Schweißgeruch liegt in der Luft shutterstock.com/Mia U

Schweißgeruch liegt in der Luft

  • Dr. Andreas Degenhardt
Um den Organismus beim Sport abzukühlen, produziert der Körper Schweiß. Das ist nicht nur unvermeidbar, sondern auch dringend notwendig, da dem Körper sonst kein anderes Kühlsystem zur Verfügung steht. Doch was ist, wenn der Schweißfluss nicht stoppen will und Schwitzen schon krankhaft wird?

Wenn man nach dem Kicken auf der Wiese mit der U-Bahn nach Hause fahren muss, hat man häufig ein Problem: ohne eine Möglichkeit zu Duschen rinnt der Schweiß noch von der Stirn. Die Feuchtigkeit, die man von sich gibt, wäre nicht so schlimm. Wenn da nur nicht dieser penetrante Schweiß-Geruch wäre.

Der eine oder andere hat diese Situation bestimmt schon erlebt – als Sportler oder als leidender Nebensitzer. Gerade nach dem Sport produziert der Körper deutlich mehr Schweiß als im Ruhezustand. Denn durch die Bewegung erhöht sich die Körpertemperatur. Dadurch werden die Schweißdrüsen angeregt und man schwitzt. Für den Körper ist das lebensnotwendig sagt Hautarzt Dr. Andreas Degenhardt: „Durch die Feuchtigkeit entsteht eine Verdunstungskälte auf der Haut, die die Körpertemperatur wieder auf ein normales Niveau senkt. Zu schwitzen ist also dringend notwendig, damit man innerlich nicht verbrennt.“

10 Liter Schweiß am Tag

Im menschlichen Körper befinden sich rund zwei bis vier Millionen Schweißdrüsen. Rund 10 Prozent davon sind die so genannten apokrinen Drüsen, die neben Flüssigkeit und Mineralien auch Duftstoffe wie den sexuellen Lockstoff, die Pheromone, abgeben. Diese Duft-Drüsen befinden sich in der Achsel, im Genital-, Brust- und Bauchnabel-Bereich. Die restlichen 90 Prozent der Schweißdrüsen, die ekkrinen Drüsen, sind über den Körper verteilt und sondern keine Pheromone ab. Der Anteil der jeweiligen Drüsen ist genetisch bedingt, so dass der eine oder andere einen deutlich höheren Anteil von Duft-Drüsen haben kann und beim Schwitzen auch mehr Geruch absondert. Jeder Mensch schwitzt am Tag rund 2 Liter Flüssigkeit aus. Bei hohen sportlichen Belastungen können es laut Dr. Degenhardt auch bis zu 10 Litern werden.

Nicht immer ist Schwitzen auch wirklich notwendig. Und so manch ein Sportler transpiriert mehr, als es bei der Trainingsbelastung eigentlich notwendig gewesen wäre. Schwitzen kann krankhaft werden. Was für die Umwelt eine geruchliche, ist für die Betroffenen oft eine große psychische Belastung. Schließlich will niemand als Stinker eingestuft werden.

„Zu viel oder zu starkes Schwitzen wird medizinisch als Hyperhidrose bezeichnet“, erklärt Hautarzt Dr. Degenhardt. „Davon können die ekkrinen oder beide Drüsenarten betroffen sein.“ Bei der Hyperhidrose kommt es auch im Ruhezustand zu einer anfallartigen Schweißbildung an Händen und Füßen oder am ganzen Körper. Bei mehr als 20mg Schweißbildung pro Minute an der Hand oder 50mg in der Achsel spricht man von krankhafter Schweißbildung. Häufig liegt dann eine Störung des sympathischen Nervensystems vor, das für die Schweißabsonderung zuständig ist. Aber auch durch eine starke psychische Belastung, beispielsweise vor einem bevorstehenden Wettkampf, kann es zu einer gesteigerten Schweißbildung kommen.


