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Alpine Skifahrer mit Atemwegsproblemen

  • Christian Riedel
Wer schon einmal im Hochgebirge unterwegs war, wird festgestellt haben, dass die Luft ab 2.000 m/NN deutlich dünner wird und das Atmen schwer fällt. Französische Wissenschaftler wollten nun herausfinden, ob der fehlende Sauerstoff zu Atemwegsverengungen bei Skialpinisten führen kann.

Skifahrer leiden häufig unter einer Atemwegsverengung. So lautet das Urteil der Wissenschaftler. Ihre erstmalig durchgeführte Studie zu Atemwegsverengungen bei Skialpinisten hat gezeigt, dass rund jeder zweite alpine Wintersportler unter der so genannten anstrengungsinduzierten Bronchialverengung (BV) leidet. Beunruhigend für die Forscher war, dass fast 75 Prozent der Skifahrer nichts von ihren Atemwegsbeschwerden wussten.

Bei der Bronchialverengung steigt der Atemwiderstand an. Das Atmen fällt schwerer und im Extremfall kann es sogar zu einer Sauerstoff-Unterversorgung kommen. Schon länger ist bekannt, dass andere Wintersportler wie Eisschnellläufer oder Langläufer, die ja ebenfalls in kalter Luft trainieren, häufig unter der Bronchialverengung leiden. Bei Tieren kann so ein Klima zu kleineren Atemwegsentzündungen, Gefäßverstopfung oder Hyperaktivität führen. Die französischen Wissenschaftler wollten nun herausfinden, ob auch alpine Skiläufer davon betroffen sein könnten, die ja bei ähnlichem Klima trainieren, aber weniger Ausdauerleistung bringen müssen.

Für ihre Studie begleiteten die französischen Forscher 31 hoch trainierte Skifahrer, die sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Bühne unterwegs sind. Bei den Alpinen wurden am Tag vor und 30 Minuten nach dem „Trace Catalane“-Rennen die Lungenfunktionsdaten gemessen. Das Skirennen wurde im Januar 2002 in Les Angles in Frankreich ausgetragen. 90 Prozent des Langzeitrennens fanden oberhalb von 2.100 m/NN statt. Jeder Teilnehmer war dabei durchschnittlich 159 Minuten unterwegs.

Um herauszufinden, wie es um die Atemfunktion der Teilnehmer bestellt war, mussten die Skialpinisten am Tag vor dem Wettkampf einen entsprechenden Fragebogen ausfüllen. Dabei mussten sie Fragen über mögliche Vorerkrankungen der Atemwege wie Asthma oder Bronchialverengung, Husten, Atemnot oder ein Engegefühl in der Brust während oder nach einer Trainingseinheit beantworten.

Alpinisten leiden häufig unter Asthma

Beim Test nach dem Wettkampf wurden die Skifahrer entweder als BV-positiv oder -negativ eingestuft. Dies hing von der so genannten Einsekundenkapazität (FEV 1) ab, der der wichtigste Wert zur Bestimmung der Lungenfunktion ist.

Die Ergebnisse zeigten deutlich, dass auch bei alpinen Skiläufern die Atmung beeinträchtigt ist. Schon vor der Untersuchung litten 6 Athleten unter Asthma oder BV. 3 Athleten waren deswegen sogar in medizinischer Behandlung.

Von den 31 Athleten wurden 16 als unbedenklich eingestuft (darunter auch 2 der 6 Asthma-Patienten). Dagegen wiesen 15 Skifahrer Werte auf, die auf eine Bronchialverengung hindeuteten. Nur bei vier dieser 15 Läufer wurden im Vortest Probleme in den Atemwegen festgestellt. Das bedeutet umgekehrt, dass die anderen 11 Athleten (73 Prozent) nicht wussten, dass ihre Atmung beeinträchtigt war, obwohl von den 11 Athleten zumindest 10 über Asthmasymptome nach dem Rennen berichteten.

Die Studie zeigt, so berichten die Mediziner im „International Journal of Sports Medicine 2005; Bd.26, S. 233-237“, dass es bei Wettkampf-Ski-Alpinisten, die regelmäßig kalten Wetterkonditionen ausgesetzt sind, nach Anstrengungen oft zu Atemwegsverengungen kommt. Problematisch kann dabei werden, dass bei drei Viertel der Athleten diese Probleme nicht richtig diagnostiziert wurden, obwohl sie von klaren Atemproblemen berichteten. Daher empfehlen die Wissenschaftler besonders Spitzenathleten, regelmäßig die Atemwege untersuchen zu lassen. Aber auch bei Hobby-Fahrern, die nach einer anstrengenden Abfahrt Probleme mit der Atmung haben, ist ein solches Screening zu empfehlen.

Christian Riedel

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