Sportarten im Test: Tejo – Explosiver Volkssport Kolumbiens netzathleten.de

Sportarten im Test: Tejo – Explosiver Volkssport Kolumbiens

  • Derk Hoberg
In unserer Reihe „Sportarten im Test“ geht es heute um Tejo, den explosiven Nationalsport Kolumbiens. Neben Fußball ist dieses Wurfspiel der wohl beliebteste Sport in Kolumbien. Wir stellen Euch das Spiel mit dem Knalleffekt vor. netzathleten-Redakteur Derk Hoberg testete das Spiel in Südamerika.

Beim Tejo knallt es ordentlich wenn man ins Ziel trifft. Warum es zur Explosion kommt wird klar, wenn man einen Blick auf die Zutaten für ein Tejo-Spiel wirft: Eisen und Schwarzpulver. Eine explosive Mischung, auch wenn der Sport selbst eher gemütlich von statten geht. Tejo ist eine Mischung aus Boule und Bowling, macht Spaß und die Geselligkeit steht im Vordergrund.

Was ist Tejo?

Der Tejo, Namensgeber des Sports, ist eine runde, zylinderförmige Scheibe. Sie wird in Richtung eines 19,5 Meter entfernten Zieles geworfen. Keine allzu leichte Aufgabe, schließlich ist das eigentliche Ziel ein nur 12-15 cm großer Metallring (Bocín), der im Zentrum eines Lehmkastens liegt. Am Rande dieses Ringes liegen vier sogenannte Mechas: mit Schwarzpulver gefüllte Papiertaschen, die – wenn man sie trifft – beim Aufprall des Tejos explodieren. Der Tejo selbst wiegt bis zu 1,5 Kilogramm, was das Treffen des Zieles zusätzlich erschwert.

Tejo spielten schon die Indios

Der Sport, der seit dem Jahr 2000 offizieller Nationalsport in Kolumbien ist, blickt auf eine lange Tradition zurück. Auf der Hochebene rund um die kolumbianische Hauptstadt Bogotá spielten kolumbianische Indios schon vor 500 Jahren „Turmequé“, den Vorläufer des heutigen Tejos. Heutzutage ist der Sport weit verbreitet, man findet Tejo-Anlagen in Bogotá, den umliegenden Regionen Boyacá und Cundinamarca, bis hin nach Ecuador, Peru und Venezuela. Dabei wird Tejo mittlerweile sogar in regionalen Ligen gespielt und auch Auswahlmannschaften messen ihre Geschicklichkeit in zahlreichen Turnieren.

So ist die Punkteverteilung beim Tejo

Einen, drei, sechs oder neun Punkte kann man während eines Tejo-Spiels erzielen. Wenn keiner der Spieler in den Metallring trifft, bekommt der Spieler einen Punkt, der dem Ring am nächsten gekommen ist. Trifft der Spieler eines der vier Mechas, die am Rande des Metallrings liegen, gibt es drei Punkte und zur Belohnung eine Explosion. Landet der Tejo im Zielring bekommt man sechs Punkte. Trifft man das Mecha und der Tejo verbleibt zusätzlich im Ring, erzielt man die Höchstpunktzahl von neun Punkten. Immer zu beachten ist allerdings, dass der im Lehm steckende Tejo einen bestimmten Neigungswinkel nicht überschreiten darf. Ebenso muss er möglichst gerade, ohne dass er sich überschlägt, ins Ziel geworfen werden.

Das Tejo-Video

 

Man fängt klein an beim Tejo

Nachdem ich mir beim Mini-Tejo (hier sind die Ziele nur 13 Meter voneinander entfernt) meine ersten beiden Mechas und die damit verbundenen Explosionen abgeholt hatte, begann ich das normale Tejo. Dis ist deutlich schwerer, wie sich alsbald herausstellte. Eine schwere Scheibe über eine Distanz von beinahe 20 Metern innerhalb eines Lehmkastens zu platzieren, erfordert einiges an Übung.

Beim normalen Tejo das Bocín, geschweige denn ein Mecha zu treffen, war ein Ding der Unmöglichkeit während meiner kurzen Tejo-Einheit. Zudem spielte ich zugegebenermaßen auch leicht an den Regeln vorbei. Meine Tejos wirbelten durch die Luft und flogen nicht wie erforderlich ruhig in Richtung Ziel. Mein Fazit: Tejo klingt leicht, hat aber seine Tücken und erfordert einiges an Übung. Aber Tejo macht Spaß und es ist ein geselliger Sport, bei dem es mehr auf Geschicklichkeit als auf Kraft oder Ausdauer ankommt. Auf eine Bekanntgabe des Ergebnisses verzichte ich an dieser Stelle, beim nächsten Kolumbien-Aufenthalt wird alles besser, so viel ist klar.

Ruhestörung wegen Tejo

Ein Problem gibt es aber beim Tejo. Wegen der zu erwartenden Ruhestörungen durch die lauten Explosionen gibt es eine Sperrstunde für die Tejo-Anlagen. Um spätestens ist 23 Uhr ist Schluss, schließlich knallt es recht häufig, wenn gute Tejo-Spieler versammelt sind.

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