So langsam sieht es nach Handball aus - Teil 3 meiner Kolumne picture alliance

So langsam sieht es nach Handball aus - Teil 3 meiner Kolumne

  • Derk Hoberg
In Teil drei meiner Kolumne blicke ich auf die Vorrunde zurück und stelle die Gegner der deutschen Handballnationalmannschaft in der Hauptrunde vor. Eigentlich kann das Team jetzt befreit aufspielen. Aber jetzt warten die Großen.

Die Vorrunde ist vorbei und Deutschland hat sich mit viel Mühe in die Hauptrunde gekämpft. Unser Team offenbarte teilweise doch eklatante Schwächen, die jetzt in der Hauptrunde abgestellt werden müssen. Aber es war auch eine stetige Steigerung von Spiel zu Spiel zu erkennen. Das macht Mut. Jetzt warten mit Spanien und Frankreich gleich zwei Turnierfavoriten auf das Team von Heiner Brand und auch Tschechien hat positiv überrascht.

 

Der erste Eindruck den ich von der deutschen Mannschaft bei diesem Turnier gewonnen habe ist, dass es im Angriffsspiel hakt und wir nicht die Geduld haben, auf die hundertprozentige Abschlusschance warten. Wir schießen insgesamt viel zu früh. Das macht es natürlich auch für die gegnerischen Torhüter einfach. Gegen Slowenien hat dann auch noch die Abwehr nicht so wie gewohnt funktioniert, deshalb haben wir in diesem Spiel ganze 34 Tore kassiert. Über außen kommt fast gar nichts. Da fehlen Spielertypen, die auch mal breit gehen und die Außen bedienen. Trainiert wird das - warum das im Spiel nicht umgesetzt wird, fragt sich auch der Bundestrainer.

Die Gruppenspiele der Handball-EM finden vom 19. bis 23. Januar statt. Die ersten drei Teams qualifizieren sich für die Hauptrunde, die vom 24. bis 28. Januar gespielt wird. Die Halbfinals und das Endspiel werden am 30. und 31. Januar 2010 in Wien ausgetragen.

 

Die Moral stimmt

Die Polen spielten in der Abwehr sehr kompakt. Da gab es für uns kein Durchkommen. Dazu dann die individuell sehr starken Spieler, wie Rhein-Neckar Löwe Karol Bielecki, der vor der Pause drei Tore in Folge wirft und damit dann fast schon das Spiel entscheidet. Da haben wir einfach nicht den Schlüssel gefunden, um diese Abwehr zu knacken.

Gegen Schweden haben wir dann das Kämpferherz, das wir aus der zweiten Hälfte des Slowenienspiels kannten, wieder gesehen. Zudem zeigte man sich im Angriff variabler und größtenteils auch durchschlagskräftiger als in den Spielen zuvor, so dass man sagen kann, dass es mittlerweile nach Handball aussieht.

Jetzt kommen die Großen

In der Hauptrunde haben wir am Sonntag zunächst Frankreich vor der Brust. In ihren Reihen überzeugen die üblichen Verdächtigen. Der frühere Welthandballer und Ex-Kieler Nikola Karabatic, der jetzige Kieler Daniel Narcisse und Guillaume Gille vom HSV sind Leistungsträger. Aber die Franzosen scheinen nicht so hungrig und stabil zu sein, wie sie das in den letzten Turnieren waren. Da ist vielleicht etwas drin, gegen den amtierenden Weltmeister und Olympiasieger Frankreich.

Mit Spanien treffen wir im Anschluss auf die Mannschaft, die sich hier in Österreich bisher am stärksten präsentiert hat. Sie machen derzeit einen unheimlich gefestigten Eindruck. Mit Arpad Sterbik von Ciudad Real haben sie einen hervorragenden Torwart in die Mannschaft bekommen. Iker Romero, von meinem Ex-Verein FC Barcelona, scheint ebenfalls gut in Form zu sein, jedenfalls trifft er das Tor. Spanien kommt wie Frankreich stark über die Außen und hat einen insgesamt sehr ausgeglichenen Kader.

Unser letzter Gegner, die Tschechen sind sicher schlagbar. Wenn wir weiterkommen wollen, muss uns das auch gelingen. Vom Namen her sind sie der vermeintlich leichteste Gegner. Mit dem deutlichen Sieg gegen Ungarn haben aber auch sie gezeigt, dass mit ihnen zu rechnen ist. Ihr Topspieler, Filip Jícha, verdient sein Geld in Deutschland. Der Rückraumspieler spielt seit 2007 in Kiel. Dazu haben sie einige weitere Spieler in ihren Reihen, die im Ausland spielen und internationale Erfahrung mitbringen. Insgesamt ein gutes Kollektiv. Man sollte sie nicht unterschätzen.


Sicherlich ist für die DHB-Auswahl noch alles möglich. Man darf aber jetzt nicht den Fehler machen, an das Halbfinale zu denken. Unser Team muss den freien Tag jetzt nutzen, um die Fehler der Vorrunde zu analysieren. Vielleicht ein kurzes Training, in dem man noch mal über die Schnittstellen spricht, die verbessert werden müssen. Jetzt gilt es konzentriert zu bleiben und sich von Spiel zu Spiel zu motivieren. Dabei ist es ganz wichtig, dass sich die Spieler gegenseitig pushen. Dann ist vielleicht doch noch eine Überraschung möglich, auch weil die Mannschaft kämpfen kann.


Ich hoffe, dass wir gegen Schweden die Initialzündung gesehen haben. Auch von den beiden Lemgoern Mimi Kraus und Holger Glandorf, die jetzt zu echten Leadern werden können. Es wird uns entgegenkommen, dass wir nun in der Hauptrunde nicht mehr die Favoritenrolle innehaben. Jetzt können wir befreit aufspielen. Allerdings muss das Team mindestens zwei Siege einfahren und zusätzlich noch auf ein bisschen Schützenhilfe hoffen.


Man merkt bei diesem Turnier, dass die Spitze in Europa sehr eng beisammen ist. Das gilt auch für die beiden anderen Gruppen. Jeder kann Jeden schlagen. Das macht es natürlich auch schwer, jetzt Prognosen über den Ausgang des Turnieres zu wagen. Das ist aber auch das Schöne an einer Europameisterschaft. Hier ist die Weltspitze vereint – und Spannung bis zum Schluss!

Bis zum nächsten Mal,

Euer Blacky

 

Kontakt

Copyright © 2017 netzathleten