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Alkohol auf der Piste

  • Christian Riedel
Aprés Ski gehört für viele zu einem gelungenen Skitag dazu. Und oft wird auch schon mittags auf der Skihütte Bier oder der eine oder andere Glühwein getrunken. Dabei ist vielen nicht bewusst, wie gefährlich Alkohol auf der Piste wirklich sein kann.

Hüttengaudi und Aprés Ski Parties mit Jagatee, Glühwein und Bier prägen das Bild in vielen Skigebieten. Teilweise rühmen sich einige Wintersportorte sogar mit ihrem Partyimage. Da ist es kein Wunder, wenn viele Wintersportler betrunken oder zumindest verkatert auf Ski und Snowboard stehen. Auch wenn sie nur zum Ausklang eines gelungenen Skitags auf der Hütte mit einem Glas Glühwein anstoßen. Dabei unterschätzen viele die Gefahr, in die sie sich begeben, wenn sie alkoholisiert auf die Piste gehen.

Das macht sich auch in der Unfallstatistik bemerkbar. Laut der Schweizerischen Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme geschahen 2007 17 Prozent der Skiunfälle bei Männern und 12 Prozent bei den Frauen unter Alkoholeinwirkung. Kein Wunder, dass vielerorts bereits Alkoholkontrollen auf der Piste gefordert werden. Schließlich ist ein Unfall unter Alkoholeinwirkung kein Kavaliersdelikt und kann sogar mit Gefängnis bestraft werden. Gründe, warum man unter Alkoholeinfluss nichts auf der Piste verloren hat, gibt es viele:

Verzögerte Reaktion


Alkohol macht nicht nur fröhlich, sondern auch das Gehirn träge. Die Reaktionszeit verlangsamt sich deutlich. Schon bei 0,5 Promille, also 2 Gläsern Bier oder Glühwein, ist die Reaktionsfähigkeit deutlich verzögert. Auf der Piste kann das problematisch werden, da man bei hohen Geschwindigkeiten oft schnell reagieren muss, um Unfälle zu vermeiden. Zudem kann man Fehler auf der Piste oft nicht mehr rechtzeitig ausgleichen. Eine Eisplatte, überkreuzte Ski oder ein unerwarteter Sprung können nüchtern noch leichter aufgefangen werden als mit einem gewissen Promillespiegel.

Verschlechterte Sicht


Noch früher ist die Sicht beeinträchtigt. Bereits bei 0,3 Promille ist das Sehfeld eingeschränkt. Dadurch nimmt man in den Augenwinkeln (man spricht auch vom peripheren Sehen) weniger wahr und bekommt den so genannten Tunnelblick.

Beim Skifahren kommt noch dazu, dass auch die räumliche Wahrnehmung verzerrt ist. Man kann Entfernungen schlechter einschätzen, was das Unfallrisiko erhöht. Zudem ist die Hell-Dunkel Adaptation gestört. Wenn man vor der letzten Abfahrt in der Hütte noch etwas trinken geht, erschwert das das Fahren bei diffusem Licht oder wechselnden Sichtbedingungen. Auch das Kontrastsehen ist gestört. Unebenheiten auf der Piste werden spät oder gar nicht wahrgenommen.

Die Koordination


Mit ein paar Gläsern mehr kann auch die Koordination gestört sein. Man denke an einen volltrunkenen Zecher, der sich nicht mehr auf den Beinen halten kann. In diesem Zustand kann man sich natürlich auch nicht mehr auf Skiern halten. Aber die Koordination kann auch schon nach 1-2 Gläsern alkoholischer Getränke so stark beeinträchtigt sein, dass der Körper nicht mehr so reagiert, wie man es eigentlich gerne hätte.

Selbstüberschätzung


Wahrscheinlich hat der eine oder andere schon gemerkt, dass man sich unter Alkoholeinfluss besser, stärker und schneller fühlt. Kein Sprung ist zu hoch, keine Abfahrt zu steil und kein Tempo zu schnell. Leider spiegelt die neue Selbstwahrnehmung nicht mehr das tatsächliche fahrerische Können wider. Da sind Stürze und Unfälle vorprogrammiert.

Müdigkeit und Konzentration


Alkohol macht zwar kurzfristig munter und fröhlich, auf Dauer hat er jedoch eine sedierende Wirkung, er macht also müde. Darunter leidet auch die Konzentration. Die ist aber auf der Piste eine Grundvoraussetzung, um Unfälle und Stürze zu vermeiden.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Alkohol auf der Piste nichts verloren hat. Wer dennoch auf Glühwein oder Jagatee im Skiurlaub nicht verzichten will, sollte entweder bei einer Aprés Ski Party im Tal trinken oder wenigstens zum Tagesabschluss eines Skitages trinken, wenn kaum noch andere Fahrer auf der Piste unterwegs sind. Denn wenn man schon unter Alkoholeinfluss einen Unfall verursachen möchte, dann sollten wenigsten keine Unschuldigen betroffen sein.

Christian Riedel

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