Cheerleading – Trübe Hupfdohlen oder wahrer Sport? istockphoto.com/johncarleton

Cheerleading – Trübe Hupfdohlen oder wahrer Sport?

  • Maria Poursaiadi
Coole Moves, strahlendes Lächeln und sexy Outfits könnten sicherlich einige Attribute sein, die einem beim Wort „Cheerleading“ einfallen. Jedoch sind dies längst nicht alle Punkte, die das Cheerleading ausmachen, auch wenn man von dem einen oder anderen amerikanischen High-School Film in diese Richtung geleitet wird. Was hinter diesem Sport steckt und in welchen Dimensionen er hier in Deutschland praktiziert wird könnt Ihr hier erfahren.

Der Begriff „Cheerleading“

Das Wort „cheer“ in Cheerleading kommt aus dem Englischen und bedeutet Anfeuerung. Ein „Cheer“ ist sportfachbegrifflich als eine Kombination aus Worten und Bewegungen zu verstehen. Er wird meist in den Spielpausen, Auszeiten und anderen Unterbrechungen angestimmt und besteht meist aus mehreren Zeilen, die sich reimen. „Cheerleading“ ist damit also der „Sport des Anfeuerns“. Im Laufe der Zeit wurde das reine Anfeuern durch akrobatische und tänzerische Elemente erweitert.

Es begann in den USA

Das Cheerleading ist eine amerikanische Erfindung. Dort blickt man auf eine mehr als hundertjährige Geschichte des Sports zurück. In der Anfangsphase war das Cheerleaden – man mag es kaum glauben – eine reine Männerangelegenheit.
Die ersten Cheerleader waren eine Art „Einheizer“. Ihre Aufgabe bestand darin, das Publikum zu animieren und die Mannschaften mit Schlachtrufen zu unterstützen. Nach und nach wurden auch tänzerische Darbietungen eingebaut.
Erst in den 1920er Jahren sollten die ersten Frauen den Zugang zum Cheerleading finden. Das Markenzeichen der Cheerleader, die bunten, glänzenden Pompons, erschienen zum ersten Mal in den 30er Jahren. Bis heute gehören sie als Stilelement zur Cheerleader-Darbietung dazu.
Bis in den 60er Jahren gehörte Cheerleading in keine Leistungsklasse, denn bis dahin war noch nicht an Wettkämpfe zu denken. 1967 gab es meisterschaftsähnliche Veranstaltungen, wobei die Sieger nicht durch eine anerkannte Jury bewertet wurden, sondern durch einfache Publikums-Umfragen. Erst 1978 wurde die erste richtige Meisterschaft, die „National Collegiate Cheerleading Championsship“, ausgetragen. Seitdem wurde das Niveau des Sports kontinuierlich gesteigert. Das US-Cheerleading ist heute noch eines der leistungsstärksten und dient nacheifernden Sportlern anderer Länder als absolutes Vorbild. Heutzutage wird in den USA Cheerleading sogar als Leistungs-Fach in den Schulen und Universitäten angeboten.

 

Mit Pompons durch Deutschland
Vor gar nicht allzu langer Zeit nahm die Geschichte des Cheerleader-Sports auch bei uns ihren Lauf. 1980 wurden die ersten Cheerleader-Teams in Deutschland gegründet. „In der Anfangsphase konnte man noch nicht von Cheerleading auf Leistungsebene sprechen. Für die meisten Cheerleader-Teams schlossen sich seinerzeit Freundinnen von Footballspielern zusammen.“, erzählt uns Nicole Osthoff, Bundesjurykommissionsvorsitzende für Cheerleading. Vom anfänglichen „Herumgepuschel“ sind die heutigen deutschen Teams weit entfernt. Dank gezielter Jugendarbeit bringen Cheerleader-Teams mittlerweile, wie ihre amerikanischen Vorbilder auch akrobatische Elemente, wie geworfene Saltis und Schrauben zustande. Dass sich Deutschlands Cheerleader heute von ihrer Leistung her mit Konkurrenten anderer Länder messen lassen, zeigt uns vor allem die Teilnahme an den unterschiedlichsten Wettkämpfen bis hin zur Weltmeisterschaft. Bei der Weltmeisterschaft 2009, welche in Bremen stattgefunden hat, hat Deutschland zweimal Bronze, einmal einen vierten und zweimal einen sechsten Platz erringen können.


Das Cheerleader-Training

Cheerleading ist ein Knochen-Job, auch wenn man sich gerne vom Glanz und Glorie des Sports, von dem Dauerlächeln der Mädchen und Jungen und den bunten Pompons gerne täuschen lässt. Die permanente Akrobatik, begleitet von Tanzeinlagen, das Heben und Gehobenwerden, das Durchdrücken der Beine, wenn man eine Pyramide bildet und schließlich das Werfen und Geworfenwerden der einzelnen Teammitglieder, fordert dauernde körperliche Höchstleistungen und Konzentration ab und birgt durch die Geschwindigkeit des Sports immanente gesundheitliche Gefahren. Meterhohe Stürze von den menschlichen Pyramiden oder bei den jeweiligen Würfen, gehören zum Cheerleader-Alltag genauso, wie blaue Flecke im Gesicht eines Profiboxers.

Dementsprechend umfangreich gestaltet sich auch das Trainingsprogramm von Cheerleadern. „Auf Wettkampfebene belaufen sich die Trainingszeiten auf zwei bis viermal Mal die Woche und bis zu vier Stunden pro Einheit. Neben Kraft und Ausdauer werden Tänze, die sogenannten Rufe wie Cheers und Chants, Sprünge mit festgelegten Arm- und Beinhaltungen, Bodenturnen, Baskettosse (freie Würfe bei denen eine Person in der Luft ein akrobatisches Element ausführt), Stunts (statische Elemente, an denen entweder ein Mann und eine Frau, oder vier Frauen die eine weitere Frau halten beteiligt sind) und Pyramiden (statische Elemente, welche aus mehr als fünf Personen und bis zu drei Körperlängen hoch sein können bestehen)“, sagt Nicole Osthoff. Für eine Kür arbeiten die Teams teilweise bis zu vier Monate, bis sie endgültig steht.

Von Anerkennung keine Spur
Trotz zahlreicher Bemühungen um die Etablierung des Cheerleading in Deutschland, bleibt diese Sportart weiterhin ein absoluter Exot. Als eine von vielen Randsportarten erfährt sie nur wenig Aufmerksamkeit in den Medien und bei Sponsoren. Daher bewegt sich das Cheerleading in unseren Gefilden auch „nur“ auf einem höheren Amateurlevel und steht leistungstechnisch noch lange nicht auf einer Ebene mit dem amerikanischen Vorbild. „Es fehlen uns schlichtweg Gelder für professionelle Trainingsörtlichkeiten und somit ist die Leistung immer nur so gut, wie die Möglichkeiten, die sich bieten“, erklärt Nicole Oshoff. Trotzdem kann man die bisherige Entwicklung durchaus als einen Grundstein für noch zu erreichende Niveaus im Cheerleader-Sport verstehen. Es bleibt zu hoffen, dass durch den Einsatz und den Kampfgeist der heutigen Athleten in Zukunft ein größeres Publikum den Zugang zu diesem anerkennenswerten Sport findet.



Maria Poursaiadi

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