Sicher aus dem Schnee – Erste Hilfe bei Lawinenunfällen picture alliance

Sicher aus dem Schnee – Erste Hilfe bei Lawinenunfällen

  • Christian Riedel
In jedem Jahr kosten Lawinen vielen Wintersportlern das Leben. Einmal von einer Lawine verschüttet, kommt meist jede Hilfe zu spät. Doch wenn man weiß, wie man bei einem Lawinenunfall Erste Hilfe leistet, kann man noch so manches Leben retten.

Von einer Lawine überrollt zu werden, ist der Albtraum jedes Wintersportlers. Wer einmal unter einer Lawine begraben ist, hat so gut wie keine Chance, sich aus eigener Kraft zu befreien. Der Schnee wird hart wie Beton und man kann keinen Finger rühren. So hat man bereits Lawinenopfer gefunden, die nur 20cm tief unter der Oberfläche lagen, sich aber dennoch nicht befreien konnten. Mit etwas Glück hat man unter der Achsel eine kleine Atemhöhle, um Luft für einige Minuten zu haben. Doch die Kälte und der fehlende Sauerstoff senken die Überlebenschancen mit jeder Minute. Wer nach rund 15 Minuten nicht gerettet wurde, hat kaum eine Chance, noch lebend geborgen zu werden.

Man ist man bei der Rettung also auf fremde Hilfe angewiesen. Dabei kann aber jeder Wintersportler den wichtigsten Beitrag zur Kameradenhilfe leisten. Dieser besteht im Tragen eines LVS (Lawinen-Verschütteten-Suchgerät). Nur wer dieses Gerät trägt, kann auch schnell gefunden werden. Bei jeder Tiefschneeabfahrt sollte das LVS getragen werden, und bei einer Skitour gehört es zur unverzichtbaren Grundausrüstung.

Funktionen des LVS


Das LVS hat zwei Haupt-Funktionen. Solange das LVS umgeschnallt ist, sendet es ein Signal aus, das von den Rettungskräften schnell und genau geortet werden kann. Wird es abgenommen und der Kontakt des Gurts aus dem LVS gezogen, dient es als Empfänger für LVS-Signale. So kann jeder, der ein LVS in der Hand trägt, auch gleichzeitig seine verschütteten Kameraden orten.

Neben dem LVS haben Rettungskräfte in der Regel immer Suchhunde dabei, um verschüttete Wintersportler ohne LVS zu suchen. Doch trotz ihrer extrem gut entwickelten Geruchsorgane, ist die Erfolgsquote der Suchhunde geringer als die der modernen Technik. Insofern sollte man sich besser gut ausrüsten, bevor man ins Gelände fährt.

Bei einem Lawinenunglück zählt wie bereits erwähnt jede Minute. Die meisten Opfer ersticken unter den Schneemassen, bevor sie erfrieren. Leider dauert es oft zu lange, bis die Rettungskräfte an der Unfallstelle ankommen. Gerade bei abgelegenen Touren können die Bergrettungskräfte meistens nur noch die Todesopfer bergen. Wer verschüttet wird, ist nicht nur auf sein LVS, sondern auch auf seine Kameraden angewiesen, die nicht verschüttet wurden. Auch wenn das LVS eine Empfängerfunktion hat, bedarf es immer etwas Übung, um damit auch richtig umgehen zu können. Denn es ist nicht einfach, die Pieptöne richtig zu deuten und die Kameraden schnell zu finden. Insofern sollte jeder Tourenfahrer zumindest einen Grundkurs in Lawinenkunde und im Umgang mit dem LVS absolviert haben und damit regelmäßig üben. Nur so kann man die Freunde und Kollegen schnell finden und ihnen wenigstens mit dem Skistock einen Atemweg frei schaffen.

Verhalten nach einer Lawine


Wenn man von einer Lawine nicht erfasst wurde und wenn kein weiterer Lawinenabgang droht, sollte man zunächst die Verschütteten suchen und ihnen ein Luftloch schaffen. Danach kann man damit beginnen, die Opfer zu befreien. Hier ist es besser, von der Seite und nicht direkt von oben zu graben. Ansonsten besteht die Gefahr, dass das Luftloch zerstört oder durch nachrutschenden Schnee verstopft wird. Außerdem kann man die Verletzungsgefahr verringern, wenn man mit dem spitzen Spaten, der zu jeder Lawinenausrüstung gehört, nicht direkt auf das Opfer zu gräbt.

Hat man sich zum Verschütteten vorgearbeitet, sollte man zunächst den Kopf freilegen und schauen, ob Schnee in der Mundhöhle oder in die Nase gelangt ist und dort das Atmen erschwert. Sind die Atemwege frei, kann man die Vitalzeichen kontrollieren. Hier ist aber Vorsicht geboten. Denn bei großer Kälte können die Vitalzeichen vorübergehend aussetzen. Oft werden Lawinenopfer fälschlicherweise für tot gehalten. Doch man kann so manch einen unterkühlten Wintersportler reanimieren, ohne dass Folgeschäden zurück bleiben.

Sind die Vitalzeichen stabil, kann man weitere Erste-Hilfe-Maßnahmen vornehmen. Hier ist es wichtig, das Opfer vor der Kälte zu schützen. Im Schnee herrschen im Allgemeinen wärmere Temperaturen als an der kalten Luft. Um ein starkes Absinken der Körpertemperatur zu verhindern, braucht das Unfallopfer eine warme Jacke oder eine Decke. Auf keinen Fall sollte sich das Lawinenopfer bewegen. Denn durch Bewegung wird auch der Blutkreislauf angeregt. Nun kann es passieren, dass sich das kalte Blut in den Extremitäten mit dem wärmeren Blut im Körperinneren vermischt. Das kann zu einem Schock und sogar zu einem Herzstillstand führen. Man spricht hierbei auch vom „Bergungstod“. Bis der Notarzt eintrifft, sollte man maximal die Vitalzeichen regelmäßig prüfen.

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