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Hautsache Sport – Tipps zu Sport mit Neurodermitis

  • Christian Riedel
Immer mehr Menschen leiden unter einer Neurodermitis. Da kommt natürlich die Frage auf, ob man mit der Hauterkrankung auch Sport machen darf. Schließlich wird die Haut durch Schweiß und häufiges Duschen zusätzlich gereizt. Worauf Betroffene beim Sport achten sollen, weiß Hautarzt Dr. med Andreas Degenhardt.

Die Neurodermitis ist schon beinahe so etwas wie eine Volkskrankheit geworden, die für die Betroffenen mehr als unangenehm ist. „Wir gehen davon aus, dass in Deutschland zwischen zwei und vier Prozent der Bevölkerung unter einer Neurodermitis leidet“, sagt Hautarzt Dr. Andreas Degenhardt. Und das ist nicht besonders angenehm. Denn die Haut juckt, schuppt und kratzt.

„Man weiß zwar nicht genau, was die Neurodermitis auslöst, aber man geht davon aus, dass es genetische Ursachen hat. Umweltverschmutzung und die damit verbundene Verunreinigung der Luft, eine schlechte Ernährung und ein Immunsystem, dass beispielsweise durch Stress und zu wenig Bewegung geschwächt ist, können das Risiko für eine Neurodermitis aber wohl erhöhen“, sagt der Haut-Experte. Da diese möglichen Auslöser für viele Menschen zum Alltag gehören, ist es kein Wunder, dass immer mehr unter der Neurodermitis leiden müssen. Betroffen sind aber auch bereits viele Kinder und Jugendliche, für die Stress noch nicht zum Alltag gehört.

Neurodermitis im Winter


Neurodermitis tritt besonders im Gesicht, den Armen, am Hals und im Dekolletee auf. „Bei der Neurodermitis produziert die Haut weniger Fett- und Feuchtfaktoren und trocknet deswegen schneller aus“, erklärt Dr. Degenhardt. Gerade im Herbst, wenn man nicht so oft an der frischen Luft ist, kann sich die Auswirkung verstärken. Denn trockene Heizungsluft ist ebenso schädlich für die Haut wie starkes Schwitzen und Wind. Die Haut beginnt zu jucken, wird porös oder schuppt. Im Extremfall können sich sogar Ekzeme bilden. Da Wind und Schwitzen beim Sport oft dazu gehören, ist klar, dass Sportler oft stärker unter der Neurodermitis leiden.

Auch nach dem Winter ist Vorsicht geboten, da die Haut bei den meisten durch die trockene Heizungsluft ohnehin stärker gereizt ist. „Wir kennen zwei Typen von Neurodermitis-Patienten, die unterschiedlich auf den Winter reagieren“, sagt Dr. Degenhardt. „Die einen vertragen den Winter besser und die Hautprobleme gehen zurück, da man weniger schwitzt. Diese Typ 1-Patienten sind aber deutlich in der Minderheit. Häufiger ist der Fall, dass die Neurodermitis im Winter durch die trockene Luft und zu wenig Bewegung stärker leidet.

Was kann man tun?


„Die richtige Pflege für die Haut ist bei der Neurodermitis besonders wichtig“, sagt Dr. Degenhardt. „Dazu gehört zunächst einmal, viel zu trinken, damit die Haut immer ausreichend Feuchtigkeit zur Verfügung hat. Durch Mineralwasser kann man zudem die ausgeschwitzten Mineralstoffe ersetzen. Zudem ist eine gute Hautcreme für Neurodermitis-Patienten enorm wichtig.“ Dr. Degenhardt empfiehlt hier Cremes, die Mineralstoffe enthalten. Zink, Algen oder Meersalz sind Inhaltsstoffe, die bei den Betroffenen die Neurodermitis lindern können. Auch spezielle Fette sind für die Haut sehr wichtig. Dazu gehören beispielsweise Sonnenblumenöl, Avocadoöl oder Ceramide.

Helfen Hausmittel?


