berufstauchern der Bundeswehr, keinen Hinweis darauf gefunden, dass Tauchen wirklich dem Gehirn schadet. Auch eine zweite Versuchsreihe mit 50 Tauchern und Nichttauchern, bei denen Untersuchungen mit hochsensitiven Kernspintomographien durchgeführt wurden, konnte keinen Hinweis liefern, dass Tauchen dem Gehirn Schaden zufügen kann.

Tauchen kann auch schädlich sein


Wir sprechen hier nun von gesunden Tauchern, die auch die Sicherheitsregeln einhalten. Anders ist es, wenn man schon ein Dekompressionstrauma erlitten hat. Das kann auch dem Gehirn Schaden zufügen. Ein weiteres Risiko für das Gehirn ist das Nicht-Einhalten von Pausen. Da bei jedem Tauchgang Mikroblasen entstehen können, braucht der Körper Zeit, diese wieder abzubauen. Steigt man nun direkt nach dem Tauchgang ins Flugzeug, können die Luftbläschen im Blut bis ins Gehirn vordringen und dort schlaganfallähnliche Symptome hervorrufen. Am Boden wären diese Bläschen harmlos. Aber in großer Höhe – wo die Druckverhältnisse anders sind – sind diese Bläschen gefährlich. Das ist ein Grund, warum man zwischen letztem Tauchgang und Flug mindestens 24 Stunden am Boden bleiben sollte.

Risiko Apnoe-Tauchen


Diese Untersuchungen betreffen das Tauchen mit Druckluft. Beim Tauchen ohne Flaschen, dem so genannten Apnoe-Tauchen, kommen auf das Gehirn andere Risiken zu. Laut einer Studie der Lund-Universität in Schweden können beim minutenlangen Luftanhalten neurologische Veränderungen im Gehirn entstehen. Bei entsprechenden Untersuchungen haben sie bei Apnoe-Tauchern vermehrt Marker gefunden, die auf eine Hirnschädigung hindeuten. Da die Marker aber nur vorübergehend auftreten, ist den Forschern noch nicht klar, ob Apnoe-Tauchen auch tatsächlich das Gehirn schädigt. Zudem war die Gruppe der Probanden mit neun Testpersonen sehr klein. In weiteren Studien möchten sie nun auf diese Frage eine endgültige Antwort finden.

Fazit

Wer sich an die allgemeinen Sicherheitsregeln im Tauchen hält, kann sicher sein, seinem Gehirn keinen Schaden zuzufügen. Ansonsten gilt auch beim Tauchen, dass man mit bleibenden Schäden rechnen muss, wenn man ein zu hohes Risiko eingeht. Aber das gilt auch für viele andere Sportarten.

Kontakt

Copyright © 2017 netzathleten