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Zu dick wegen Vitaminmangel?

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Der Körper ist schlapp, der Akku leer. Frühjahrsmüdigkeit, denkt man und schlurft gereizt um den Spiegel herum, weil die Hose viel zu knapp sitzt. Dabei ist nicht die Jahreszeit schuld, sondern Vitaminmangel!

Knapp 50 Prozent der Bundesdeutschen, Kinder wie Erwachsene, sind unterversorgt, weitere 15 bis 30 Prozent leiden unter ausgeprägten Defiziten. Sie bekommen zu wenig von dem vielleicht wirkungsvollsten und vielseitigsten Vitamin, das wir kennen. Ein ausreichend hoher Spiegel schützt vor Krebs, Herzinfarkt, Diabetes, Autoimmunerkrankungen, Virusgrippe und seelischen Schieflagen, härtet die Knochen und – kaum zu glauben – macht schlank.

Es geht um Vitamin D und einen Mangel, dessen Folgen kaum ein Arzt im Blick hat. Dabei zählt Vitamin-D-Mangel bereits zu den verbreitetesten Gesundheitsstörungen der Welt. Das sagt nicht etwa ein Vitaminpillenhersteller, sondern der seit Jahrzehnten weltweit führende Experte auf diesem Gebiet, Michael F. Holick, Medizinprofessor und Biophysiker an der Universität Boston.

Wie konnte es dazu kommen? Schließlich stellt der Körper seinen Bedarf an dem Vielzweckvitamin locker selbst her, wenn man ihm die Chance dazu gibt. Man muss dafür nur an zwei, drei Tagen die Woche seine bloßen Arme und Beine für 15 bis 30 Minuten ins Tageslicht halten. Schon diese kurze Zeit reicht, um genug von dem fettlöslichen Vitamin zu produzieren, um fit zu bleiben.

Stubenhocker sind gefährdet

Wer morgens vom Auto an den Schreibtisch geht, die Mittagspause in der Kantine verbringt oder zum Shoppen nutzt und auch den Rest des Tages in geschlossenen Räumen lebt, dessen Vitamin-D-Produktion sinkt selbst im Hochsommer auf null. Weil viele Frauen Angst vor Falten haben, tragen sie auf die wenigen freien Hautflächen auch noch Pflegecremes mit Lichtschutzfaktor auf. Keine gute Idee! Denn ein LSF von 8 reduziert die Vitaminproduktion um 97,5 Prozent, beim durchaus üblichen LSF 15 sind es 99,5 Prozent. Auch überzogene Warnungen vor Hautkrebs haben an dem Fiasko mitgewirkt, denn Sonnencremes verhindern die Vitaminproduktion.

Als Gesundheitswächter der Bundesregierung warnt das Robert-Koch-Institut schon lange, US-Wissenschaftler sprechen von einer neuen Epidemie. Im März rief das Europäische Parlament in Brüssel führende Ärzte zu einem Workshop zusammen, um endlich Abhilfe zu schaffen. Der Grund: Eine europäische Studie errechnete bei besserer Vitamin-D-Versorgung Milliardenersparnisse für die Gesundheitssysteme. Allein in Deutschland könnte sich die Summe auf knapp 40 Milliarden belaufen. Die deutsche EU-Parlamentarierin Antje Weißgerber dazu: „Vitamin-D-Mangel ist ein Problem in allen Mitgliedstaaten der EU. Gerade darum sollten wir die europäische Ebene nutzen, um auf das Problem aufmerksam zu machen.“


Gesundheit und eine straffe Figur

Im Blut lichtscheuer Bürohocker, Computer-Kids und Sonnenschutz-Fans schwimmt nicht genug Vitamin D. Aber macht das dick? Bekannt ist schon lange, dass die meisten Menschen ihre Stoffwechselrate verringern, wenn sie nicht nach draußen ans Licht kommen. Darüber hinaus blockiert der Vitaminmangel den wichtigsten Appetitzügler des Körpers, das Leptin. Nur wenn die Vitaminspeicher voll sind, funkt dieser Botenstoff seinen Befehl rechtzeitig ans Gehirn. Und der heißt: Essen einstellen! Ab sofort Energie aus den Fettdepots holen! Gleichzeitig reguliert das blitzschnelle Sättigungssignal als Gegenspieler des Insulins auch noch den Zuckerstoffwechsel – allerdings nur, wenn genug Vitamin D vorhanden ist.

Wie tief das Vitamin in den Energiestoffwechsel eingreift, konnten Molekularbiologen der Universität Chicago an Mäusen zeigen. Bekamen die Nager genug, bildeten sie in der Jugend weniger Fettzellen und verbrannten lebenslang mehr Kalorien. Umgekehrt fanden kanadische Forscher hohe Fetteinlagerungen in den Muskeln junger Frauen, wenn ihr Vitaminspiegel niedrig war. Vitamin D ist also wahrscheinlich das beste natürliche Schlankheitsmittel, das wir uns wünschen können. Unser Körper produziert es kostenlos, wenn wir oft genug in die Sonne gehen. Überhaupt: Könnte es sein, dass nicht ungezügelter Appetit, sondern Vitamin-D-Mangel am rasant ansteigenden Übergewicht der Industrienationen schuld ist? Dafür spricht einiges! Also ab nach draußen, mehr Licht ins Leben bringen!

Gründe für Vitamin-D-Mangel

# Mit gesundem Essen lässt sich der Bedarf kaum decken.

# Von November bis Mai reicht das Tageslicht in ganz Nordeuropa nicht.

# Übergewicht entzieht dem Stoffwechsel Vitamin D; im Vergleich zu Schlanken benötigen Dicke die doppelte bis dreifache Menge.

# Mit steigendem Alter sinkt die Fähigkeit, das Vitamin herzustellen, bis auf ein Viertel.

 

So vermeiden Sie Vitamin-D-Mangel!

#Radeln, Laufen, Skaten und Herumspielen in der Sonne ist jetzt im Frühling wichtiger als jedes Workout im Fitness-Studio. Nur draußen bekommt der Körper den Energiekick, den er braucht.

#Langes „Braten“ in der Sonne ist unnötig und schadet der Haut. Dagegen produzieren schon kurze Lichtbäder im Freien Vitamin D, selbst wenn der Himmel bedeckt ist. Wer in der Mittagspause draußen eine Runde in strammem Tempo marschiert, wird mit einem frischen Teint und einer netten kleinen Dosis Euphorie belohnt. Also nicht dick einmummeln und keinen Sonnenschutz verwenden!

#Lassen Sie auch in der kühlen Jahreszeit regelmäßig für ein paar Minuten Tageslicht an die Körperhaut. Das gelingt am besten nach der Sauna, in einer geschützten Ecke des Balkons oder am weit geöffneten Fenster. Nicht nur Sonne, auch zehn bis zwanzig Minuten helles Tageslicht füllen die Vitaminspeicher.

#Verwenden Sie Sonnenschutzcreme nicht – wie es auf der Packung steht – bevor sie in die Sonne gehen. Lassen Sie – je nach Hauttyp – erst für fünf bis zehn Minuten Licht an die Körperhaut und cremen Sie erst dann. Übrigens schützt ein optimaler Vitamin-D-Spiegel vor Hautkrebs.

Elisabeth Lange

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