Auch Sport kann die Ursache für eine vermehrte Schweißbildung sein. Allerdings ist dieses Symptom nicht krankhaft, wie der Hautexperte Dr. Degenhardt erklärt: „Das sympathische Nervensystem ist lernfähig. Wenn man regelmäßig trainiert, sondert der Körper schneller vermehrt Schweiß ab, um das Kühlsystem schon am Anfang der Belastung zu aktivieren.“ Durch den höheren Schweißfluss ist es schwierig, bei Sportlern zwischen krankhaftem und normalem Schweißfluss zu unterscheiden. Nur im Ruhezustand lässt sich die Hyperhidrose zweifelsfrei feststellen.

Egal ob krankhaft oder durch viel Sport, wenn man zu viel schwitzt ist es für alle Beteiligten unangenehm. „Es gibt Möglichkeiten, den Schweißfluss einzudämmen“, sagt Dr. Degenhardt. „Unter ärztliche Aufsicht kann man übermäßiges Schwitzen reduzieren. Dabei ist es sekundär, ob der Schweißfluss krankhaft ist oder nicht. Wenn man körperlich oder psychisch unter einem Transpirationsproblem leidet, kann ein Hautarzt helfen.“

Medikamente oder Stromstöße


Ein gängiges Mittel gegen übermäßigen Schweiß ist Aluminiumchlorid. Dieses Aluminiumsalz ist frei in der Apotheke verkäuflich und wird als Flüssigkeit, in Gelform oder in einem Deodorant auf die über-aktiven Schweißdrüsen geschmiert. Je nach Intensität gibt es das Aluminiumchlorid in verschiedenen Konzentrationen. Es dringt in die Drüse ein und verstopft sie. Zu Beginn der Therapie muss man die entsprechende Region 2-3 Wochen jeden Tag einreiben, danach reichen 2-3 Behandlungen pro Woche. Die Erfolgschance bei dieser Therapie ist mit rund 95 Prozent recht hoch, allerdings kann es zu Hautirritationen kommen.

Eine andere Methode gegen den Schweiß ist Reizstrom, mit dem die Drüsen zunächst aktiviert werden. Nach mehreren Behandlungen sind die Drüsen weniger leicht reizbar und sondern auch weniger Schweiß ab. Auch hier ist zunächst ein tägliche Behandlung und später rund 2-3 Anwendungen pro Woche notwendig.

Weitere Methoden sind Medikamente gegen die Drüsenaktivität oder Botox, das in die betroffene Körperpartie gespritzt wird und dort die Drüsenmuskeln hemmt. Botox wird aber nur in seltenen Fällen angewendet.

Zuletzt kann man in der Achselhöhle die Schweißdrüsen auch operativ veröden. Anschließend werden die Drüsen ausgeschabt und abgesaugt. Weniger Drüsen bedeutet auch weniger Schweißbildung. Allerdings kann diese Behandlung nur in kleinen Arealen erfolgsversprechend angewendet werden.

Letztendlich ist es gerade bei Sportlern schwierig, zwischen krankhafter und natürlicher Schweißbildung zu unterscheiden. Laut Dr. Degenhardt zählt hier ausschließlich das subjektive empfinden: „Wer sich unwohl fühlt oder psychische Probleme hat, sollte einen Hautarzt aufsuchen.“ Dann kann man sich auch in der U-Bahn bedenkenlos überall hin setzen.

Christian Riedel

Details

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  • Star Vita: Dr. Degenhardt ist Facharzt für Hautkrankheiten und Spezialist für Allergologie und Phlebologie. Seine Tätigkeitsschwerpunkte liegen in der Medizinisch-Dermatologischen Kosmetologie (DDA) und in der Berufsdermatologie (ABD). Dr. Degenhardt ist Mitglied bei zahlreichen medizinischen Verbänden, u.a. dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen und der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Dermatologie.
  • Star Erfolge: Tätigkeitsschwerpunkt in der Medizinisch-Dermatologische Kosmetologie (DDA) und Berufsdermatologie (ABD)

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