Achtschanzentournee - Eric Frenzels Kolumne gettyimages.de

Achtschanzentournee - Eric Frenzels Kolumne

  • Eric Frenzel
Eric Frenzel gibt in seiner aktuellen Kolumne interessante Einblicke in die intensivste Phase der Saison-Vorbereitung.
Es wird Winter. Die Vorbereitungen auf die nächste Saison sind so weit vorangeschritten, dass wir bereits in unseren alljährlichen Wettkampfsimulationen sind. Innerhalb von 12 Tagen sind wir zu fünf Orten gereist, um auf sieben verschiedenen Schanzen Wettkämpfe durchzuführen. Wir simulieren den Weltcup und die damit verbundenen Anforderungen: 15 Sportler, 8 Betreuer, 1000 km im eigenen Auto gefahrene Kilometer, Check-In, Koffer auspacken, Arealbesichtigung, volle Konzentration auf den Schanzen, Probesprünge, Wettkämpfe, Koffer packen, Check out.

Klingenthal, Oberhof, Oberstdorf, Innsbruck, Garmisch standen als Reiseziele auf dem Programm mit Sprüngen auf Groß-und Normalschanzen.

Gegründet wurde diese Wettkampf-und Reisesimulation vor Jahren auf ursprünglich acht Schanzen, daher nennen wir diese Phase intern schlicht und einfach Achtschanzentournee, auch wenn wir mittlerweile nur sieben verschiedene Schanzenanlagen bespringen.

Die Arbeit auf den Schanzen ist grundlegend für die gesamte Saison. Der saisonbedingte Wechsel von Material, bestehend aus Ski, Schuhen und Anzug erfordert den Neuaufbau des Sprungs. Dazu geht man wieder auf die ursprünglichen Grundmuster des Sprungs zurück und lernt als Athlet den Sprung wieder neu. Man geht einen Schritt zurück, um danach viele neue Schritte machen zu können. Das alles im Setting ständig wechselnder Orte und Schanzen, Training unter Stress wird zum Alltagsprogramm.
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Ich bin sehr zufrieden mit dem Fortschritt des Springens. Schritt für Schritt habe ich an den richtigen Stellschrauben gedreht, das Gefühl für das Gesamtsystem bekommen. Ich bin im Plan mit allen wichtigen Komponenten, was das Springen anbelangt. Parallel dazu werden Kilometer abgespult, die Grundlagenausdauer wird kontinuierlich aufgebaut. In Hinsicht auf das Großereignis Olympische Spiele habe ich insgesamt die Trainingsumfänge beim Laufen im Vergleich zu den Vorjahren deutlich erhöht. Kilometer fressen für die Form.

Durch die intensive Trainingsarbeit entsteht derzeit ganz automatisch schon so etwas wie Wettkampfanspannung. Abends, wenn ich im Bett liege habe ich manchmal schon das Gefühl im Weltcup zu sein. Der Wettkampfmodus geht allmählich ins Blut über. Bewusste Entspannung suche ich daher auch schon. Nach den Telefonaten mit der Familie beschäftige ich mich mit Yoga-Figuren und progressiver Muskelrelaxation; ich achte darauf, dass ich früh ins Bett komme und mich nach Plan ernähre.

Der Ton in der Mannschaft wird ruhiger, man merkt, dass jeder maximal mit sich selbst beschäftigt ist. Es herrscht Ruhe vor dem Sturm. Jeder arbeitet akribisch und versucht überdies seine Mitte zu finden.

Nach der Achtschanzentournee kommt immer eine Phase der Regeneration im Kreis der Familie. Die Tage des Reisens waren anstrengend, die Ruhe ist willkommen.

Herzlichst
Eric

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