Wie bei fast allen Krankheiten gibt es auch bei der Neurodermitis angeblich Hausmittel, die die Beschwerden lindern sollen. Eine Möglichkeit sind Umschläge mit Aloe Vera oder schwarzem Tee, da diese die Haut beruhigen und Entzündungen hemmen können. Aufpassen muss man dagegen mit Kamille, da einige Menschen allergisch darauf reagieren. Bevor man auch eine Eigentherapie startet, sollte man zunächst mit seinem Hausarzt oder einem Hautarzt darüber sprechen. Wichtig ist auf jeden Fall, nicht zu kratzen, auch wenn die Haut noch so sehr juckt. Denn durch das Kratzen kann man die Haut leicht beschädigen. Dadurch öffnet man sozusagen Viren, Bakterien oder Pilze die Tür, die über die Wunden leicht in den Körper gelangen können.

Was ist nun mit Sport


Es bleibt die Frage, ob Betroffene nun Sport treiben sollten oder nicht. „Grundsätzlich gibt es keinen Grund, warum man mit einer Neurodermitis keinen Sport treiben sollte“, sagt Dr. Degenhardt, „obwohl man ein paar Dinge beachten sollte. Zum einen duscht man sich öfter, wenn man regelmäßig Sport treibt. Duscht man aber zu lange und zu heiß, trocknet die Haut zusätzlich aus, was die Neurodermitis verschlimmern kann. Auch das Duschgel kann die Haut reizen. Daher sollte man nur kurz, mit lauwarmem Wasser duschen und ein pH-neutrales Waschgel benutzen.“

Wichtig ist auch, auf die richtige Kleidung zu achten. „Die Kleidung beim Sport muss auf jeden Fall atmungsaktiv sein“, erklärt der Dermatologe. „Ansonsten kann sich die Hitze unter dem Shirt stauen, was den Juckreiz verstärkt. Gleichzeitig wird der Schweiß nicht abtransportiert und die Salze bleiben auf der Haut, wo sie diese ebenfalls reizen können.“ Ganz schlecht sind Baumwollshirts, die sich mit Schweiß voll saugen und direkt auf der Haut kleben.

Ob Silberfäden in der Sportkleidung für Neurodermitis-Patienten gut geeignet sind, wird dagegen momentan stark diskutiert. „Lange Zeit wurde Funktionskleidung mit Silberfasern empfohlen, da diese entzündungshemmend sein sollen und antibakteriell wirken sollen“, sagt der Dermatologe. „Doch ich kann das nicht uneingeschränkt dazu raten. Möglicherweise sind die Silberfasern sogar schädlich, da sie die Haut reizen und beteiligte Bakterien resistent gegen Antibiotika werden können.“

Ab zum Sport

Wenn man darauf achtet, profitieren Neurodermitis-Patienten eher von der regelmäßigen Bewegung. „Grundsätzlich ist Sport kein Problem“, bestätigt auch Dr. Degenhardt. „Tatsächlich kann man durch regelmäßige Bewegung den Zustand der Haut verbessern. Die Durchblutung, der Stoffwechsel und die Versorgung mit Nährstoffen werden dadurch angeregt. Davon profitiert auch die Haut, da sie mehr Feuchtigkeit bekommt und ihre natürliche Schutzbarriere erneuern kann.“ Problematisch kann es nur bei einem schweren Entzündungsschub werden. Hier ist es oft besser, eine Pause einzulegen oder sich zumindest mit seinem Hausarzt entsprechend abzusprechen.

Details

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  • Star Vita: Dr. Degenhardt ist Facharzt für Hautkrankheiten und Spezialist für Allergologie und Phlebologie. Seine Tätigkeitsschwerpunkte liegen in der Medizinisch-Dermatologischen Kosmetologie (DDA) und in der Berufsdermatologie (ABD). Dr. Degenhardt ist Mitglied bei zahlreichen medizinischen Verbänden, u.a. dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen und der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Dermatologie.
  • Star Erfolge: Tätigkeitsschwerpunkt in der Medizinisch-Dermatologische Kosmetologie (DDA) und Berufsdermatologie (ABD)

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