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Doping in der Antike

  • Redaktion
Der Hochleistungssport wird von Dopingfällen überschwemmt. Einige Sportarten drohen sogar, von der Flut an Dopingfällen weggespült zu werden. Doch der Versuch, sich mit unerlaubten Mitteln einen Vorteil zu verschaffen, ist nicht neu. Bereits die alten Griechen hätten alles für einen Sieg getan.

Alte Griechen hätten gedopt

„Hätte es in der Antike schon Doping gegeben, hätten auch damals viele Athleten gedopt“, sagt Manfred Lämmer, Professor für Sportgeschichte an der Deutschen Sporthochschule in Köln. „Entscheidend war, zu gewinnen. Es herrschte eine Philosophie der Ungleichheit. Eine Chancengleichheit, wie wir sie heute beispielsweise durch verschiedene Gewichtsklassen beim Boxen kennen, kannte man nicht.“

Egal ob Betrug, Ernährung oder die Gunst der Götter – den Athleten war nahezu jedes Mittel recht. Denn bei den Spielen, die zu Ehren des Gottes Zeus ausgerichtet wurden, ging es bereits in der Antike nicht nur um Ruhm und Sieg. Heute winken für eine Goldmedaille hohe Prämien von der Regierung und noch besser dotierte Werbeverträge. Aber auch damals kämpften die Athleten nicht nur um die Gunst der Götter, sondern um Macht und schnöden Mammon. Denn für die Sieger gab es staatliche Prämien und Privilegien aller Art.

Moderne Trainingsmethoden in der Antike

In der Antike von Doping zu sprechen, ginge allerdings zu weit, sagt Prof. Lämmer: „Es wurde zwar keine Rücksicht auf die Gesundheit der Athleten genommen, Doping im heutigen Sinne gab es aber nicht.“ Dazu fehlte den alten Griechen das notwendige Wissen über den menschlichen Körper und die Mittel, Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer zu manipulieren. Außerdem hätte man damals durch heute übliche Blut- oder Urinproben verbotene Substanzen nicht nachweisen können.

Das heißt aber nicht, dass die Athleten nichts unversucht gelassen hätten, um sich optimal auf einen Wettkampf vorzubereiten. Aus moderner Sicht ist es teilweise beeindruckend, wie viel man in der Antike über Training und Ernährung wusste. „Die Griechen trainierten in einem viertägigen Zyklus“, so Lämmer. Am ersten Tag wurde mit submaximaler Belastung trainiert, am zweiten Tag auf Wettkampfniveau. Der dritte Tag wurde zur Entspannung genutzt und am vierten folgte ein Training mit mittlerer Belastung.

Stierhoden sind Legende

Die alten Griechen wussten, dass die Ernährung eine große Rolle im Sport spielt, obwohl sie noch nie etwas von Nährstoffen wie Eiweiß, Kohlehydrate oder Vitamine gehört hatten. Sie glaubten, dass unterschiedliche Fleischsorten für verschiedene Disziplinen geeignet waren. Ziegenfleisch sollte gut sein für Springer und Läufer, Stierfleisch für Boxer und Werfer und fettes Schweinefleisch für Ringer, da es bei den antiken Ringern besonders auf Kraft und ein hohes Gewicht ankam.

Letztendlich war es aber egal, wie gut ein Wettkämpfer trainiert hatte oder ob er gut vorbereitet war. „Entscheidend war nach Auffassung der alten Griechen ausschließlich der Wille der Götter“, erklärt Lämmer. Nur wer die Gunst des Zeus oder des Kairos, des Gottes des günstigen Augenblicks hatte, konnte auch einen Wettkampf gewinnen.“ Darum opferten die Athleten vor dem Wettkampf den Göttern.

Von den Legenden, dass in der Antike versucht wurde, die Leistung durch den Konsum von Rinderblut oder Stierhoden zu verbessern, weiß Professor Lämmer nichts. „Davon habe ich auch gehört, aber noch nie jemanden gefunden, der mir dafür einen Beweis liefern konnte.“

Andere Länder, andere Sitten

In Nordeuropa schwor man laut alten Überlieferungen auf die Droge Bufotenin, die man aus Fliegenpilzen gewann. Die Inkas in Süd- und Mittelamerika stimulierten sich mit Mate-Tee und Kaffee, außerdem kauten sie Coca-Blätter. Im alten Rom und Ägypten griff man vorwiegend zu Mohn und Opium, die Chinesen setzten auf Cannabis. Cannabiskonsum zählt als Doping? Ja, denn „to dope“ bedeutet wörtlich übersetzt nichts anderes als „Drogen verabreichen.“

Doping muss nicht nur dem Menschen vorbehalten bleiben. Gerade im Pferdesport, wo das Tier den Großteil der physiologischen Arbeit zu leisten hat, wird nicht erst seit Beijing 2008 gedopt. So glaubten die alten Römer noch, ihre Pferde durch ein Gemisch aus Honig und Wasser besser machen zu können. Bis ins 20. Jahrhundert hinein setzte man bei Pferden dann auf Doping mit diversen Narkotika (z. B. Opium), die das Tier beruhigen und die Schmerzempfindlichkeit verringern sollten.

Christian Riedel

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